Winsen. Winsener Stadthalle wird umgebaut, Alternativen sind belegt. Größere Veranstaltungen des Kulturvereins stehen nun auf der Kippe

In der Winsener Stadthalle wird der große Veranstaltungssaal modernisiert. Von April bis Oktober werde der Saal daher nicht nutzbar sein, heißt es von Seiten der Stadt auf Abendblatt-Anfrage. Die zentrale Lüftungstechnik soll erneuert werden, Parkettböden sowie die Beleuchtung ebenfalls, und Wände und Decken will man neu gestalten. 970.000 Euro hat die Stadt Winsen, wie berichtet, bereits 2021 für die Maßnahmen am in die Jahre gekommenen Gebäude erhalten.

Für den Winsener Kulturverein heißt die frohe Botschaft aber erst einmal nichts Gutes, denn ein richtiger Ausweichort ist bisher nicht in Sicht. Markus Laudahn, Vorsitzender des Vereins, hatte bereits 25 Veranstaltungen für 2022 ins Auge gefasst, von denen zehn nun auf der Kippe stehen.

Schon 2021 musste der Kulturverein sein Programm verkleinern

Schon im vergangenen Jahr musste der Kulturverein, der die Halle gewöhnlich mit Theater-, Kabarett- oder Musicalvorstellungen bespielt, kürzer treten. Von Februar bis Ende September diente die Stadthalle als Impfzentrum. Danach habe er Hoffnung gefasst, dass größeren Kulturveranstaltungen von nun an wieder Platz geboten werde, sagt Laudahn.

130 bis 250 Gäste passen inklusive Corona-Abstand in den Saal der Stadthalle, die 1980 an der Luh­dor­fer Straße eröffnet wurde. Vor der Pandemie konnten hier sogar 500 Zuschauerinnen und Zuschauer sitzen. „Wir sind froh, dass wir die Halle haben“, sagt der Vereinsvorsitzende. Ihre Lage biete, im Gegensatz zum Standort des Marstalls in der Innenstadt, viele Parkplätze und eine gute Anbindung durch öffentliche Verkehrsmittel.

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Dass der Saal zum wiederholten Mal – etwa sieben Monate lang – geschlossen bleibt, erfuhr Laudahn Ende Dezember. Die zehn Veranstaltungen, mit denen der Kulturverein den Saal in diesem Jahr füllen wollte, versuche er nun in Teilen auf den Marstall umzulegen. Eine andere Chance habe er nicht.

Der Ortswechsel birgt allerdings ein wesentliches Problem: Im Raum des Marstalls können unter Einhaltung der 2G-Regel, also mit Abstand, lediglich rund 70 Leute einer Kulturveranstaltung beiwohnen. Bei Einhaltung der 2G+-Regelung würden auch mehr Zuschauer in den Marstall passen, aber die hiermit in Verbindung stehenden Kontrollen von Tests seien für sein Team, bestehend aus Ehrenamtlern, schlicht nicht umsetzbar, erklärt Laudahn.

60 Termine im Jahr für politische Veranstaltungen geblockt

Nicht alle potenziellen Gäste hätten Smartphones. Um alle Daten zu Beginn einer Veranstaltung zu erfassen, bräuchte es Personal.

Ob der Verein eine Darbietung dann nicht mehrmals zeigen könne? Einen freien, buchbaren Termin im Marstall zu finden, sei kein Leichtes, wirft Laudahn ein, hier gebe es viele Interessenten. Allein 60 Termine im Jahr seien für Veranstaltungen politischer Art geblockt. Ausschusssitzungen und Presseveranstaltungen finden im Marstall statt, weil hier Technik für Liveübertragungen ins Internet bereitsteht.

Eineinhalb Jahre Vorlauf brauchen Laudahn und das Team des Vereins, um ein Jahresprogramm auf die Beine zu stellen. Dass er noch keine der besagten zehn Veranstaltungen, die in der Halle stattfinden sollten, disponiert habe, sei auf die Pandemie zurückzuführen, sagt Laudahn. Corona habe ihm und seinem Team Flexibilität gelehrt. Hätten sie bereits disponiert, hätte der Kulturverein nun Ausfallgagen an die Künstler zahlen müssen. „In der Regel einigen wir uns auf Augenhöhe“, sagt Laudahn und verweist auf das bittere Schicksal vieler Künstler, denen während der Pandemie jegliche Einnahmequelle fehlt.

„Es ist echt bitter, dass wir nach dem vergangenen Jahr jetzt nicht wieder tätig werden können“, sagt Laudahn – auch wenn er Verständnis hat, dass ein Umbau der Stadthalle aufgrund ihres Alters nötig ist.