Hittfeld. Detektive mit Sonden und Monitoren sind derzeit an vielen Stellen im Landkreis unterwegs – und haben noch einige Kilometer vor sich.
Wer in den Landkreisen Harburg oder Stade in nächster Zeit am Wegesrand oder gar im eigenen Vorgarten einen Mann sieht, der eine Sonde am Boden entlang führt, muss sich keine Sorgen machen, dass hier nach Bomben gesucht wird oder sich freuen, dass dort vielleicht ein vergrabener Schatz vermutet wird. Der Mann wird ein „Gasschnüffler“ sein, der Gaslecks sucht.
Detektive im Landkreis Harburg: 1500 Rohrkilometer sind ihre Mission
Auch das ist kein Grund zur Beunruhigung, denn ein konkreter Verdacht, dass eine Leitung undicht ist, ist nicht der Anlass, weswegen der Gasschnüffler misst. So ein Gasschnüffler ist quasi der TÜV-Prüfer für das Leitungsnetz. Und weil das Netz im Fall von ElbEnergie 1500 Kilometer Leitungen aufweist, kann man es nicht mal eben aufbocken und heruntergucken, wie bei einem Auto. Elbenergie heißt der Gasversorger für den nördlichen Landkreis Harburg und einen kleinen Teil des östlichen Landkreises Stade.
Hier kommt ein „Detektiv“ zum Einsatz: das Messgerät, welches der Gasschnüffler zum Teil am Körper trägt und zum Teil mit einem kleinen Handwägelchen über den Boden führt. Marcus Bumann, zuständiger Netzcenter-Leiter aus Seevetal-Hittfeld erklärt: „Erdgas selbst ist geruchslos. Deshalb ist ein Geruchsstoff beigemischt, der das Gas nach verfaulten Eiern riechen lässt. Bei einer größeren Gasmenge in der Luft sorgt das dafür, dass man das Gas wahrnimmt und für Sicherheit sorgen kann. Das reicht aber nicht immer.“
Bei kleinen Mengen und im Freien verfliegt der Geruchsstoff schnell
Bei kleinen Gasmengen im Freien verfliegt der Gestank nämlich schnell. „Die Sensoren der Geräte unserer Gasspür-Experten sind aber so sensibel, dass sie schon die allerkleinsten Mengen Erdgas ausfindig machen“, sagt Bumann. „Der intelligente ‚Detektiv‘ kann also Erdgas besser erkennen als jeder Mensch.“
Das Gasspürgerät auf dem Rücken des Experten misst das Luftgemisch und schlägt sofort aus, sollte auch nur ein Hauch an Erdgas in der Luft sein. Sobald das Gerät ausschlägt, kann der Gasspürer das Leck unter der Erde lokalisieren. ElbEnergie kümmert sich um die Beseitigung des Schadens.
Gasversorgung Harburg: Spürnasen auf zwei Beinen bewältigen jährlich 700 Kilometer
Rund 440 der 1500 Kilometer ElbEnergie-Gasleitungen werden auf diese Weise im Jahr 2024 in den Landkreisen Harburg und Stade überprüft. Untersucht werden in den kommenden Monaten die Leitungen an folgenden Orten:
- Alvesen
- Apensen
- Appel
- Bendestorf
- Bliedersdorf
- Buxtehude
- Harmstorf
- Harsefeld
- Hollenstedt
- Jesteburg
- Marxen
- Meckelfeld
- Mienenbüttel
- Moisburg
- Neu Wulmstorf
- Rade
- Regesbostel
- Rosengarten
- Rübke
- Seevetal
- Sauensiek
- Stelle
- Wenzendorf
- Wulfsen
„Da es sich bei dieser Überprüfung um eine Tätigkeit mit sehr hoher Verantwortung handelt, müssen alle eingesetzten Fachkräfte ihr hierzu erforderliches Zertifikat regelmäßig auffrischen“, sagt Marcus Bumann.
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Gasspürer haben nicht nur eine besondere Beobachtungsgabe, sondern auch durchtrainierte Beine und eine hohe Ausdauer. Sie legen die gesamte Strecke zu Fuß zurück. Pro Saison läuft ein Gasspürer bis zu 700 Kilometer.
Auf ihrem Tablet können sie die Lage der unterirdischen Leitungen sehen, die sie ablaufen. „Um die Hausanschlüsse auf Sicherheit zu überprüfen, müssen die Fachkräfte auch die Grundstücke betreten. Sie müssen allerdings nicht in die Häuser hineingehen“, so Marcus Bumann. Alle Fachleute können sich entsprechend ausweisen.