Hoopte. Im zweiten Bauabschnitt fließen 12,5 Millionen Euro in Modernisierung des Bauwerks. So soll es vor Hochwasser der Zukunft schützen.

Das neue Betriebsgebäude steht, nun beginnt der zweite Bauabschnitt der 12,5 Millionen Euro teuren Modernisierung des Ilmenau-Sperrwerks beim Winsener Ortsteil Hoopte: Die sechs Tore des Sperrwerks werden für die kommenden mindestens 50 Betriebsjahre ertüchtigt.

Damit sie auch bei absehbar höher auflaufenden Sturmfluten die Anrainer von Ilmenau und Luhe vor Überschwemmungen schützen können, müssen die Haupttore um gut einen Meter erhöht werden – der sogenannte Bemessungswasserstand stieg in diesem Abschnitt der Tideelbe von 7,50 auf 8,60 Meter über Normalnull (NN).

Klimaaufschlag wurde nach oben korrigiert

„Wir hoffen, dass wir damit für die nächsten 100 Jahre vorgesorgt haben und in diesem Zeitraum nicht mehr grundlegend am Sperrwerk bauen müssen“, sagt Karina Bettin von der Lüneburger Dienststelle des NLWKN (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz). Im Jahr 2007 war der Klimaaufschlag, also die zusätzliche Sicherheitsmarge gegen Folgen der Erderwärmung, nach oben korrigiert worden. Doch nicht nur er, auch der Zahn der Zeit machte die umfassende Modernisierung des 1969 bis 1973 erbauten Sperrwerks nötig.

Nach fast 50 Betriebsjahren mit jährlich rund 100 Schließvorgängen haben die Stahltore und die umgebenden Einbauten, die Hydraulik sowie die Steuerungs- und Elektrotechnik das Ende der Nutzungsdauer erreicht. Die Tore des Sperrwerks werden bei einem erhöhten Elbwasserstand geschlossen. Der Auslösewert ist abhängig von der Jahreszeit. Von Mitte September bis Mitte April beträgt er 3,30 Meter über NN, im Sommerhalbjahr 2,90 Meter. Zur Heuernte (meist im Juni) kann das Sperrwerk sogar schon geschlossen werden, wenn der Wasserstand bei 2,40 Meter NN liegt, sofern die Schifffahrt nicht beeinträchtigt wird.

Schwerlastkran hievte Innenwände ins Gebäude

Der entscheidende Fortschritt im ersten Bauabschnitt, dem Betriebsgebäude, geschah Anfang März: Die Innenwände wurden als Betonfertigteile angeliefert, mit einem Schwerlastkran ins Gebäude gehievt und montiert. Dazu musste die Elbuferstraße zwischen Hoopte und Laßrönne mehrere Tage voll gesperrt werden. Noch immer ist ein Baukran im Einsatz, Ende Juni soll das Gebäude fertiggestellt sein. Dann beginnt der Innenausbau inklusive Installation der Anlagen- und Steuerungstechnik. Sie befand sich im alten Betriebsgebäude in einem hochwassergefährdeten Bereich.

Im Neubau auf der Landzunge zwischen Ilmenau und Elbe wird sie nun flutsicher untergebracht. Es wird dort auch einen Schlafplatz mit Badezimmer geben: Sperrwerkswärter Marcel Fenske soll, falls notwendig, im Betriebsgebäude übernachten können. Ansonsten wohnt er im Sperrwerkswärterhaus in der Nähe von Hoopte.

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Parallel beginnen jetzt die Arbeiten an den Stahltoren. „Jeweils von Mitte September bis Mitte April müssen wir wegen der Sturmflutgefahr alle Sperrtore voll funktionsfähig halten“, sagt Bettin. „Erst jetzt kann das erste Torpaar ausgebaut werden.“ Zunächst werden die sogenannten Flutöffnungen zu beiden Seiten der Haupttore instandgesetzt: Jede Öffnung besteht aus zwei Hubtoren, die jeweils auf der Elb- und der Ilmenauseite installiert sind. Jedes Tor ist gut zehn Meter breit, knapp fünf Meter hoch und wiegt 18 Tonnen. „Die Tore werden ausgebaut, verstärkt und bekommen einen neuen Korrosionsschutz“, so Bettin. Zudem werden die Dichtungen, die Laufrollen und deren Führungen ausgetauscht. Dazu wird der Bereich trockengelegt.

Wenn neue Tore geliefert werden, kommt neue Straßensperrung

Die Arbeiten werden im Sturmflut-unverdächtigen Sommerhalbjahr 2021 ausgeführt werden. Im Sommer 2022 werden die großen Stemmtore folgen, die bei Bedarf die Schifffahrtsöffnung schließen. Stemmtore bestehen aus zwei Flügeln, die sich zueinander drehen und mit dem Wasserdruck in einem stumpfen Winkel gegeneinander stemmen. Auch hier gibt es jeweils ein Tor auf der Elb- und der Ilmenauseite, macht zusammen vier Torflügel. Jeder ist knapp neun Meter breit, gut elf Meter hoch und 33 Tonnen schwer. Sie müssen ersetzt werden. Spätestens wenn die neuen Tore in gut einem Jahr angeliefert werden, ist die nächste Straßenvollsperrung fällig. Parallel zu den Stahltoren und deren Führungen muss der Massivbau um etwa einen Meter wachsen, weil sonst bei einer maximalen Sturmflut die Stemmtore umströmt werden könnten.

Wenn die Arbeiten im Laufe des Jahres 2023 abgeschlossen sind, wird das Sperrwerk für dieses Jahrhundert gerüstet und sein Hinterland vor Sturmfluten geschützt sein, kalkuliert der NLWKN. Was in rund 100 Jahren zu bauen sein wird, lässt sich heute kaum abschätzen. Feststeht: Eine weitere Erhöhung des Sperrwerks würde eine noch viel größere Baumaßnahme erfordern. Bettin: „Wenn man weiter erhöhen wollte, müsste die über das Sperrwerk führende Straße angepasst werden. Noch höher bauen als jetzt können wir nicht. Wir hatten Glück, dass die Nacherhöhung auf den Bemessungswasserstand von 8,60 Meter NN noch gerade so gepasst hat.“