Sprötze. Neuer Vorstand des Heimatmuseum in Sprötze will das alte Häuslingshaus für Veranstaltungen nutzen. Mitstreiter gesucht
Es könnte ein neuer Treffpunkt für die Menschen im Westen von Buchholz werden, ein Ort, an dem gemeinsam gefeiert wird, gebastelt und geschnackt, an dem gegärtnert und gebacken wird. Konzerte sollen hier stattfinden und Lesungen, Stammtische und Ortsratssitzungen. Das Haus soll offen sein für Schulen und Kitas, die hier, umgeben von Büchern und Urkunden, historischen Möbeln und altem Werkzeug die Geschichte ihrer Heimat erforschen können. Diese und noch viel mehr Ideen haben die neuen Mitstreiterinnen des Heimatmuseums Vierdörfer Dönz e.V. für die Zukunft des alten Häuslingshaus an der Niedersachsenstraße in Sprötze.
Vor einem Jahr übernahmen sechs Damen und ein junger Mann den Vereinsvorsitz des Heimatmuseums und begannen, ein völlig neues Konzept für das geschichtsträchtige Haus und seine wertvolle Sammlung zu stricken. Jetzt, pünktlich zum 30. Geburtstag der Dönz, wollen sie die ersten Ideen umsetzen.
Am 30. Juli um 18 Uhr findet das das erste „White Dinner um die Dönz“ statt
So veranstaltet der Verein am 30. Juli um 18 Uhr das erste „White Dinner um die Dönz“. Beim gemeinsamen Picknick im Fachwerkhaus und dem darum liegenden Garten sollen die Gäste in weiß gekleidet kommen und gemeinsam das Ambiente des alten Gebäudes bei einem leckeren Essen genießen. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Schließlich wollen die Vorsitzende Ute Schwermer-Vietheer und ihre Mitstreiterinnen den Abend nutzen, um möglichst vielen in der Region zu zeigen, was in der Dönz künftig alles möglich sein wird.
Viel zu lange, so die einhellige Meinung des neuen Vorstands, habe das Heimatmuseum sein Potenzial nicht ausreichend genutzt – vor allem, was das Thema Veranstaltungen betrifft.. „Es gab hier ein paar Vitrinen mit Ausstellungsstücken, der Altenteil des Gebäudes wurde als Büro genutzt und ein Großteil der Sammlung lag verpackt auf dem Dachboden“, sagt Ute Schwermer-Vietheer. „Diese Schätze wollen wir den Besuchern zugänglich machen und gleichzeitig dafür sorgen, dass das Museum mehr wird als ein Ort, an dem Geschichte verwahrt wird.“ Die Dönz solle künftig nicht nur Bewahrer historischer Objekte sein, sondern auch als Klön Deel einen Ort der vielfältigen kulturellen Kommunikation der Vierdörfer präsentieren.
Rock- und Popkonzerte ebenso wie klassische Musik
„Wir wollen, dass hier Rock- und Popkonzerte ebenso wie klassische Musik stattfinden“, sagt die zweite Vorsitzende Imme-Janne Schoof. „Es soll Veranstaltungen geben, die Generationen verbinden.“ Früher hätten Alt und Jung selbstverständlich unter einem Dach gelebt, es habe ein Miteinander gegeben, das so nicht mehr existiere. „Das wollen wir ändern“, sagt Schoof, die als waschechte Suerhoperin die Ortschaft Trelde vertritt. „Ich wollte mich schon lange in dem Verein für die Geschichte meiner Heimat engagieren“, sagt die zweifache Mutter und amtierende Ortsbürgermeisterin. „Doch mit meinen Ideen als Kunst- und Kulturort wollte mich der alte Vorstand nicht.“ Als sich im vergangenen Jahr ein neuer Vorstand aufstellte, war Imme-Janne Schoof dabei.
Gemeinsam schmissen sie einen Großteil des alten Inventars raus, entsorgte Stellwände und Vitrinen und machten sich auf die Suche nach historischen Möbeln aus der Region. Sie klapperten die alten Höfe der Region ab, sammelten Möbel, Uhren und Porzellan aus alten Bauernstuben und durchstöberten den Fundus auf dem Dachboden. Dann begannen sie die Räume im Häuslingshaus einzurichten – und zwar so, dass sich in jedem von ihnen die Geschichte der Vierdörfer greifbar erleben lässt. So gibt es zum Beispiel einen alten Klostuhl aus Holz, eine Küchenhexe, auf der gekocht wird und eine alte Feuerkiepe, ein antikes Warmhaltegefäß, auf dem sich die Braut bei der Trauung die Füße wärmen konnte.
Auch heute noch kann in der Dönz geheiratet werden
Auch heute noch kann in der Dönz geheiratet werden. Das Heimatmuseum ist offizielle Außenstelle des Buchholzer Standesamts. Bis zu 40 Personen passen in die Diele. Öffnet man das große Scheunentor, das zur Klöntür umgebaut worden ist, können zusätzliche Plätze auf der Hofeinfahrt geschaffen werden.
Die Vereinsvorsitzenden sind froh, dass sie mit dem Strüberschen Haus an der Niedersachsenstraße 20 in Sprötze ein passendes Domizil für das Museum gefunden haben. Denn nicht immer passte der Rahmen zum Inhalt. Sein erstes Domizil hatte der 1992 gegründete Verein in der alten Schmiede in Sprötze an der B 3 nahe dem Ortsausgang Richtung Trelde. Von dort ging es in das Bahnhofsgebäude in Sprötze. 2012 konnte der Verein dank großzügiger Spenden das Strübersche Haus, ein ehemaliges Häuslingshaus, erwerben.
Fundus umfasst 645 Gegenstände aus Landwirtschaft, Handwerk und Haushalt
Maßgeblich zur Sammlung des Vereinsinventars beigetragen hatte der Sprötzer Künstler und Vereinsmitbegründer Rudolf Petersen, der inzwischen verstorben ist. Er und seine Frau hatten schon in den 1980er Jahren angefangen, Fotos, Dokumente und Gegenstände zu sammeln. Der Fundus umfasst 645 Gegenstände aus Landwirtschaft, Handwerk und Haushalt, 857 Fotos, mehrere Dutzend gerahmter Bilder und Ortspläne, Katasterpläne, Bücher und ein Urkundenarchiv.
All das soll jetzt durchforstet und in Teilen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Dafür wollen die Vorstandsmitglieder zu den bestehenden 107 Mitgliedern weitere Aktive gewinnen, die die Museumsarbeit unterstützen und mitgestalten wollen. „Wir haben eine Menge Ideen“, sagt Ute Schwermer-Vietheer. So solle es Gruppen geben, die das Haus beleben, unter anderem eine Gruppe für Plattdütsch, eine für das Archiv, eine Back- und Kochgruppe, eine Gruppe, die sich um kulturelle Veranstaltungen kümmert. Dazu soll auch eine Abendführung bei Kerzenschein zu alten Höfen und Häusern gehören, um gemeinsam alten Dorfstrukturen nachzuspüren. „Letztendlich aber geht es darum, die Menschen durch zusammenzubringen“, sagt Imme-Janne Schoof. „Wir haben in unseren Ortschaften keinen Gasthof mehr. Also müssen wir einen eigenen Treffpunkt schaffen.“
Die Vierdörfergemeinschaft aus Trelde, Kakenstorf, Sprötze und Drestedt war das Ergebnis einer Gemeindereform von 1852. Durch Bildung einer „Sammtgemeinde“ sollten soziale Aufgaben besser gelöst werden.
Sprötze entwickelte sich durch die Anbindung an die Bahn schneller als die anderen drei Dörfer und wollte eine eigene Schule. Nach mehreren Versuchen wurde Sprötze 1900 eine eigene Gemeinde.
Im Bewusstsein der ländlichen Bevölkerung ist jedoch die Vierd̈örfergemeinschaft noch vorhanden. So gibt es auch den Landfrauenverein Vierdörfer und die Telekom hält auch an der alten Ordnung fest. Alle Dörfer haben dieselbe Vorwahl.
Das Wort „Dönz“ ist hier in der Nordheide noch heute allgemein bekannt für „Stube“. Die Bezeichnung kommt aus dem Slawischen, nämlich: „Dornitza“, der getünchte Raum. Schon dies spricht dafür, dass dieser Raum mitsamt den anschließenden Zimmern nicht zur ursprünglichen Anlage des Niedersachsenhauses gehörte.
Weitere Infos zum Heimatmuseum sowie den Veranstaltungen gibt es im Internet: www.vierdoerferdoenz.de. Anmeldung zum Weißen Dinner sind per Mail erwünscht: info@vierdoerferdoenz.de