Landkreis Harburg. In Niedersachsen dürfen Gäste im Außenbereich bewirtet werden. Nicht jeder macht mit. Hier ein paar Ausflugs- und Essenstipps.
Die neue Corona-Verordnung des Landes Niedersachsen macht es möglich: Endlich dürfen Restaurants wieder öffnen – unter strengen Auflagen und auch erst einmal nur im Außenbereich. Trotzdem könnte das doch ein Grund zur Freunde sein? Allerdings hält sich die bei den Gastronomen in der Region stark in Grenzen. Das zeigt sich schon daran, dass gar nicht jeder die Möglichkeit zur Eröffnung ergreift.
„Die aktuelle Verordnung der Landesregierung zwingt uns leider, unser schönes Haus und unseren idyllischen Biergarten schweren Herzens vorerst weiterhin geschlossen zu halten“, schreibt beispielsweise das Heide-Landhaus Döhle in Egestorf. Andere Restaurants in der Region öffnen nur bei gutem Wetter – und das ist in Norddeutschland auch irgendwie Ansichtssache. Wieder andere gehen in die Offensive und öffnen. Dauerhaft. Mancher aber mit großen Bauchschmerzen.
Dehoga-Chef kritisiert Öffnung als unwirtschaftlich
„Ich weiß nicht, wie die Politik, sich das alles vorstellt“, sagt Thomas Cordes. Er betreibt das gleichnamige Hotel und Restaurant in Rosengarten und er ist Vorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) im Landkreis Harburg. „Die tolle Lösung, die uns als Perspektive angepriesen wurde, bringt uns gar nichts“, kritisiert Cordes. Er hat den Außenbereich eingeschränkt für Publikumsverkehr zwar geöffnet. Aber er rechnet vor, dass es für die ohnehin gebeutelten Gastronomen schnell unwirtschaftlich wird. Waren einkaufen, Personal bezahlen und dann spielt das Wetter nicht mit.
Zudem ist der Aufwand immens. Daten erheben, prüfen, ob die Gäste wirklich getestet, geimpft oder genesen sind, notfalls einen Corona-Test vor Ort unter Beaufsichtigung (Cordes nimmt dafür 8 Euro) erstellen lassen. Zeiten erfassen, aufpassen, dass Masken getragen werden, wo es eng wird. „Man hat uns die Aufsichtsüberwachungsfunktion übertragen, uns das alles auferlegt und die Regierung kommt mit dem Impfen nicht hinterher“, kritisiert er. Cordes und weitere Unternehmer haben mit einer Aktion „Die Töpfe sind leer“ (siehe Infostück unten) auf ihre brisante Situation versucht aufmerksam zu machen. Allerdings bislang mit mäßigem Erfolg.
Der Undeloher Hof startet und bietet sogar Kutschfahrten an
„Das ist ein Chaos, da blickt doch keiner mehr durch“, sagt auch Heike Brunkhorst. Sie betreibt den Undeloher Hof in der bei Touristen sehr beliebten Gemeinde. Sie bietet Übernachtungen, Speisen (Restaurant und Café) sowie Kutschfahrten an. Und das trotz aller Corona-Auflagen. Der Außenbereich mit 24 Tischen und neu angeschafften Heizstrahlern ist von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Ein aktueller Coronatest oder die Vorlage eines Impfpasses ist hier genauso nötig wie für eine Kutschfahrt durch das angrenzende Naturschutzgebiet. Vorteil: Ein aktueller Corona-Test oder Nachweis gilt dann für beides.
Der Schafstall im Büsenbachtal in Handeloh bietet reichlich Platz für die Open-Air-Kaffeetafel. Etwas 150 Plätze gibt es im Garten des Cafés und Restaurants, das täglich geöffnet ist. Die Gäste werden an den Tischen bedient. Sie müssen vorab ein Formular unterschreiben, dass sie einen aktuellen Negativ-Test gemacht haben, geimpft oder genesen sind. Geplant ist zudem, dass die Besucher sich vor Ort – gegen eine Gebühr von etwa vier bis fünf Euro – testen lassen können. Reservierungen sind nur zum Frühstück notwendig.
Am Deich, Elbufer oder an Fischteichen verweilen
Wen es mehr zum Deich zieht, kann im Hofcafé Löscher in Hoopte nahe der Elbe einkehren. Es ist am Wochenende von 11.30 bis 21 Uhr geöffnet. Die Inhaber Britta Löscher-Bardowicks und Björn Bardowicks bieten zunächst wieder 50 Plätze an. Wer Spargel in allen Variationen genießen will, muss zuvor nachweisen, dass er vollständig geimpft oder genesen ist. Ein negatives Testergebnis, das nicht älter ist als 24 Stunden ist, tut es auch. „Kontrollieren werden wir das selbst“, sagt Bardowicks. Zudem liegen Zettel für die Nachverfolgung von Kontakten bereit. Besucher können, soweit vorhanden, auch die Luca-App einsetzen. Ab der kommenden Woche werden dann mittwochs bis sonntags (11.30 Uhr bis 21 Uhr) Gäste bewirtet.
Anna Epp und Nico Thonfeld, Betreiber der Strandhalle in Over, sind glücklich, wieder Gäste am idyllischen Elbufer bewirten zu können. Selbst das wenig einladende Wetter sei kein Hinderungsgrund für einen Strandhallen-Besuch, versichert Thonfeld: „Alles ist überdacht, und wir haben ein neues Zelt aufgestellt mit Seitenwänden gegen den Wind. Die haben Fenster, wegen der Aussicht. Gegen die abendliche Kühle sind wir mit sechs Heizpilzen ausgestattet.“ Das Gartenlokal am Sandberg 7 in Over ist täglich ab 12 Uhr geöffnet und schließt um 23 Uhr. Natürlich gelten auch hier die gastronomischen Corona-Regeln, aber auch für Ungeimpfte sind Spontanbesuche möglich: Die Strandhalle bietet zum Selbstkostenpreis von fünf Euro einen Schnelltest an: einen Selbsttest mit Wattestäbchen unter Aufsicht eines Mitarbeiters.
Auf einer großen Terrasse an idyllischen Fischteichen speisen – das ist nun im Restaurant Lieblingsplatz in Helmstorf wieder möglich. Es bedient seit dem Himmelfahrtstag wieder Gäste an den Tischen. „Selbstverständlich sind wir mit einem ausgearbeiteten Hygienekonzept bestens für Ihren sicheren Besuch bei uns vorbereitet“, versichern Christina und Adolf Behrens ihren Gästen. Geöffnet ist die mit (Sonnen-) Schirmen und wärmenden Schafsfellen ausgerüstete Außenterrasse von Donnerstag bis Sonntag 12 bis 22 Uhr und bietet warme Küche. Eine Reservierung über die Internet-Seite ist nötig.
Ein Kurztrip ins Alte Land und die Obstblüte, Deiche und Elbe erleben: Diese Möglichkeit bietet nach langer Zeit unter anderem das Fährhaus Twielenfleth, Am Deich 43. Mit 70 Plätzen lockt eine großzügige Außenterrasse – mit direktem Blick auf den großen Strom. Und einen Platz dürfte man derzeit gut bekommen, eine gewisse Wetterfestigkeit vorausgesetzt. Eine Reservierung sei daher nicht nötig, nur ein negativer Corona-Test. Geöffnet ist von 12 bis 18 Uhr.
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Wer derzeit durch die Altstadt schlendert, fühlt sich fast an Vor-Corona-Zeiten erinnert. Allerdings an Zeiten im März, nicht im Mai: Vor vielen Cafés, Kneipen oder Restaurants in der Buxtehuder Altstadt stehen wieder Stühle und Tische, doch die Besucheranzahl ist offenkundig überschaubar. Dennoch, eine gewisse Aufbruch-Stimmung ist da. Erleichtert wird sie hier auch dadurch, dass die Wege zu Testmöglichkeiten sehr kurz sind. Völlig ohne Anmeldung ist ein Test beispielsweise in einem neuen, grünen Test-Pavillon am Rathaus möglich.
Wer sichergehen will, reserviert vorher. Bislang findet sich meist aber auch so einfach beim Bummel eine Möglichkeit zum Draußensitzen: Zum Beispiel bei der sehr netten Café-Bar MaVie (Abstraße 2, geöffnet ab 9 Uhr), im malerische Café Entlein am Stadtparksee oder beim Ratskeller in der Breiten Straße, um mal wieder anspruchsvolle regionale Küche zu genießen. Meist wollen die Gastrobetriebe neben der Testbescheinigung eine Registrierung über die Luca-App, oft reicht auch das klassische Ausfüllen eines Kontaktbogens aus.
Viele der kleinen Cafés in der Lüneburger Innenstadt machen sich bereit für die Öffnung oder haben – trotz des Wetters – draußen schon einige Tische aufgestellt. So hat Anna’s Café am Stint den Außenbereich bereits wieder geöffnet, Tische können für bis zu vier Personen reserviert werden. Auch die Meyerei Lüneburg am Sande will bei gutem Wetter den Gästen draußen Kaffee, Kuchen und Torte anbieten. Beim Bell & Beans an der Glockenstraße sind die Tische im Hof und vorm Café seit Anfang der Woche wieder gut besetzt. Reservierungen sind nicht notwendig. Das Café Avenir, das vor Kurzem einen zweiten Standort eröffnet hat, bietet an der Katzenstraße und an der neuen Rösterei im Ilmenaugarten Kaffee und kleine Leckereien zum Mitnehmen an. Vom 1. Juni an können Gäste draußen sitzen.
Auch für die herzhafte Küche gibt es Anlaufstellen. Röhms Deli an der Heiligengeiststraße hat seit dieser Woche seine Terrasse geöffnet und startet mit einer neuen Karte in die Saison. Etwas gedulden muss sich, wer Schröders Garten besuchen will. Der Biergarten an der Ilmenau hat angekündigt, am 1. Juni seine Türen zu öffnen. Dann gibt es auch im To Huus an der Schröderstraße wieder Speisen und Getränke im Außenbereich. Bis dahin wird in der Gastwirtschaft noch ein Corona-Schnelltestzentrum betrieben.
Protestaktion: „Die Töpfe sind leer“
- Mit der Initiative „leere Kochtöpfe“ möchten der Unternehmerverband Dehoga, der in Niedersachsen mehr als 5500 Mitglieder aus dem Gastgewerbe vertritt, auf die dramatische und existenzgefährdende Situation im Hotel- und Gastgewerbe hinweisen.
- In einer einmaligen Aktion sollen die niedersächsischen Landtags- und Bundestagsabgeordneten von den Gastwirten einen leeren Kochtopf überreicht oder per Post gesendet bekommen. Dieser symbolisiere die katastrophalen Zustände im Hotel- und Gaststättengewerbe: Nach fast acht Monaten Gastronomie-Lockdown innerhalb eines Jahres sind nicht nur die Töpfe leer, sondern auch die Rücklagenkassen und Herzen.
- Auch der Harburger Dehoga-Chef und Unternehmer aus Rosengarten Thomas Cordes hat sich an der Aktion beteiligt. „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht. Wir haben Rezepte für sichere Gastlichkeit geschrieben. Doch wir dürfen mit diesen Rezepten nicht kochen“, schreibt er in seinem Brief an Bundes- und Landtagsabgeordnete aus der Region. Er fordert von ihnen ein Rezept sowie einen Rahmen für eine Öffnung ein. Am Mittwoch erhielt Cordes einen leeren Topf vom CDU-Bundestagsabgeordneten Michael Grosse-Brömer aus dem Wahlkreis Harburg zurück – ohne Rezept, ohne Schreiben, dafür lag der ungeöffnete Brief von Cordes noch drin.