Nindorf. In der Lüneburger Heide sprechen sie von Zucht-Sensation: Was der Wildpark für die Entwicklung seiner beiden Andenkondore alles tut.
Gespannt dürften Besucherinnen und Besucher auf den ersten öffentlichen Auftritt warten. Schon bald sollen es so weit sein, dann werden zwei riesige neue Bewohner im Wildpark Lüneburger Heide die ohnehin spektakulären Flugshows bereichern. Dass es die großen Tiere überhaupt in Nindorf gibt, sei eine Sensation, heißt es aus der Falknerei des Wildparks Lüneburger Heide in der Nähe von Hanstedt im Landkreis Harburg.
Wildpark Lüneburger Heide: Zwei Kondor-Babys innerhalb weniger Wochen
Innerhalb eines Jahres sind dort zwei Kondor-Babys aus ihren Eiern geschlüpft. Damit ist es dem Tierpark zum ersten Mal in seiner Geschichte gelungen, gleich zwei junge Andenkondore in einem Jahr nachzuziehen. „Andenkondore zu züchten, ist unglaublich kompliziert“, sagt Falkner Michael Kirchner. „Da diese Vögel sehr selten sind und immer die Gefahr besteht, dass die Eltern das kostbare Gelege beschädigen, hatten wir das erste Ei sofort in die Brutmaschine gelegt.“
„In freier Wildbahn legen die Vögel nur alle zwei bis drei Jahre ein Ei. Umso überraschter waren wir, als wir wenige Wochen später ein zweites Ei im Nest fanden“, erzählt Kirchner weiter. Auch dieses Ei hätten die Wildpark-Falkner sofort in ihre Obhut genommen – das Brüten übernahm dann sofort die Brutmaschine.
Wildpark in Nindorf: Der kleine Bruder kam mit vier Wochen Verspätung
So schlüpfte am 22. Mai dieses Jahres ein gesundes Andenkondor-Mädchen, ihr kleiner Bruder aus dem Nachgelege kam mit vier Wochen Verspätung. Seit der Geburt der kleinen Kondore hat Michael Kirchner alle Hände voll zu tun.
Sein heimisches Wohnzimmer wurde kurzerhand zur Kinderstube umfunktioniert. Zwei große Kartons dienen als Kondor-Kinderzimmer. Alle paar Stunden muss er die hungrigen Mäuler seiner Schützlinge mit einem Fleischbrei stopfen, den die Jungvögel gierig verschlingen.
Andenkondor-Männchen erreichen eine Spannweite von bis zu 3,50 Metern
Eine Menge Arbeit, die sich aber lohnt. Schon bald sollen die Vögel die beliebte Greifvogel-Flugschau im Wildpark bereichern. „Langsam, aber sicher werden die beiden in den Wildpark umziehen, die Flugwiese und andere Menschen kennenlernen und für sich erobern“, sagt der erfahrene Falkner.
„Andenkondore sind von Natur aus echte Mama-Kinder. In freier Wildbahn bleiben die Jungtiere acht bis zehn Jahre im Revier der Eltern und werden von ihnen noch halbwegs mitversorgt, bevor sie mit Eintritt in die Geschlechtsreife erst richtig selbständig werden“, fügt er hinzu.
Wildpark: Andenkondore sind schwierig im Flugprogramm zu bewegen
Der Andenkondor ist der größte flugfähige Greifvogel der Welt. Die Männchen erreichen eine Spannweite von bis zu 3,50 Metern, die Weibchen bringen es immerhin auf stattliche 2,70 Meter. Mit einem Körpergewicht von mehr als zehn Kilogramm sind Andenkondore im Flugprogramm schwierig zu bewegen.
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„So einen großen Vogel bekommt man nur mit unglaublich viel Wind und Thermik – oder mit dem richtigen Maß an Motivation – in die Luft“, sagt Kirchner. Eines ist aber sicher: Wildpark-Fans und auch Falkner werden lange Freude an den Vögeln haben. In menschlicher Obhut können Andenkondore gut 80 Jahre alt werden.