Dohren. Dohrens neuer Trainer Jan Hassenpflug versucht, den Bundesligisten in Mini-Trainingsgruppen auf die Saison 2021 vorzubereiten.
Ein leicht verrostetes, gelbes Blechschild mit selbst gemalten Buchstaben weist den Weg zum Sportplatz, der leichte Wind lässt es alle paar Sekunden am Maschendrahtzaun klappern. Dahinter erstreckt sich eine verlassene Sportanlage, trotz Sonnenschein sind an diesem Nachmittag weit und breit keine Sportlerinnen und Sportler zu sehen. Etwas Gespenstisches, aber auch ein Hauch von Wild-West-Romantik liegt über dem Ballpark der Dohren Wild Farmers am Kakenstorfer Weg.
Sondergenehmigung nur für die Bundesligamannschaft
Kein Wunder: An geregeltes Training war in den vergangenen Wochen und Monaten für die Baseball-Bundesliga-Mannschaft aus dem Landkreis Harburg nicht zu denken. Den Winter über versuchten sich die Spieler mit zwei Online-Trainingseinheiten pro Woche halbwegs fit zu halten. Kaum war der letzte Schnee getaut, durften die Spieler auf ihren geliebten Platz zurückkehren – und das schon vor den jüngsten Beschlüssen der Ministerpräsidentenkonferenz. Die Baseball-Abteilung des SV Dohren erhielt eine Sondergenehmigung vom Landkreis Harburg, ausschließlich für die Erste Herren. „Weil wir eine profinahe Bundesligamannschaft sind und ein strenges Hygienekonzept einhalten“, sagte Abteilungsleiter Bernd Sievers.
„Regelmäßig testen oder auf Kontakt verzichten – das waren die Alternativen.“ Die Wild Farmers entschieden sich für kontaktloses Training. Das bedeutet in der Umsetzung, dass jeweils zwei Spieler in einer festen Minigruppe ohne Kontakt in einem klar abgegrenzten räumlichen Bereich trainieren dürfen. „Werfen, Schlagen, man kann auch so fast alles trainieren“, sagt Jan Hassenpflug. Der 31-Jährige ist der neue Trainer der ersten Herrenmannschaft der Wild Farmers, er hat die Nachfolge des in die USA zurückgekehrten Caleb Fenimore angetreten.
Jan Hassenpflug ist Nachfolger von Trainer Caleb Fenimore
Derzeit verbringt Hassenpflug den Großteil seiner Sonnabende und Sonntage auf dem Dohrener Sportplatz. Trotz der weitläufigen Anlage dürfen nur drei Minigruppen gleichzeitig trainieren, ergibt in Summe also sechs Aktive. Um den gesamten Kader von etwas mehr als 20 Akteuren bewegen zu können, sind vier Durchläufe erforderlich. Sie dauern jeweils eine Stunde und 50 Minuten, gefolgt von zehn Minuten, in denen die eine Sechsergruppe das Gelände verlässt, und die nächste Sechsergruppe auf einem anderen Weg das Gelände betritt. Wenn alle vier Gruppen durchgeschleust sind, hat Hassenpflug acht Stunden auf der Uhr. Am Sonntag das gleiche Prozedere noch einmal.
Der ganze Aufwand dient der Vorbereitung auf die Baseball-Bundesliga-Saison 2021, die nach den Vorstellungen des Deutschen Baseball- und Softball-Verbandes (DBV) wie gewohnt Anfang April beginnen soll. Mit acht Vereinen in der Nord-Gruppe und acht weiteren Vereinen in der Süd-Gruppe. „Der Termin ist für mich nicht realistisch“, sagt Bernd Sievers. Allein die Bedingungen für den Trainingsbetrieb differieren stark von Region zu Region.
Baseball-Bundesliga will Anfang April in die Saison starten
Während einige Bundesligisten in Mannschaftsstärke trainieren dürfen, bleibt das Baseballtraining in anderen Bundesländern komplett untersagt. In Hamburg dürfen die Stealers seit Montag mit fünf Personen pro Einheit trainieren. Bis überall gleiche Voraussetzungen gelten, dürfte es wie in vielen anderen Lebensbereichen noch dauern.
Der neue Trainer Jan Hassenpflug ist ein Eigengewächs der Wild Farmers. Bereits im Alter von sechs oder sieben Jahren hatte der heute 31-Jährige mit Baseball angefangen. Hassenpflug spielte viele Jahre in der Bundesligamannschaft, parallel war er fünf oder sechs Jahre als Jugendauswahltrainer für den niedersächsischen Verband tätig und leitete in den Wintermonaten bereits das Training der Ersten Herren, wenn Coach Fenimore in seine Heimat geflogen war. Nach dessen Abschied im Herbst 2020 hatten die Wild Farmers eine Trainer-Findungskommission gebildet. „Man überlegt, ob man jemanden aus den eigenen Reihen oder einen Externen holen soll und fragt in die Runde, wer zu wem Kontakt hat“, so Baseball-Abteilungsleiter Sievers.
Hassenpflug hat sich selbst als Trainer angeboten
„Jan hat sich freiwillig gemeldet und gemeint, er könne der neue Trainer werden. Wir waren ziemlich überrascht.“ Schnell wurde den Wild Farmers klar, dass das eine gute Lösung ist. Und so trägt Jan Hassenpflug, der ein Jahr Baseball in den USA gespielt hat und als Projektmanager für das Deutsche Milchkontor (DMK) in Zeven arbeitet, nun die Verantwortung beim Bundesligisten aus der Samtgemeinde Tostedt. „Ich konnte mir das schon länger vorstellen. Jetzt hat es sich ergeben“, sagt der neue Mann. Bleibt ihm zu wünschen, dass der Ballpark alsbald wieder bevölkert werden darf und Hassenpflug seine Fähigkeiten unter normalen Rahmenbedingungen unter Beweis stellen kann. Dann ist das alte gelbe Schild auch wieder das, was es sein soll: eine nette Randnotiz.