Berlin. Ergreift der Papst einseitig Partei für die Palästinenser? Das werfen ihn zumindest Kritiker vor. Der Anlass: Ein Jesuskind im Pali-Tuch.

Ein umstrittenes Palästinensertuch ist mitsamt dem Christkind aus der Krippe in der vatikanischen Audienzhalle entfernt worden. Bei der Generalaudienz am Mittwochmorgen mit Papst Franziskus war das „Kufiya“ genannte Stück Stoff nicht mehr zu sehen – auch das Jesuskind fehlte.

Das schwarz-weiße Tuch in der von zwei Künstlern aus Bethlehem gestalteten Krippe lag bei der Übergabe am Samstag an den Papst unter der Figur des Kindes. Dies löste teils heftige Kritik vor allem von Vertretern des Judentums aus, die dem Vatikan einseitige Parteinahme zugunsten der Palästinenser vorwarfen.

Die Kufiya ist eine Kopfbedeckung, die im gesamten arabischen Kulturraum traditionell von Männern als Schutz gegen Sonne, Sand und Wind getragen wurde und auch heute noch weit verbreitet ist. Ihren Ursprung hat sie in der irakischen Stadt Kufa.

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Eine politische Bedeutung erhielt der Stoff, als sich im arabischen Kampf gegen die britische Mandatsmacht die Städter in den 1930er Jahren der Landbevölkerung anschlossen. Die Einheitlichkeit stärkte das Nationalgefühl und erschwerte es den Briten, Aufständische zu identifizieren.

Kultstatus erhielt die Kufiya durch Palästinenserführer Jassir Arafat (1929-2004). Die schwarz-weiße palästinensische Variante wurde zum Symbol für die palästinensische Sache und neu als Schal getragen, auch von Frauen. International wurde das „Pali-Tuch“, „Palästinensertuch“ oder „Arafattuch“ vor allem in der linken Szene sowie in der 68er-Studentenbewegung zum Symbol der Solidarität mit den Palästinensern im Kampf um nationale Unabhängigkeit. Proisraelische Akteure sehen in dem Tuch indes ein Symbol palästinensischen Terrors.

Papst Franziskus betont, im Nahostkonflikt eine neutrale Haltung zu haben. Mitte November hatte er in seinem neuen Buch gefordert, Völkermord-Vorwürfe gegen Israel sorgfältig zu prüfen.

lro/kna