Seevetal/Salzhausen/Winsen. Viele Höfe bieten regionale Lebensmittel aus Waren-Automaten an. Kontaktloser Verkauf läuft gut, nicht nur wegen Corona.
Gefüllt mit verschiedenen regionalen Bauernhofprodukten stehen sie am Straßenrand, an Bahnhöfen oder vor Hofläden – Warenautomaten, auch Hofautomat oder Regiomat genannt. Per Selbstbedienung können sich die Kunden in den Verkaufsstellen zumeist Eier, Wurst, Honig und Kartoffeln mitnehmen, oft ergänzt um verschiedene Spezialitäten umliegender Höfe.
Einige Kunden nutzten die Automaten, um unterwegs noch schnell was fürs Abendessen mitzunehmen, andere wollen die regionalen Erzeuger unterstützen oder kommen gezielt wegen besonderer Produkte. Wie der Motorradfahrer aus Eimsbüttel, von dem Christina Wübbe erzählt. „Der kommt regelmäßig am Wochenende auf seiner Tour bei uns vorbei, um sich seine zehn Liter Milch abzufüllen.“ Die gibt es in der Milchtankstelle gleich neben dem Warenautomaten auf dem Hof der Familie in Glüsingen. Der wurde mit einer 20.000-Euro-Unterstützung der Leader-Region Achtern-Elbe-Diek errichtet.
Nachfrage nach dem Direktverkauf ab Hof ist groß
Seit sie den Direktverkauf im vergangenen November gestartet haben, reißt die Nachfrage nicht ab. „Unsere Erwartungen wurden absolut übertroffen. Wir hätten nie damit gerechnet, dass das Angebot so gut angenommen wird“, sagt Christina Wübbe. Vor allem Eier gingen sehr gut weg, aber auch Käse, Kartoffeln und Wurst seien bei den Kunden beliebt.
Die Rohmilch, die vom Hof Wübbe stammt und vor dem Verzehr abgekocht werden soll, können die Kunden in mitgebrachte oder vor Ort gekaufte Flaschen zapfen. Die Kartoffeln lagern in einer Holzkommode mit Schubladen – die kleineren Säcke oben, die großen unten. Alle weiteren Produkte – darunter auch Würstchen, Bratwurst im Glas, Rinderleberwurst, Sülze und Honig – liegen im Automaten und landen auf Knopfdruck in der Ausgabeschublade.
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Für das Pfingstwochenende soll von Freitagabend an auch Bratwurst zum Grillen dabei sein. Passend zu den Produkten liegen einige Rezepte aus, an einer Tafel informieren die Betreiber über neue Produkte und die anderen Erzeugerhöfe.
Bezahlt wird entweder mit Bargeld – der Automat gibt Wechselgeld – oder mit einem Bezahlstick, der auf dem Hof erworben und immer wieder aufgeladen werden kann. Geöffnet ist der Warenautomat täglich von neun bis 22 Uhr, im Winter werden die Türen des kleinen Anbaus um 21 Uhr abgeschlossen.
Ähnlich ist es beim Hof Lübberstedt in Salzhausen geplant. Auch dort soll in den kommenden Wochen ein Warenautomat aufgestellt werden, eine Milchtankstelle geht bereits in Kürze in Betrieb. Das Vorhaben wird mit 25.000 Euro durch die Leader-Region Naturpark Lüneburger Heide gefördert. Durch die Pandemie sei ein Bedarf an dieser neuen Einkaufsform deutlich zu erkennen, heißt es zur Begründung. Mit dem Projektvorhaben werde nicht nur die Vermarktung von regionalen Lebensmitteln vorangetrieben, sondern auch das kontaktlose Einkaufen ermöglicht.
Margit Lübberstedt kann es kaum erwarten, bis auch das Häuschen mit dem Automaten steht. „Leider durften wir vor der Förderzusage nicht anfangen und jetzt gibt es Lieferengpässe beim Holz für das Haus“, sagt sie. Bis es soweit ist, verkauft sie ihre Produkte weiterhin im kleinen Hofladen. Der sei jedoch sehr schmal und eng, deshalb laufe der Verkauf zurzeit durchs Fenster. Zudem ist der Laden nur freitags, sonnabends und sonntags geöffnet. An den anderen Tagen soll künftig der Automat sicherstellen, dass zum Beispiel die Besucher des nahe gelegenen Schwimmbads und die Mitglieder des Reitvereins Luhmühlen sich hier mit verschiedenen Produkten versorgen können. Bezahlen können sie mit Bargeld oder EC-Karte.
Das Sortiment wird dem aus dem Laden ähneln: Wurst im Glas, Gulasch, Chili con Carne, Bolognese-Soße, Geflügelleberwurst, Dinkel- und Eiernudeln von verschiedenen regionalen Erzeugerhöfen und auch Seife verkauft die Familie. Nur den Likör aus Wildpflaumen, den es im Hofladen gibt, werden sie nicht draußen anbieten – bei Alkohol müssten bei der Abgabe Altersbeschränkungen beachtet werden. Auch Eier gibt es hier nicht. Vom eigenen Hof kommen die Milch und die Milchprodukte wie Käse, Joghurt, Kakao, Erdbeermilch, Pudding, Butter und Speiseeis.
Denn bekannt ist der Hof Lübberstedt für sein „Bauernhofeis“, das normalerweise im Eiswagen, im Hofladen und an Gastronomiebetriebe verkauft wird. Für das Eis wird es neben dem Kühlautomaten einen eigenen Gefrierautomaten geben. In der Ausgabeschale landen künftig kleine Becher mit integriertem Löffel und auch Familienpackungen in Sorten wie Gurke mit Dill, Heidjer-Eis mit Buchweizen und Preiselbeere oder Limette-Basilikum, aber natürlich auch Schokolade, Vanille und Erdbeere.
Auch am Bahnhof Winsen steht ein Eier-Automat
Wer sich schon jetzt auf den Weg machen will, um regional und kontaktlos einzukaufen, findet in der Region weitere Warenautomaten mit unterschiedlichen Schwerpunkten im Sortiment. So steht zum Beispiel am Bahnhof Winsen neben dem Fahrradunterstand ein Automat mit Eiern in verschiedenen Größen vom Betrieb Heilight aus Stelle. Angeboten werden auch Honig, gekochte Mettwurst und Hausmacher Leberwurst. Ein solcher Automat mit Eiern und Kartoffeln gefüllt steht auch in Fliegenberg, manchmal gibt es dort auch Speck – so kommen alle Zutaten für ein herzhaftes Bauernfrühstück zusammen.
Ebenfalls in der Kreisstadt steht der Eierautomat von Schröders Hofladen. Außer Freilandeiern gibt es dort verschiedene Kartoffelsorten, selbst gemachte Marmeladen und Säfte sowie eingelegte Rote Bete und Honig. Auch Obst und Gemüse ist je nach Saison dabei. Der Automat am Tönnhäuser Weg ist rund um die Uhr geöffnet. Der Regiomat vom Hof Benecke in Scharmbeck ist mit einer Milchtankstelle kombiniert. Er ist mit Eiern, Käse, Kartoffeln, Honig, Marmeladen und Erfrischungsgetränken bestückt. Auch Flaschen für die Milch können hier gekauft werden.
Der Hof Meinke aus Wistedt vertreibt seine Eier aus dem Hühnermobil über mehrere sogenannte Regioboxen. Die Verkaufshäuschen stehen auf dem Hof in Wistedt, in Zeven gegenüber dem Edeka-Markt und an der B 75 in Kakenstorf. Außer Eiern gibt es dort auch Heidekartoffeln – je nach Saison eine der drei regionalen Sorten Goldmarie, Glorietta oder Belana. Wie die meisten in den Warenautomaten angebotenen Regionalprodukte haben sie einen besonders kurzen Transportweg hinter sich.