Hollenstedt. Handballfrauen des TuS Jahn Hollenstedt werden Dritte der Oberliga Nordsee. Der Nachfolger von Trainer Thorsten Wrobel sagt wieder ab.

Ihre beste Saison seit vielen Jahren haben die Oberliga-Handballerinnen des TuS Jahn Hollenstedt gespielt. Mit einer Bilanz von 32:16 Punkten belegt das Team von Trainer Thorsten Wrobel in der Abschlusstabelle der Nordsee-Staffel den dritten Platz. Besser waren nur der Meister und Drittliga-Aufsteiger VfL Stade (37:11) und Vizemeister Wilhelmshavener HV (34:14). Vor allem das Kalenderjahr 2022 hatte es in sich – im positiven Sinn. Von 15 Oberligaspielen verloren die Jahn-Frauen nicht ein einziges. Mit zwölf Siegen und drei Unentschieden ist Hollenstedt die beste Rückrundenmannschaft.

Aus familiären Gründen kann Wrobel den Aufwand nicht mehr leisten

Die Entwicklung ist eng verknüpft mit Trainer Thorsten Wrobel, der vor der Saison von der HG Winsen gekommen war. Aus persönlichen, familiären Gründen kann der Coach den hohen Aufwand einer in der Oberliga aktiven Mannschaft, die beispielsweise dreimal pro Woche trainiert, künftig nicht mehr leisten.

Wrobels Nachfolge war bereits geregelt. Allerdings sagte der Kandidat Ende April wieder ab, weil sich in seinem Heimatverein eine Trainermöglichkeit auftat. So müssen sich die Jahn-Verantwortlichen um Abteilungsleiterin Louisa Heselschwerdt zu einem relativ späten Zeitpunkt auf die Suche nach einem neuen Damentrainer machen – was die Sache nicht eben vereinfacht.

Nathalie Birett, Christin Menne und Sandra Nickel wurden verabschiedet

Nach dem letzten Heimspiel gegen Grün-Weiß Mühlen (30:22) wurden auch drei Spielerinnen in den Max-Schmeling-Hallen verabschiedet: Nathalie Birett und Christin Menne werden die Handballschuhe an den Nagel hängen. Sandra Nickel verschlägt es berufsbedingt in den hohen Norden, sie ist künftig für die SG Flensburg/Handewitt tätig. Trotz des Abgangs von Spielmacherin und Haupttorschützin Sandra Nickel (durchschnittlich 4,35 Tore pro Spiel) ist dem scheidenden Trainer nicht bange.

„Das ist eine tolle Mannschaft, die sich im Laufe der Saison gut gefunden hat und attraktiven Handball spielt. Wir haben gemeinsam ein Spielsystem entwickelt, auf dem sich gut aufbauen lässt“, sagt Thorsten Wrobel nicht ohne Stolz. Auch ohne ausgewiesene Rückraumschützin knackten Hollenstedts Handballfrauen in den letzten Spielen fast immer die 30-Tore-Marke.

Spielerinnen wissen taktische Freiheiten auf dem Spielfeld zu nutzen

Zum Erfolg kamen sie aus einer stabilen Abwehr heraus über die erste und zweite Welle oder aber im Positionsangriff über viel Bewegung, viele Kreuzbewegungen und viele Eins-gegen-eins-Aktionen in die Tiefe, die Lücken in den Gästeabwehr rissen. „Ich habe den Spielerinnen mehr Freiheiten auf dem Feld gegeben. Dann muss aber auch die Kreativität kommen, diese zu nutzen“, so der 51-jährige Wrobel. Und die Kreativität kam.

Applaus für eine ganz starke Mannschaftsleistung. Trainer Thorsten Wrobel muss nach einer Saison wieder aufhören.
Applaus für eine ganz starke Mannschaftsleistung. Trainer Thorsten Wrobel muss nach einer Saison wieder aufhören. © HA | Markus Steinbrück

Zur neuen Saison werden Spielerinnen aus der Oberliga-A-Jugend (6. Platz) in den Ligakader aufrücken. Die Zukunft von Gastspielerin Nantke Ackmann (Buxtehuder SV) ist noch nicht abschließend geklärt. Werde eine neue Spielmacherin gefunden, spreche nichts gegen die Fortsetzung des erfolgreichen Weges, zumal die Rahmenbedingungen in Hollenstedt sehr, sehr gut seien. „Wir haben einen Kraftraum, können in den Ferien trainieren, haben einen Sportplatz direkt nebenan, können mit Backe spielen und haben einen Vorstand, der versucht, alle Wünsche zu realisieren“, schwärmt Thorsten Wrobel.

Nach langen Jahren hört Klaus Gruner als Trainer von Erwachsenen auf

Bei der Trainersuche einen Schritt weiter als die Damen sind die Herren des TuS Jahn Hollenstedt. Beim Landesligisten hatte Trainerlegende Klaus Gruner angekündigt, nach dieser Saison Schluss machen zu wollen. „Ich hab nach all den Jahren einfach keine Lust mehr, so viele Abende mit Handball zu verbringen“, sagte der Olympiasieger von 1980 mit der DDR.

Vor dem Umzug nach Hollenstedt arbeitete er erfolgreich in Hamburg. Seit Ende der 1990er-Jahre hatte Gruner dann in zwei Abschnitten zunächst zehn und dann weitere vier Jahre die Herren des MTV Eyendorf trainiert, dazu mehrere Jugendteams sowie die Damen und Herren in Hollenstedt. Im August wird der stets freundliche Übungsleiter und Großvater 70 Jahre alt.

Philipp Warnholtz rückt vom Co-Trainer zum Herrentrainer auf

Sein Nachfolger als Herrentrainer ist Philipp Warnholtz. Der 25-Jährige startete nach schweren Verletzungen zu Beginn der Saison 2021/2022 den Versuch, als Spieler auf das Feld zurückzukehren, zog sich aber bald einen Kreuzbandriss zu. Im Laufe einer schwierigen Landesligasaison, die Hollenstedts Herren auf dem sechsten Platz (17:19 Punkte) abschlossen, übernahm Warnholtz immer mehr die Rolle des Co-Trainers von Klaus Gruner. „Zuletzt habe ich ihm die volle Verantwortung übertragen“, erzählt Gruner. „Philipp macht das richtig gut und hat viele gute Ideen.“ Dabei spiele es auch keine Rolle, dass einige Spieler älter seien als der neue Jahn-Trainer.

Klaus Gruner übergibt das Traineramt bei den Herren zur neuen Saison an den bisherigen Co-Trainer Philipp Warnholtz.
Klaus Gruner übergibt das Traineramt bei den Herren zur neuen Saison an den bisherigen Co-Trainer Philipp Warnholtz. © HA | Markus Steinbrück

Und wie geht es mit Klaus Gruner weiter? So ganz kann er die Finger nicht vom Trainerjob lassen! In der neuen Saison wird er gemeinsam mit Hans-Peter Lehmann die mit weniger Aufwand verbundene Betreuung der weiblichen B-Jugend übernehmen. „Wir haben für die Verbandsliga gemeldet, müssen nach den Sommerferien aber wohl in die Qualifikation“, erzählt Klaus Gruner.

Damen haben bei Gruner angefragt – er winkt dankend ab

Ihm mache es nach wie vor Spaß, seine Erfahrungen an den Handballnachwuchs weiterzugeben und an der individuellen Entwicklung zu arbeiten. Wenig überraschend angesichts des vakanten Trainerpostens: „Die Damen haben auch wieder bei mir angefragt. Ich hab aber wirklich keine Lust mehr auf so viel Aufwand“, so Gruner. Etwas mehr Ruhe sei dem bald 70-Jährigen wirklich gegönnt.