Hamburg. Sensationeller Fund in Asyut: Doppelte Särge einer ägyptischen Adligen enthüllen Geheimnisse des Jenseits.
Vom Leben nach dem Tod hatten die Ägypten in vielen Epochen eine konkrete Vorstellung. Davon zeugen jahrhundertelange Ausgrabungen im Land, die zahlreiche Gräber und Artefakte hervorbrachten. Diese erlaubten Rückschlüsse auf die Bestattungsrituale und die Vorstellungen vom Leben nach dem Tod.
Der neueste Fund durch ein Team der Universität von Sohag in Ägypten und der Freien Universität Berlin im ägyptischen Asyut überraschte die Forscher aufgrund der außergewöhnlichen Bestattung einer Gouverneurstochter aus dem Mittleren Reich Ägyptens (ca. 2030 bis 1640 v. Chr.).
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Forscher staunen über Grab mit außergewöhnlicher Bestattung
Das rund 4000 Jahre alte Grab gehörte „Idi“ bzw. „Idy“, der Tochter eines lokalen Gouverneurs, die im Mittleren Reich Ägyptens (ca. 2030 bis 1640 v. Chr.) lebte. Laut ersten wissenschaftlichen Erkenntnissen fällt die Zeit ihres Lebens in die Herrschaft von Senwosret I. (ca. 1961 bis 1917 v. Chr.) und ihr Vater war Djefai-Hapi I., der Gouverneur von Asyut.
Wie Vertreter des ägyptischen Ministeriums für Tourismus und Altertümer in einer Erklärung auf Facebook veröffentlichten, wurde Idi in zwei Särgen begraben. Der kleinere Sarg mit einer Länge von 2,30 Meter befand sich im Inneren des größeren Sarges mit einer Größe von 2,60 Meter. Die außergewöhnliche Bestattung sowie die Funde vor Ort wecken das Interesse von Experten weltweit.
Teile des Skelettes aus dem Grab, das bereits in der Antike ausgeraubt wurde, konnten bereits analysiert werden. Demnach starb die Frau wahrscheinlich vor ihrem 40. Lebensjahr und hatte einen angeborenen Defekt an einem Fuß.
Verborgene Grabkammer entdeckt: Sargtexte und Figuren wecken das Interesse der Forschung
Der seltene Fund beschäftigt bereits Forscher weltweit, die nicht an den Ausgrabungen beteiligt waren. „Der Fund von zwei intakten Särgen aus dem Mittleren Reich ist außergewöhnlich“, erklärt Kathlyn Cooney, Professorin für altägyptische Kunst und Architektur an der UCLA. Diese Särge „scheinen nicht nur gut erhalten zu sein, sondern [sind] mit komplizierten Sargtexten bedeckt, die den Verstorbenen halfen, ihren Weg in das Reich der Unterwelt zu finden“, sagte Cooney.
„Es ist immer möglich, dass Ägyptologen neue Varianten finden, und diese helfen uns, besser zu verstehen, was die alten Ägypter befürchteten – dass sie ihr ewiges Paradies nicht erreichen könnten, oder was sie in der Unterwelt zu brauchen glaubten“, meint Caroline Arbuckle, eine Assistenzprofessorin für Geschichte an der Universität von Saskatchewan.
Zwei gefundene Holzfiguren lassen verschiedene Theorien zu. Sollte es sich bei einer der Figuren um Idi handeln, würde sie „einen sehr begrenzten Datensatz von Grabbeigaben ergänzen, die vermutlich die Verstorbene darstellen“, erklärt Cooney gegenüber Live Science.
„Ich frage mich, ob diese Statue nicht die Seele von Idi darstellt, die aus dem Grab herauskommt“, so ein Ägyptologieprofessor an der Kore Universität von Enna in Italien. Gestützt wird die These durch Wolfram Grajetzki, ein Ägyptologe und ehrenamtlicher Senior Research Fellow am University College London. Die Hieroglyphen des Sarges bezeichnen Idi als „Dame des Hauses“.
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Ausgrabungen im ägyptischen Asyut haben bereits mehrere Gräber und seltene Funde zutage gefördert, die in den Museen in aller Welt zu bewundern sind. Die modernen Wissenschaften und Technologien erlauben eine deutlich bessere Analyse und Auswertung als noch vor 130 Jahren, als hier die ersten Ausgrabungen stattfanden.