Nindorf. Wolfsjunges war über Tage jammernd durch den Wald geirrt. Dann fassten sich Wanderer ein Herz. Wie es dem kleinen Welpen heute geht.
- Ein Jungwolf in der Lüneburger Heide? Diese Nachricht hätte unter normalen Umständen nicht für Applaus gesorgt
- Denn: Niedersachsen hat ein Wolfsproblem, was etliche Nutztierrisse in der Region belegen
- Doch in diesem Fall steckt hinter der Nachricht die Geschichte einer bewegenden Tierrettung – mit Happy End
Nuka – ein nur wenige Wochen altes Wolfs-Findelkind – hält derzeit Tanja Askani, Wolfs-Expertin im Wildpark Lüneburger Heide in Hanstedt-Nindorf, in Atem. Der heute etwa sechs Wochen alte Welpe war am 10. Juni in einem Waldgebiet im Landkreis Rhön-Grabenfeld (Bayern) von Wanderern gefunden worden.
Wolfsbaby in Not: Tierpflegerin in der Lüneburger Heide kümmert sich Tag und Nacht
Nachdem sie beobachtetet hatten, wie das Tier unruhig umherirrte und jammernde Laute von sich gab, setzten sich die Wanderer mit den örtlichen Behörden in Verbindung. Das zuständige Bayerische Landesamt für Umwelt entschied, dass der Welpe vorübergehend aufgenommen, begutachtet und erstversorgt werden sollte. Der Versuch einer Zusammenführung mit seiner Familie in der Natur scheiterte.
Die Eltern des kleinen Wolfes kamen nicht zurück. Nun musste eine schnelle Lösung gefunden werden, denn Nuka war dehydriert, sehr dünn, sichtlich geschwächt und extrem ängstlich. Nur kurze Zeit später wurde das Wolfsbaby dann in die Wolfs-Auffangstation nach Nindorf gebracht, wo sich Tanja Askani nun Tag und Nacht um das Findelkind kümmert. Nuka, was soviel heißt wie „kleiner Bruder“, wird nun erstmal aufgepäppelt und medizinisch betreut.
Durch ihre jahrelange Erfahrung weiß die Pflegerin, was ein kleiner Wolf braucht
„Durch die lange Zeit ohne Nahrung ist der Welpe sehr geschwächt und muss nicht nur Gewicht zulegen. Auch der ganze Bewegungsapparat des Kleinen muss trainiert werden. Am wichtigsten ist aber, dass Nuka sich an seinen neuen Tagesablauf gewöhnt, Vertrauen gewinnt und der Stress und die Aufregung der letzten Wochen langsam nachlassen. Das braucht Zeit und Geduld “, sagt Tanja Askani, die nun mit Leib und Seele den Job als Ersatzmutter für das Wolfsbaby übernommen hat.
Durch ihre mittlerweile jahrzehntelange Erfahrung mit Wölfen weiß Askani ziemlich genau, was so ein kleiner Wolf braucht.
„Wolfswelpen sind der Mittelpunkt in Wolfsfamilien, um deren Wohlergehen sich alles dreht. Bei mir ist es nicht anders. Ich lasse Nuka so viel Freiheit wie möglich, ich erziehe nicht, ich bin einfach da, beschütze ihn und das spürt er. Aus diesem Miteinander erwächst gegenseitiges Vertrauen.“
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Schon im vergangenen Jahr hatte Askani Wolfs-Findelkind „Lindo“ aus Brandenburg betreut und ihn an ein Leben mit Menschen gewöhnt. Genauso wie Lindo wird Nuka nie wieder ein wilder Wolf werden.
Sobald der Wolfswelpe in etwa drei Monaten alle Impfungen erhalten hat und die Immunisierung abgeschlossen ist, geht seine Reise weiter in eine Wolf-Auffangstation in Belgien. „Natürlich wird mir der Abschied schwer fallen, denn Nuka ist ein wirklich bezaubernder kleiner Wolfsjunge. Aber ich weiß, dass er dort in erfahrene Hände kommen und es ihm dort gut gehen wird“, so Askani.