Stade/Hollenstedt. Umkämpftes 26:26-Remis in der Handball-Oberliga. Jahn-Frauen bleiben nach dem achten Spiel des Jahres 2022 weiter ungeschlagen.
Die Frage, ob sich das Unentschieden beim Tabellenführer eher als Sieg oder Niederlage anfühle, stellte sich Trainer Thorsten Wrobel erst gar nicht. „Das war eindeutig ein Punktgewinn“, legte er sich ohne zu zögern fest, das 26:26 (10:13) beim VfL Stade als Erfolg zu werten. Die Oberliga-Handballfrauen des TuS Jahn Hollenstedt sowieso – sie tanzten in der Sporthalle des Vincent-Lübeck-Gymnasiums im Kreis und jubelten, als hätten sie die Meisterschaft gewonnen.
Davon dürfen eher die Gastgeberinnen träumen. Allerdings wird es für den VfL Stade (25:9 Punkte) an der Tabellenspitze immer enger. Von den letzten fünf Spielen gewann der VfL Stade nur eines, es gab zwei Niederlagen und zwei Umentschieden. Gegen den schwächelnden Spitzenreiter wäre für die Jahn-Frauen sogar mehr möglich gewesen als eine Punkteteilung.
Bis zur Halbzeit setzen sich Stader Gastgeberinnen auf drei Tore ab
„Wir haben zu viele individuelle Fehler gemacht und zu oft zu früh geworfen. Wir hätten unsere Würfe besser vorbereiten müssen“, hatte Hollenstedts Trainer trotz der starken Gesamtleistung dennoch etwas zu kritisieren. „Wir haben trotzdem 26 Tore geworfen und sind in diesem Jahr weiter ungeschlagen.“ Und für Hollenstedt war es bereits das achte Spiel 2022.
Von Beginn an zeichnete sich ein enger Schlagabtausch ab. Erst gegen Ende der ersten Halbzeit schienen die Stader Handballfrauen ihrer Favoritenrolle gerecht zu werden, als sie aus dem 9:9-Zwischenstand (20.) eine 13:10-Halbzeitführung machten. Hollenstedts Torhüterin Janine Schwarz parierte zwar einen Siebenmetern, im Angriff häuften sich in dieser Phase aber Fehler wie ein Offensivfoul, mehrere Ballverluste, Würfe in den Block, in die Hände der Stader Torfrau oder an die Querlatte.
Torhüterin Janine Schwarz mit vielen überragenden Paraden
Nach der Pause ging es hin und her. Vanessa Wolter und Sandra Nickel führten die Gäste aus dem Landkreis Harburg wieder heran. Es sollte ein Herzschlagfinale geben. Beim Stand von 24:25 aus Hollenstedter Sicht wehrte Janine Schwarz, die vorher schon gegen Lara Witt und Julia Wichern (geborene Lupke) gehalten hatte, einen dritten Stader Siebenmeter von Chantal Laskowski ab.
Der VfL Stade baute seinen Vorsprung trotzdem zum 26:24 (58.) aus, das Oberligaspiel schien entschieden. Doch zwei Minuten vor Schluss traf Sandra Nickel zum 25:26 aus Sicht Hollenstedts. Keeperin Schwarz parierte den nächsten Stader Wurf, im Gegenzug scheiterte Nantke Ackmann – die Jugendliche vom Buxtehuder SV besitzt ein Zweitspielrecht für Hollenstedt – aber an der Stader Torhüterin.
Da waren noch 40 Sekunden zu spielen. Mit dem Ball in eigenen Händen konnte der VfL Stade die Partie für sich entscheiden. Thorsten Wrobel nahm eine Auszeit; brachte die Gastgeberinnen dadurch aus dem Rhythmus. Julia Wichern, die vor Jahren eine halbe Saison für den TuS Jahn gespielt hatte, scheiterte mit einem Wurf aus dem Rückraum an der überragenden Janine Schwarz. Im Gegenzug vollendete Hollenstedts Christin Menne mit ihrem einzigen Treffer des Abends zum 26:26-Endstand.
Co-Trainer Nils Meyer vertrat coronaerkrankten Chefcoach Dennis Marinkovic
So groß der Jubel bei Hollenstedt, so tief die Enttäuschung bei Stade. Co-Trainer Nils Meyer, der den an Corona infizierten Chefcoach und früheren Fredenbecker Bundesliga-Handballer Dennis Marinkovic vertrat, saß minutenlang mit versteinerter Miene auf der Bank. „Bis vor vier Wochen hatten wir unsere Saisonziele Meisterschaft und Aufstieg in die Dritte Liga noch fest im Blick“, sagte er. Mit sieben Siegen und einem Unentschieden waren die Staderinnen fulminant in die Saison gestartet, zuletzt aber häufiger Schwächen offenbart.
Mit Lara Witt, die wie Chantal Laskowski acht Tore warf, hat der VfL Stade die beste Torschützin der Oberliga Nordsee in ihren Reihen. Mit Julia Wichern führt eine erfahrene Spielerin im Rückraum Regie, unterstützt wird sie von der ebenfalls Bundesliga-erfahrenen Anja Ziegler (einst Buxtehuder SV). Ziegler kam aber wie die frühere Hollenstedterin Nina Noltin aus gesundheitlichen Gründen gegen Hollenstedt nicht zum Einsatz. „Dadurch hatten wir keine Alternativen im Rückraum. Lara Witt und Julia Wichern mussten 60 Minuten durchspielen“, sagte Nils Meyer, der an den Saisonzielen festhält. „Wir stecken den Kopf jetzt nicht in den Sand.“
Hollenstedt will Aufwärtstrend am Sonnabend gegen Findorff fortsetzen
Dazu haben die Oberligafrauen des TuS Jahn Hollenstedt überhaupt keinen Grund, für die Mia Leun sechs Tore warf, gefolgt von Sandra Nickel (5). „Bei uns geht es stetig aufwärts“, freute sich Trainer Thorsten Wrobel und sieht dem Heimspiel am kommenden Sonnabend , 19 Uhr, gegen die SG Findorff zuversichtlich entgegen. Ebenfalls einen Zähler nahmen die Oberligafrauen des MTV Tostedt mit nach Hause. Der Tabellenfünfte um Trainerin Catrin Köhnken spielte 29:29 beim TV Dinklage.