Landkreis Harburg. Landkreis Harburg lenkt ein und lockert in den Schulen, nicht in Kitas. Initiative sammelt 500 Unterschriften in zwei Tagen.

„Ich habe so etwas noch nie gemacht“, sagt Kirsten Sager aus Seevetal. Doch als sie eine Mutter weinend auf dem Kita-Parkplatz traf, war genug. „Da kommt mein Gerechtigkeitssinn durch“, sagt sie. Sager hält die derzeit im Landkreis Harburg angewandten Quarantäne-Regeln für ungerecht. Da scheint sie nicht die einzige zu sein.

Der Zulauf, den die von ihr zum ersten Mal gestartete Unterschriften-Aktion verzeichnet, ist sehr hoch. Innerhalb von zwei Tagen haben sich rund 500 ihrer Petition auf der Internetplattform change.org angeschlossen. Ihr Ziel: angemessene Quarantäneregeln im Landkreis Harburg für ihre Kinder.

Landkreis agiert härter als Stadt Hamburg

Wie das Abendblatt berichtete, verfährt der Landkreis Harburg bei der Anordnung von Quarantäne bei Kontaktpersonen in Schulen und Kitas deutlich härter als beispielsweise das benachbarte Hamburg. Während in der Hansestadt, wo die Corona-Fallzahlen ähnlich hoch sind wie im Landkreis, Kitas und Schulen möglichst offen bleiben, nur enge Kontaktpersonen in Isolation müssen und sich nach fünf Tagen freitesten können, ist das im Landkreis Harburg nicht der Fall. „Großausbruchgeschehen“ lautet das Stichwort, dass auch viele Eltern in der Region verzweifeln lässt. Denn mit dieser Einordnung ab zwei positiven Fällen schickt der Kreis ganze Gruppen und Klassen in Quarantäne. Freitesten ist dann nicht möglich.

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„Das entspricht nicht das Landesverordnung“, werfen Initiatorin Kirsten Sager und ihre Unterstützer dem Landkreis vor. Diese häusliche Isolation von mehr als sieben Tagen für gesunde Kinder sei unangemessen. Zudem würden die Quarantäneanordnung mit einer zeitlichen Verzögerung an die betroffenen ergehen. Somit würden gesunde Kinder teilweise zehn Tage in Isolation verbringen, lautet der Vorwurf. „Es gibt zahlreiche Studien darüber, was die Quarantäne psychisch für Eltern und Kinder bedeuten“, sagt Sager, die Mutter eines fünfjährigen Sohnes ist. „Ein Gesundheitsamt sollte doch auch die psychische Gesundheit aller beachten. Das ist doch keine reine Pandemiestelle.“

Es handle sich immer um einen Abwägungsprozess, sagt ein Sprecher

Es handle sich immer um einen Abwägungsprozess, sagt Andres Wulfes als Pressesprecher der Harburger Kreisverwaltung. Es sei für alle eine schwierige Situation, aber derzeit gelte es, das Infektionsgeschehen einzudämmen. Den Vorwurf einer verzögerten Anordnung und somit noch längeren Quarantäne weist er zurück: „Wir rechnen ab dem letzten Kontakt zurück.“ Und natürlich halte man sich an geltendes Recht, um genau zu sein die Absonderungsverordnung und das Infektionsschutzgesetz, die die Möglichkeit von Großausbruchsgeschehen und einer Quarantäne ohne freitesten vorsehe.

Das es in diesem Punkt Spielraum und ständige Anpassungen gibt, zeigt die von diesem Freitag (4. Februar) an geltende Lockerung der Quarantäne-Regeln im Bezug auf Schulen. Wie Wulfes dem Abendblatt am Donnerstag erklärte, werden im Landkreis von sofort an in den Schulen grundsätzlich nur noch positiv getestete Kinder in Quarantäne geschickt. Kindergärten bleiben von der Lockerung aber ausgenommen. Grund: Hier seien die Kontakte enger, das Infektionsgeschehen sprunghafter.