Hamburg. Archäologen rätseln über einen 4000 Jahre alten Fund. Entlarven die ausgegrabenen Artefakte einen hartnäckigen Mythos?
Archäologen haben an verschiedenen Orten der Halbinsel Abşeron und im Gobustan-Reservat in Aserbaidschan Felsmuster entdeckt, die auf rund 2000 v. Chr. datiert werden. Diese Muster ähneln stark einem Fund aus Ägypten, der das vermutlich älteste bekannte Brettspiel zeigt, basierend auf den Zeichnungen antiker Jagdhunde und Schakale. Ein eindrucksvoller Hinweis darauf, wie weit verbreitet solche Spiele einst waren.
Die Geschichte der Brettspiele reicht Tausende von Jahren zurück und nimmt bis heute noch eine bedeutende gesellschaftliche Rolle ein. Was ursprünglich wohl mit einfachen Mustern im Sand begonnen hat, entwickelte sich zu einem wichtigen Mittel, um soziale Bindungen zu schaffen – unabhängig von sozialen Schichten.
Die neuesten Forschungen zu diesem antiken Brettspiel wurden von den Archäologen Walter Crist von der Universität Leiden in den Niederlanden und Rahman Abdullayev von der Minnesota Historical Society im „European Journal of Archaeology“ veröffentlicht. Ihre Arbeit betont die zentrale Rolle, die Brettspiele bei der sozialen Interaktion über verschiedene Kulturen und Zeiten hinweggespielt haben.
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Forscher erstaunt: Fund stellt Ursprünge des Brettspiels infrage
Vor einigen Jahren wurde in einem Grab eines Regierungsbeamten im alten Ägypten ein Brettspiel gefunden, das bislang als die älteste Version eines Brettspiels galt. Die neuen Fundorte stellen nun allerdings den eigentlichen Ursprung in Ägypten infrage, denn laut neuesten Erkenntnissen scheint das Spiel, das wissenschaftlich als „58 Löcher“ bekannt ist, im südwestlichen Asien entstanden zu sein.
Bis heute sind rund 70 Spielbretter des Spiels „Hunde und Schakale“ entdeckt worden, viele davon in Ägypten. Eines der ältesten datierten Exemplare wurde in einem Grab in Al-Asasif gefunden und stammt aus der Zeit zwischen 2064 und 1952 v. Chr. Aufgrund dieser Funde wurde lange angenommen, dass das Spiel seinen Ursprung in Ägypten hat und sich von dort aus verbreitet hat. Der neue Fund stellt die Archäologen demnach vor ein großes Rätsel.
Wissenschaftler erkennen hohen sozialen Stellenwert von Brettspielen
Die neuesten Forschungen dienen als Beleg für den hohen sozialen Stellenwert von Brettspielen. Der rege Austausch untereinander, die regionale Beliebtheit und Verbreitung sowie das Spielen in allen sozialen Schichten sind Beweise für die Verbreitung von Brettspielen.
„Zu bestimmten Zeiten in der Antike waren bestimmte Spiele regional beliebt, was darauf hindeutet, dass sie dazu beitrugen, Kulturen, die regelmäßig miteinander interagierten, miteinander zu verbinden“, schreiben Crist und Abdullayev in ihrem Beitrag.
Die Fundorte der aserbaidschanischen Entdeckungen lassen darauf schließen, dass das Spiel in allen Gesellschaftsschichten verbreitet war. In Çapmalı wurde ein Spielbrett in einer Höhle entdeckt, die von Viehhirten als Winterlager genutzt wurde, während in Yeni Türkan und Dübəndi Spielbretter in Gräbern wohlhabender Personen gefunden wurden.
„Die schnelle Verbreitung dieses Spiels zeugt von der Fähigkeit von Spielen, als soziales Schmiermittel zu fungieren und Interaktionen über soziale Grenzen hinweg zu erleichtern“, heißt es in den Forschungsergebnissen, die im „European Journal of Archaeology“ veröffentlicht wurden.
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