Garstedt. Gültige Regeln sollen unbedingt eingehalten werden, damit die Natur am Fluss nicht leidet.

Der Natur nahe sein, mit dem Kanu über die glitzerne Oberfläche der Luhe gleiten, den Pirol oder einen Eisvogel beobachten, den Fischotter ins Wasser eintauchen sehen und sich dabei aktiv erholen. Das soll nach dem Konzept Naturnahes Kanuwandern an der Luhe die Zukunft auf dem in die Ilmenau mündenden Fluss sein. Die Samtgemeinden Salzhausen und Amelinghausen sowie die Kreisstadt Winsen haben ihr gemeinsames, im Jahr 2017 gestartetes Projekt weitgehend abgeschlossen.

Leader-Regionen übernehmen Kosten

Von den Kosten von 30.000 Euro übernehmen die Leader Naturparkregion Lüneburger Heide als Verein und die Leader-Region Achtern-Elbe-Diek, eine Arbeitsgemeinschaft der Elb-Anlieger-Gemeinden, 60 Prozent. Den Rest teilen sich die drei Kommunen. Leader ist ein Förderprogramm der EU für den ländlichen Raum.

„Die Luhe zählt zu den produktivsten Lachs- und Meerforellen-Flüssen in Deutschland“, sagte Salzhausens Samtgemeindebürgermeister Wolfgang Krause bei einem Ortstermin an der Garstedter Köhlerhütte, einer der schönsten Ausstiegsstellen für Kanuten. Neben der Ilmenau gehöre der Fluss aber auch zu den attraktivsten Kanugewässern südöstlich von Hamburg.

Um Konflikte zwischen Anglern und Kanusportlern zu vermeiden, wollen die Kommunen mit ihrem Konzept das Paddeln auf dem Fluss neu regeln. Die Federführung liegt dabei bei der Samtgemeinde Salzhausen. Ziel ist es, nicht mehr Kanufahrer für die Luhe zu begeistern, sondern das Miteinander der unterschiedlichen Nutzer zu fördern.

Wasserabweisende Paddelkarte für Kanu-Touristen

Vorhanden ist bereits ein Flyer, der bei den Tourist-Informationen ausliegt. Auch eine wasserabweisende Paddelkarte wurde erstellt. Sie wird von den Kanuverleihern für die Dauer der Touren an die Mieter ausgegeben. Jetzt geht es darum, Informationstafeln sowohl an Land als auch wasserseitig aufzustellen.

Damit wird beispielsweise auf Schwallstufen, Stromschnellen oder auch Sperrwerke und die dortigen Ausstiege hingewiesen. Diese Plätze zum Einsetzen der Boote werden markiert und zudem sind Kilometertafeln vorgesehen. „Wir arbeiten derzeit an diesen Tafeln. Das gesamte Projekt soll bis Ende des Jahres abgeschlossen sein“, sagt Krause.

Feiern und Alkohol sind unerwünscht

Klar ist: Es sollen künftig keine Event-Kanufahrer mehr unterwegs sein. Feiern und Alkoholtrinken ist unerwünscht. Zudem weist die Paddelkarte, auf der mehr als die gut 30 Kilometer zwischen Amelinghausen und der Mündung in die Ilmenau bei Winsen verzeichnet sind, auf weitere Regeln hin.

„Sie sind nicht allein“, heißt es dort. „Um Sie herum wachsen seltene Pflanzen, brüten Vögel und laichen Fische.“ So sollen die Paddler in der Mitte des Flusses fahren, ihren Müll mitnehmen, Lärm vermeiden, nur offizielle Einstiegsstellen nutzen und Ufer und Bachgrund schonen. Der Fluss darf nur von neun bis 18 Uhr und stromabwärts befahren werden.

An Himmelfahrt und am Pfingstwochenende ist die Strecke zwischen Schwindebeck und Garstedt gesperrt. „Wer nach der Tour feiern will, kann zum Beispiel unsere Köhlerhütte mieten“, sagt Garstedts Bürgermeisterin Christa Beyer. Unverbesserlichen, die sich nicht an die Vorgaben halten, droht ein Bußgeld oder sogar ein Verbot für die Luhe. Denn bereits seit 1998 gibt es im Landkreis Harburg eine Kanu-Verordnung für den Fluss, an die der Kreis Lüneburg seine Regeln angeglichen hat.

Vier Kanu-Vermieter an der Luhe

Insgesamt vier Kanu-Vermieter gibt es an der Luhe. Einer von ihnen ist Matthias Schrenk aus Oldendorf. Er geht davon aus, dass rund 6000 Kanuten jährlich auf dem Fluss unterwegs sind. Durchschnittlich legen sie dabei pro Tag zwischen zehn und 16 Kilometer zurück. Bei Schrenk kostet die Tagesmiete für ein Boot für zwei Personen 27 Euro. Die Transportkosten gehen extra.

Die Luhe wird derzeit als Teil des Flora-Fauna-Habitat (FFH) Gebiets „Gewässersystem Luhe und Nebengewässer“ ausgewiesen. Das Verfahren soll nach den Auflagen der EU bis zum 15. Oktober abgeschlossen sein.