Dohren. Mit Spielern aus dem Mutterland des Baseball startet Dohren optimistisch in die neue Bundesligasaison. Wohin die Reise gehen soll.
Kinder stehen im Halbkreis mit einigen Metern Abstand auf einem Rasenplatz. Mit dem Rücken zu ihnen der Trainer, der einem anderen Kind einen Ball zuwirft. Trifft der Junge den Ball mit seiner Keule, rennen die anderen los und versuchen, den Ball zu fangen, bevor er den Boden berührt. Lachen ist zu hören, die Sonne scheint und in der Ferne bereitet sich eine Herrenmannschaft auf ihre Trainingseinheit vor. „Ich glaub, es geht schon wieder los.“ Unwillkürlich schießt mir der Schlager von Roland Kaiser aus den späten 1980er-Jahren durch den Kopf. Ach, sie ist so schön, die kleine heile Baseballwelt in Dohren.
Bundesligasaison 2021: Später Einstieg und stark verkürzt
Genug der Romantik. Denn ganz so heil war natürlich auch die Welt der kleinen Gemeinde bei Tostedt in den vergangenen beiden Jahren nicht, Stichwort Corona. Viele Monate lang konnten die 80 aktiven Baseballsportler nicht oder nur eingeschränkt trainieren. Selbst die Saison in der Bundesliga, für die in manchen Sportarten früher Lockerungen griffen, startete erst Anfang Juli und wurde in einer stark verkürzten Version mit 14 Hauptrundenspielen durchgeführt. Die Dohren Wild Farmers landen dort, wo sie in den vergangenen Spielzeiten meistens gelandet waren. Sie belegten den vierten Platz in der Nord-Gruppe und schafften den Einzug in die Play-offs, scheiterten dann aber am späteren deutschen Vizemeister Bonn Capitals.
Dohren hat drei Herrenteams von der Landesliga bis zur Bundesliga
In diesen Tagen, da Niedersachsen die meisten Corona-Beschränkungen auslaufen lässt, sieht es besser aus mit einer regulären Baseballsaison. Daher müsste Roland Kaiser eher singen: „Ich glaub, es geht endlich wieder los.“ Neben all ihren Kinder- und Jugendmannschaften gehen die Wild Farmers mit drei Herrenteams in die Saison 2022. Die Dritte verzichtete auf einen möglichen Aufstieg in die Verbandsliga und spielt weiter Landesliga, die Zweite bleibt nach einem guten Mittelfeldplatz in der 2. Bundesliga Nord-Nordost, und die Erste – das Aushängeschild – möchte weiter eine gute Rolle in der Nord-Staffel der 1. Bundesliga spielen.
Vierter Tabellenplatz der Nord-Gruppe ist wieder das Saisonziel
„Das Ziel ist, mindestens Vierter im Norden zu werden und damit wieder in die Play-offs einzuziehen“, sagt Trainer Jan Hassenpflug, der im zweiten Jahr gemeinsam mit dem spielenden Co-Trainer Maik Ehmcke die Verantwortung trägt. Hassenpflug erwartet einen schwierigen Start, da in der ersten Saisonhälfte noch einige Spieler aus unterschiedlichen Gründen fehlen. Andererseits müssen die Wild Farmers diesmal nur drei Vereine hinter sich lassen. Die Solingen Alligators haben ihr Team nach vereinsinternen Querelen zurückgezogen, einen Nachrücker aus Liga zwei gibt es nicht.
Ungewöhnlich auf diesem Niveau: Team ist zusammen geblieben
Stolz ist Dohrens Coach darauf, dass das Team bis auf die Importspieler komplett zusammengeblieben ist. „Das ist sehr ungewöhnlich, liegt aber sicher daran, dass der Teamspirit bei uns sehr gut ist. Wir sehen uns nicht nur beim Baseball, sondern unternehmen auch privat viel zusammen“, sagt Jan Hassenpflug. „Dieser Zusammenhalt ist auch ein Grund, dass wir es schon so viele Jahre schaffen, 1. Bundesliga zu spielen.“ Ein Akteur wie Litauens Nationalspieler Edvardas Matusevicius bekomme Jahr für Jahr deutlich lukrativere Angebote, entscheide sich aber Jahr für Jahr für einen Verbleib in Dohren.
Auch in dieser Saison haben die Wild Farmers wieder zwei junge Spieler aus dem US-amerikanischen College-Baseball unter Vertrag genommen. Der 23 Jahre alte Cody Nisbet ist Catcher und kommt aus einer Kleinstadt bei San Francisco in Kalifornien. Bislang studierte und spielte Nisbet an der Northwest Nazarene University. Der ein Jahr ältere Anthony Vlahovic ist Pitcher und wird jeweils im zweiten Spiel des Tages Bälle für die Wild Farmers werfen. Er kommt ursprünglich aus Philadelphia und stand bislang für die University of Indianapolis auf dem Mound (Wurfhügel).
Importspieler leben seit jeher bei Gastfamilien in und um Dohren
Die sogenannten Importspieler verweilen normalerweise für ein halbes Jahr in Deutschland, wohnen bei Gastfamilien in Dohren und Umgebung und haben Kost und Logis frei. Die Spieler selbst nehmen die Auslandserfahrung gern in Anspruch und erhoffen sich nach dem Ende ihrer Collegezeit im Idealfall den Sprung in den professionellen Baseball. Häufig stellen ehemalige Wild-Farmers-Spieler, die in die USA zurückgekehrt sind, den Kontakt her. Wie unterschiedlich die finanziellen Voraussetzungen in der Bundesliga sind, zeigt der Umstand, dass sich andere Vereine bis zu acht Importspieler leisten können. Bei den Wild Farmers sind derer zwei Standard.
Saisoneröffnung im Ballpark am Ostersonnabend, 16. April
Zwei Testspiele mit einem klaren Sieg gegen Dortmund und einer klaren Niederlage gegen Hamburg hat der Verein aus dem Landkreis Harburg schon absolviert. Am ersten April-Wochenende beginnt die Bundesligasaison 2022, Dohren hat zunächst spielfrei. Erstmals um Punkte geht es am Sonntag, 10. April, auswärts bei den Berlin Flamingos. Die Saisoneröffnung im Ballpark am Kakenstorfer Weg in Dohren ist terminiert für Ostersonnabend, 16. April. Von 12 Uhr an sind die Paderborn Untouchables für zwei Spiele zu Gast. Dann geht es also endlich wieder los.
Sechs Heimspiele zwischen dem 16. April und 2. Juli
Alle Heimspiele der Dohren Wild Farmers in der regulären Bundesligasaison: Ostersonnabend, 16. April, 12 Uhr, gegen Paderborn Untouchables; Sonnabend, 30. April, 12 Uhr, gegen Bonn Capitals; Sonnabend, 14. Mai, 12 Uhr, gegen Berlin Flamingos; Donnerstag, 26. Mai (Himmelfahrt), 12 Uhr, gegen Cologne Cardinals; Pfingstmontag, 6. Juni, 13 Uhr, gegen Hamburg Stealers; Sonnabend, 2. Juli, 13 Uhr, gegen Dortmund Wanderers.
Jeweils zwei Partien (Doubleheader) gibt es im Ballpark Dohren, Kakenstorfer Weg 31, zu sehen. Moderation, Catering und besondere Aktionen gehören immer dazu. Der Eintritt für Erwachsene für beide Spiele beträgt acht Euro.