Drochtersen. Auch in der Metropolregion gibt es viele Möglichkeiten für erholsame Tage. Heute: Die Elbinsel Krautsand.

Es kommt ein Schiff von irgendwo. Erst ein Schemen im Dunst am Horizont, dann zeichnet sich die Form immer klarer ab. Wir haben auflaufendes Wasser. Der Containerriese ist der erste von vielen, die in den nächsten Stunden auf der Flutwelle in den Hamburger Hafen fahren. Alle werden sie an Krautsand vorbeifahren, der Elbinsel auf halbem Weg zwischen Wattenmeer und Waltershof.

Wer sich an Schiffen nicht sattsehen kann, hat hier Logenplätze. In Strandkörben und Liegestühlen, vom Bistrotisch aus oder schlicht am Strand liegend, sehen die Inselgäste den dicken Pott gemächlich gen Hamburg schwimmen. Die reduzierte Geschwindigkeit des Frachters passt zum Krautsander Urlaubsgefühl: Hektik hat hier nichts verloren.

Geheimtipp unter den norddeutschen Urlaubszielen

Krautsand ist – noch – ein Geheimtipp unter den norddeutschen Urlaubszielen. 15 Kilometer lang – davon vier Kilometer Sandstrand am Elbstrom – dreieinhalb Kilometer breit, 500 Einwohner. Man kann sich hier gut verlaufen, aber kaum verirren. Krautsand als Insel zu erkennen fällt manchmal schwer, denn die Wischhafener Süderelbe und die Krautsander Binnenelbe, die Krautsand vom Festland trennen, sind, insbesondere jetzt im Sommer an vielen Stellen nicht viel breiter, als ein Entwässerungsgraben.

Krautsand als Insel wahrzunehmen, ist hingegen einfach. Zwischen der Inselbesiedlung und dem Ort Drochtersen, zu dessen Gemeindegebiet Krautsand gehört, liegt ein Meer aus Feldern und Grünland.

Früher fuhr die HADAG von den Landungsbrücken aus nach Krautsand. Die Insel war ein beliebtes Tagesausflugsziel für Familien und Schulklassen. Wer allerdings die wohltuende Ruhe der Insel so richtig auf sich wirken und in seine Seele wirken lassen möchte, kommt mit einem Tagesausflug nicht aus. Zum Glück gibt es viele – und viele verschiedene verschiedene – Übernachtungsmöglichkeiten auf Krautsand.

Vom servicelosen Wohnmobilstellplatz für 10 Euro bis zur Hotelsuite mit allem Schnickschnack für 350 Euro. Preislich in der Mitte, ansonsten aber in mehr als einer Hinsicht auf gehobenem Niveau findet man das Baumhaushotel.

Die drei Häuser stehen auf eigenen Beinen

Eigentlich ist die Bezeichnung „Baumhaushotel“ für die Unterkünfte auf dem „Elbinselhof“ der Familie Mayer irreführend: Einer Rezeption, eine Lobby, eine Bar oder ein Restaurant, wie in einem Hotel sucht man vergeblich. Und man wohnt im Baumhaushotel zwar zwischen den Baumwipfeln, aber nicht wirklich im Baum. Die drei Häuser stehen auf eigenen Beinen.

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. © Unbekannt | Unbekannt

Das hat technische Gründe. Trotzdem vermitteln sie genau dieses Gefühl: Mit dem Komfort eines großen Hotelzimmers und gleichzeitig mit der Natur im Einklang Urlaub zu machen. „Jojo“, „Lotti“ und „Anni“ heißen die drei Behausungen,.. Es sind Ferienhäuser auf Stelzen, in denen zwei Personen sehr bequem und vier Personen sehr gekuschelt Urlaub auf sechs Metern Höhe in der unendlichen Weite machen können.

Innen sorgen ein Holzofen und robuste Designmöbel für Komfort. Es gibt einen Alkoven mit Doppelbett und auch die Sitzecke kann noch einmal zwei Schläfer aufnehmen. Ansonsten ist sie so ausgerichtet, dass man weit gucken kann. Deshalb sind vorerst auch keine weiteren Baumhäuser geplant, Sie würden sonst im Blick stehen.

WLAN gibt es – auf Wunsch

Bei so viel Weitblick kann man auf einen Fernseher verzichten, dachten sich Hausherr Klaus-Dieter Mayer und seine Frau Majka und stellten deshalb keinen in die Häuser. WLAN gibt es allerdings – auf Wunsch. Wer nicht danach fragt, muss sich entspannen.

Addi Rieckmann aus Winsen im Landkreis Harburg kommt gut ohne Fernsehen und Internet klar. „Das trägt ja zur Erholung bei“, sagt er. „Ich bin mit meiner Frau und unserem Hund hier. Wir machen tagsüber lange Spaziergänge und haben abends gute Gespräche und Bücher. Wir sind zum ersten Mal hier, aber bestimmt nicht zum letzten. Ohne Corona wären wir wahrscheinlich gar nicht auf diese Häuser gekommen, aber wir haben etwas in der Nähe gesucht.“

Für Hundehalter ist die Insel ideal. Nicht nur, dass ein Teil des langen Sandstrands auch für Hunde freigegeben ist. Kilometerlange Pfade und Feldwege lassen beim Gassigehen keine Langeweile aufkommen. Besonders beliebte Ziele für Ausflüge zu Fuß sind der Leuchtturm Krautsand Oberfeuer und der alte Hafen der Insel.

Es fährt ein Schiff nach nirgendwo. Hier im alten Hafen liegt der Elbewer Catharina und kommt hier nicht weg. Seit die Insel 1977 nach dem Schrecken der Vorjahres-Sturmflut eingedeicht wurde, ist das Hafenbecken abgeschnitten. Der Ewer ist ein Museumsschiff. Über Jahrhunderte waren die Krautsander Schiffbauer berühmt für ihr Können. Das hier ist das letzte Exemplar ihrer Arbeit.

Die Mayers halten Islandpferde

Auch Klaus-Dieter Mayer lenkte einst Schiffe über die Meere. Dieser Beruf war es überhaupt, der den in Süddeutschland geborenen Mayer nach Norddeutschland brachte „Ich bin 16 Jahre lang gefahren“, sagt der ehemalige Kapitän, „und dann zum Glück rechtzeitig an Land gegangen.“

An Land entdeckte er seine Majka und über sie seine Liebe zu Pferden. Die Mayers halten Islandpferde. „Island hat mich schon immer fasziniert und die urtümliche Pferderasse erst recht“, sagt er.

Zunächst lebten die beiden auf einem Hof in Moorende, einem Ortsteil von Jork im Alten Land. Dann suchten sie etwas Größeres für Pferde und Kinder und fanden den Elbinselhof auf Krautsand. Vom Alten Land in die Nachbarregion Kehdingen, wo Drochtersen und Krautsand liegen, ziehen kann man nur, wenn man kein gebürtiger Altländer ist. Kehdinger und Altländer haben kein gutes Verhältnis untereinander.

Schon lange hatten die beiden geplant, auf ihrem Hof auch Gäste unterkommen zu lassen. Nur einfach irgendwie wollten sie das auch nicht. „Und dann, auf einer Reise entdeckte Majka in einer Zeitschrift einen Beitrag über den Baumhausarchitekten Andreas Wenning und war begeistert. Zurück in Drochtersen nahm das Ehepaar Kontakt mit Wenning auf und eine Kooperation begann.

Häuser sind eine Erfolgsgeschichte

Wennings Idee war es auch, die Häuser frei in die Bäume zu stellen, satt sie starr mit ihnen zu verbinden. „Ansonsten müsste viel mehr Aufwand für die Windsicherheit betrieben werden, und, weil ein Baum ja wächst, müsste auch die Statik immer wieder neu geprüft werden“, sagt Mayer.

Zum Jahreswechsel 2015/2016 zogen die ersten Gäste ein. Seitdem sind die Häuser eine Erfolgsgeschichte. Besonders beliebt ist der Elbinselhof auch bei Urlaubern, die ihre eigenen Pferde mitbringen, denn die Insel bietet auch romantische Reitstrecken. „Wir sind bis Jahresende fast ausgebucht“, sagt Mayer. „Es gibt nur noch wenige freie Termine.“

Tipps für die Umgebung:

  • Umgebung: In Hafennähe gibt es einige Cafés und Restaurants für diverse Geschmäcker und Geldbeutel. Schnell von Krautsand aus zu erreichen ist sowohl die Elbfähre Glückstadt-Wischhafen als auch die Oste-Schwebefähre in Osten bei Hemmoor. In Hemmoor liegt auch das deutsche Zementmuseum. Und wer immer schon mal wissen wollte, was es mit dem berühmten Freiburg an der Elbe auf sich hat, das man in Flugzeug-Positionskarten immer sieht, ist auch hiervon nur einen Katzensprung entfernt. Das nahe Stade hat eine schöne Altstadt.
  • Sehenswürdigkeiten: Eines der Wahrzeichen Krautsands ist der Leuchtturm. Das – schönere – Oberfeuer liegt etwas im Inselinneren. Im alten Hafen liegt der Elbewer Catharina. Auf dem Deich befindet sich eine überaus vielseitige Skulpturensammlung.

Um keine Hektik aufkommen zu lasen, gilt in der Hochsaison eine Mindestbuchung von drei, in der Nebensaison von zwei Übernachtungen. Man kann natürlich auch länger bleiben und Krautsand als Ausgangspunkt für lange Erkundungstouren in der Niederelbe-Region nehmen. Ein Muss, wenn man dies tut, ist die Schwebefähre über die Oste in Osten bei Hemmoor.

Noch ist Krautsand ein Geheimtipp. Das liegt auch an der Lage. Die Verkehrsinfrastruktur der Region ist – gelinde gesagt – unterentwickelt. Allerdings wird sich dies in den nächsten Jahren ändern: Wenn die Niederelbe-Autobahn A26 und die Küstenautobahn A 20 so weit gebaut sind, dass sie sich am Kreuz Drochtersen treffen, ist die Insel auf einmal sehr schnell zu erreichen.

Bis dahin kann man entspannt über die Insel wandern, hier einen Kaffee, dort einen Tee und da auch mal Alkohol trinken, lange durchs Hinterland spazieren; Schiffe angucken – wenn die Fahrrinnenanpassung beendet ist, auch länger – am Strand und auf dem Deich wandern. Dort steht ein Schaf im Irgendwo.

Anreise und Kontakt:

  • Adresse: Elbinselhof Krautsand, Schanzenstraße 23, 21706 Drochtersen-Krautsand www.elbinselhof-krautsand.de 
  • Anreise: Aus Norden und Westen Hamburgs und des Umlandes über A 23 und B 431 nach Glückstadt, dann per Elbfähre nach Wischhafen. Achtung: Eingeschränkter Fahrplan!
    Aus dem Süden und Osten über Waltershof und die Finkenwerder Umgehung nach Jork, von dort über die A 26 nach Drochtersen
  • Übernachtung: 135 Euro für zwei Personen, Kinder und Hunde kostenlos, Pferde 17 Euro.

Die nächste Folge: Am Donnerstag, 13. August, berichten wir von einer Übernachtung in der Farchauer Mühle.