Sprötze. Im „Vierdörfer Dönz“ geht es um Gemeinschaft, Geschichte und Geschehen rund um Sprötze. Verein bringt das Haus jetzt besser zur Geltung
Wie kann man ein Haus sichtbarer machen, wenn man eine Mauer und zwei Bäume davorsetzt? Was paradox klingt, ist schnell erklärt: Indem die halbhohe Mauer und die Linden ein klobiges Sichthindernis und einen unschönen Zaun ersetzen. Die Mitglieder des Heimatkundevereins „Vierdörfer Dönz“ hatten am Freitag deshalb allen Grund, sich auf die Schulter zu klopfen und mit einer Tasse Kaffee anzustoßen. Sie haben noch viel vor: Mehr noch, als Vergangenes zu bewahren, soll ihr Haus die Zukunft des Gemeinwesens retten.
Drestedt, Kakenstorf, Sprötze und Trelde schlossen sich einst zusammen
Muss es eigentlich „das Vierdörfer Dönz“ heißen, oder „die“? Eine Frage für Spitzfinder: „Dönz“ ist ein Heidjer-Wort für „Gute Stube“ ein slawischer Begriff, der sich hier in einer Zeit, in der Wenden und Niedersachsen noch Dorf an Dorf lebten, ins regionale Platt übertrug. Also „die“. Anderseits ist mit „Vierdörfer Dönz“ das ganze Haus gemeint, also „das“. Erst recht „das Museum Vierdörfer Dönz“.
Vierdörfer, weil Sprötze einst zusammen mit Trelde, Kakenstorf und Drestedt eine Frühform der Samtgemeinde bildete und sich auch „Vierdörfergemeinschaft“ nannte. Diese Gemeinschaft auf Augenhöhe kam ins Ungleichgewicht, als Sprötze einen bahnhof erhielt und schneller wuchs, als die anderen drei Dörfer. Dennoch fühlt man sich bis heute einander verbunden und das, obwohl man mittlerweile entweder Ortsteil von Buchholz (Sprötze, Trelde) oder Teil der Samtgemeinden Tostedt (Kakenstorf) oder gar Hollenstedt (Drestedt) ist.
Von 1760 bis 2012 war das Haus durchgehend bewohnt
Das Haus an der Niedersachsenstraße 20 ist ein kleines Zweiständerhaus, typisch für niedersächsische Dörfer, errichtet von einem „Häusner“, einem Mann, der zwar für einen Großbauern arbeitete, aber nicht dessen Knecht war, sondern sein eigenes Haus sowie etwas eigenes Vieh und Land besaß. Von 1760 bis 2012 war das Haus durchgehend bewohnt, dann übernahm es der Heimatkundeverein, der zuvor nacheinander in einer anderen Scheune und im Sprötzer Bahnhof zu Hause war.
Der Umbau zum Museum nahm Zeit in Anspruch. 2014 konnte das Haus öffnen. Es standen aber immer noch ein klobiger Schuppen und ein unansehnlicher Drahtzaun zwischen Straße und Haus. Das hat sich nun geändert: Mit Fördermitteln des Naturparks Lüneburger Heide, der Europäischen Union sowie der Stiftungen der Umweltlotterie Bingo und der Sparkasse Harburg-Buxtehude wurde eine regional- und zeittypische Feldsteinmauer errichtet und zwei Linden bestellt. Von den 41.000 Euro Gesamtkosten muss der Verein selbst nur noch 6600 aufbringen.
Artenvielfalt, Kultur und Kaffeeklatsch bringen die Leute zusammen
Fertig ist der Verein damit noch nicht: „Hier fehlt noch ein Weidetor in der Einfahrt und wir wollen Spielgeräte aufstellen, damit Kinder hier etwas Abwechslung finden“, sagt Thomas Söller vom Verein „Vierdörfer Dönz“.
Bäume und Feldsteinmauer haben viel mehr, als nur eine optische Funktion, erklärt Söller: „Die Ritzen und Nischen in einer Feldsteinmauer bieten Insekten und anderen Kleintieren Lebensraum und trage so zur Artenvielfalt bei, ebenso, wie die Linden.“
Passend dazu hat sich auch die Sprötzer Bienen-Initiative schon beim „Vierdörfer Dönz“ angedockt und der Verein will selbst noch eine Garten- und Insektengruppe gründen, um die Artenvielfalt rund um das Haus zu fördern. „Wir wollen hier mehr machen, als einfach nur Dinge aus der Vergangenheit auszustellen“, sagt Vorständin Ute Schwermer-Vietheer. „Wir wollen ein Treffpunkt für die Menschen aus unseren vier Dörfern sein.“
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Das letzte Gasthaus in Sprötze schloss vor einigen Jahren, in den anderen Dörfern sieht es nicht viel besser aus und sobald der Supermarkt schließt, gibt es nicht mehr viel soziales Leben in Sprötze und umzu. Dass der Bedarf an Dorfgemeinschaft allerdings vorhanden ist, merken die Ehrenamtlichen bei ihrem monatlichen „Dönz-Café“ oder bei den kulturellen Veranstaltungen im Haus. „Der Zuspruch zeigt uns, dass wir da einen Nerv getroffen haben“, sagt Ute Schwermer-Vietherr.
Aus demselben Fördertopf-Consortium, wie das „Vierdörfer Dönz“ erhielt jetzt übrigens auch das Freilichtmuseum „Sniers Hus“ in Seppensen eine historische Feldsteinmauer. Auch zwei Linden sollen hier noch kommen. Aber da waren die Sprötzer schneller.