Lüneburg. Wettbewerb für Existenzgründer in Lüneburg: Gewinner können Konzepte in leerstehenden Räumen umsetzen. Stadt zahlt Miete.

Ausgeräumte Schaufenster, kahle Wände dahinter, vielleicht noch ein kleiner angeklebter Zettel mit einem Abschiedsgruß oder das große Plakat eines Immobilienmaklers – die Zeichen des Leerstands sind auch in der Lüneburger Innenstadt nicht mehr zu übersehen. Allein in der Fußgängerzone Große Bäckerstraße stehen mehrere Gewerbeflächen leer. Die Lage im Zentrum ist für viele Ladeninhaber nicht mehr zu bezahlen, so droht der Verlust gerade von kleinen und besonderen Geschäfte.

Diese Entwicklung, die durch die Herausforderungen der Corona-Pandemie verstärkt wurde, will die Hansestadt Lüneburg aufhalten. Mittels eines Wettbewerbs sollen Existenzgründer gefunden werden, die auf Kosten der Stadt für ein Jahr ihr Geschäft in einem bisher leerstehenden Ladenlokal betreiben. Die drei geplanten Pop-up-Stores müssen durch besondere Geschäftsideen überzeugen. Der Rat der Stadt muss den Plänen an diesem Donnerstag noch zustimmen, dann könnten vom Herbst an die ersten Konzepte verwirklicht werden.

Zahlung von Kaltmiete, Nebenkosten und Kaution übernimmt Stadt

Die Idee für einen Wettbewerb für innovative Einzelhandelskonzepte wurde von der Hansestadt Lüneburg gemeinsam mit der Lüneburg Marketing GmbH und der Wirtschaftsförderungs-GmbH für Stadt und Landkreis Lüneburg entworfen. Für den Zeitraum von einem Jahr sollen bis zu drei Ladenflächen angemietet und zur Nutzung durch jeweils einen Pop-up-Store zur Verfügung gestellt werden. Die Zahlung von Kaltmiete, Nebenkosten und Kaution übernimmt die Stadt. Der Gründer kommt für die Stromkosten auf und zahlt die notwendigen Versicherungen.

Pop-up-Stores – zeitlich befristet betriebene Läden – zeichnen sich durch ihren provisorischen Charakter, eine besondere Warenpräsentation und Produktauswahl aus, heißt es in der Projektbeschreibung. „Pop-up Stores sind Experimentierräume und Testlabore für neue Geschäftsideen. Im besten Fall sind sie der Anfang einer neuen guten Adresse für Lüneburg.“ Durch den Wettbewerb sollen Menschen mit neuen Ideen und Mut gefördert werden. Gesucht werden Gründerinnen und Gründer mit neuartigen und kreativen Einzelhandelskonzepten, die zur Belebung der Innenstadt beitragen und die Angebotsvielfalt in Lüneburg erhöhen.

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Die zurzeit ungenutzten Flächen sollen vom 1. Oktober dieses Jahres an angemietet werden. Für den Ladenausbau und die Geschäftsausstattung erhalten die Gewinner einen Investitionszuschuss in Höhe von 2500 Euro. Für die Umsetzung der Maßnahmen rechnen die Initiatoren mit Kosten in Höhe von bis zu 200.000 Euro. Bis zu 90 Prozent der Kosten könnten ihrer Rechnung zufolge jedoch durch das Sofortprogramm Perspektive Innenstadt des Landes Niedersachsen refinanziert werden.

Sobald es grünes Licht für den Wettbewerb gibt, können sich volljährige Existenzgründer bewerben. Sie müssen einen Bewerbungsbogen ausfüllen und ein Kurzkonzept einreichen. Dieses sollte die Geschäftsidee und das Team vorstellen sowie das Marktpotenzial und mögliche Wettbewerber beschreiben. Außerdem sollten die Bewerber erklären, warum gerade ihr Laden in die Innenstadt gehört und inwiefern das Geschäftskonzept wirtschaftlich und ökologisch nachhaltig ist.

Jury bewertet Bewerbungen und wählt besten Konzepte aus

Die Auswahl der Gewinner ist folgendermaßen geplant: Eine Jury bewertet die Bewerbungen und wählt die fünf aus ihrer Sicht besten Konzepte aus. Die ausgewählten Bewerberinnen und Bewerber präsentieren bei einem Treffen mit der Jury ihr Konzept in Form einer Kurzvorstellung von etwa zehn Minuten. Danach werden bis zu drei Gewinnerkonzepte ausgewählt.

Die Hansestadt Lüneburg will den Leerstand in der Innenstadt, hier ein Geschäft in der  Großen Bäckerstraße mit einem Wettbewerb für Pop-up-Stores bekämpfen.
Die Hansestadt Lüneburg will den Leerstand in der Innenstadt, hier ein Geschäft in der Großen Bäckerstraße mit einem Wettbewerb für Pop-up-Stores bekämpfen. © HA | Lena Thiele

Die Jury vergibt Punkte in sechs Kategorien: Erstens geht es um die Stimmigkeit des Konzepts, zweitens um die Hintergründe und Qualifikationen der beteiligten Personen und drittens um die Einzigartigkeit der Geschäftsidee. So sollten die Bausteine des Konzepts gut zueinander passen und das Team sollte bei der Umsetzung neue Wege gehen. Außerdem bewertet werden die Innenstadttauglichkeit, die wirtschaftliche sowie die ökologische Nachhaltigkeit der Idee. Die Juroren prüfen, ob die in der City üblichen Öffnungszeiten abgedeckt werden können, ob das Konzept auch über das erste Jahr hinaus tragfähig sein könnte und ob zum Beispiel fair produzierte, regionale oder saisonale Produkte angeboten werden.

Die vorgeschlagene Jury besteht aus Jürgen Enkelmann (Geschäftsführung der Wirtschaftsförderungs-GmbH für Stadt und Landkreis Lüneburg), Gabriele Lukoschek (Erste Stadträtin und Aufsichtsratsvorsitzende der Lüneburg Marketing GmbH), Katrin Wellmann (Geschäftsführerin der Sandpassage Tschorn), Wolfgang Goralczyk (Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses), Jule Grunau (stellvertretende Vorsitzende des Wirtschaftsausschusses), Jan Weckenbrock (Berater für Raumordnung und Stadtentwicklung bei der IHK Wolfsburg Lüneburg), Claudia Klamp (Geschäftsführerin des Café Zeitgeist und Mitglied der IHK-Vollversammlung) sowie Esther Trilken (Vertreterin des Vereins Contact & Cooperation).