Salzhausen. Sanitäter entfernen allein aus dem Gesicht der Frau mehr als 70 Stacheln. Tier erleidet anaphylaktischen Schock

Schon ein Bienenstich tut weh und kann für Allergiker durchaus gefährlich werden. Doch was, wenn man mehr als 70 Mal gestochen wird? Genau das ist einer Spaziergängerin in der vergangenen Woche in Gödenstorf im Landkreis Harburg passiert. Auch ihr Hund wurde mehrfach gestochen und erlitt dadurch einen anaphylaktischen Schock.

Bienenattacke: Am Wegesrand standen zwei Meter entfernt Bienenkästen

Margret Bäcker, die nicht mit ihrem richtigen Namen in der Zeitung stehen möchte, wollte am Pfingstmontag mit ihrem Hund Paul einen entspannten Spaziergang in Gödenstorf machen. Ihr Weg führte die Rentnerin am Ende des Garstedter Weg entlang von blühenden Kleefeldern. „Am Wegesrand waren in etwa zwei Meter Entfernung Bienenkästen aufgestellt”, erzählt Bäcker einige Tage nach dem Vorfall, von dem sie sich etwas erholt hat. Sie sei wie immer an den Kästen vorbei gelaufen. „Plötzlich hörte ich, wie mein Hund quiekte und dann schwirrten schon alle Bienen um mich herum”, berichtet die Rentnerin.

Sie versuchte den Insekten zu entkommen und flüchtete sich zusammen mit ihrem Cocker Spaniel zurück in Richtung ihres Autos. „Der Bienenschwarm verfolgte uns mehr als 300 Meter weit”, so die Frau. Sie selbst realisierte in diesem Moment noch nicht, was passiert war. Im Auto zupfte sich die Rentnerin noch ein Insekt aus den Haaren. Sie bemerkte, wie es ihrem Hund Paul immer schlechter ging. Er habe erbrochen und Durchfall bekommen. Geschockt setzte sie sich ans Steuer ihres Wagens und fuhr den fünf Minuten Weg nach Salzhausen zu ihrer Wohnung.

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Im Vorgarten traf Bäcker zufällig auf ihre Nachbarin. Diese erkannte, dass Margret Bäcker Dutzende Bienenstiche im Gesicht hatte und rief sofort beim Rettungsdienst an. „Ich hatte nur Sorgen um meinen Hund und versuchte meinen Tierarzt zu erreichen”, erinnert sich die Betroffene selbst. Doch der war 80 Kilometer weit entfernt. Glücklicherweise fand ihre Nachbarin die Nummer von Ann-Kathrin Bentrup aus dem Landkreis Lüneburg im Internet. Die Tierärztin machte sich nach dem Anruf sofort mit ihrer mobilen Tierklinik, einem umgebauten Volkswagen Crafter, auf dem Weg.

Zwei Sanitäter und Notarzt kümmern sich um die Frau

Inzwischen waren zwei Sanitäter mit dem Rettungswagen und der Notarzt aus Winsen in Salzhausen eingetroffen. Sie entfernten alleine aus dem stark geschwollenen Gesicht mehr als 70 Stacheln. Die Schwellungen entstehen durch das im Gift der Bienen enthaltene Eiweiß. Mit einem warmen Waschlappen kann das Eiweiß zerstört werden und die Schwellungen gehen zurück. „Sie hatte großes Glück nicht allergisch auf die Stiche zu reagieren”, sagte Notfallsanitäter Thorsten Kluge, der zusammen mit dem Notarzt vor Ort war. Bei einer allergischen Reaktion reagiert der Körper innerhalb von 30 Minuten nach den Stichen mit Übelkeit und Kopfschmerzen. In diesem Fall sollte sofort der Rettungsdienst gerufen werden. Im schlimmsten Fall kann es zu einem allergischen Schock kommen, der bis zum Kreislaufstillstand führen kann. Genau diese Symptome hatte der Cocker Spaniel Paul bereits.

„Als ich ankam, lag er fast regungslos im Vorgarten”, sagt Tierärztin Ann-Kathrin Bentrup. „Er hatte fast überall Schwellungen.” Sie verabreichte dem Hund Kortison und legte eine Infusion. Langsam stabilisierte sich der Zustand des Tieres. Während seine Besitzerin zur Sicherheit ins Krankenhaus gebracht wurde, blieb der Cocker Spaniel zusammen mit der Nachbarin in der Wohnung. „Er war sehr erschöpft und wollte nur noch schlafen”, erzählte die Ärztin der Tierarztpraxis to Huus. Nach drei Stunden konnte Bäcker das Krankenhaus wieder verlassen. „Die Ärzte sagten mir, dass es ein Wunder sei, wie glimpflich es bei mir verlaufen ist”, erinnert sie sich.

Hund Paul hätte die Attacke der Bienen fast nicht überlebt

Zu Hause konnte sie ihren Hund Paul wieder in den Arm nehmen. Die beiden hatten noch einige Tage Schwellungen, doch die Wunden verheilten schnell wieder. Ohne die gute Reaktion ihrer Nachbarin und der Tierärztin Ann-Kathrin Bentrup hätte Paul die Bienenstiche wohl nicht überlebt, wird der Rentnerin nach dem Vorfall klar. Warum es zu dem Angriff der Bienen auf sie kam, kann sich die Rentnerin auch eine Woche nach dem Vorfall nicht erklären: „Ich kann jedem Spaziergänger nur Raten einen weiten Bogen um aufgestellte Bienenkästen zu machen.“

„Dass Spaziergänger von Bienen attackiert werden, kommt nur sehr selten vor”, betont Clemens Tandler als Vorsitzender des Kreisimkervereins Harburg. Die normalerweise friedlichen Insekten sind während der Frühjahrs- und Sommermonate auf die Tracht fixiert. Wenn sie jedoch eine Gefahr für ihren Stock sehen, verteidigen sie ihn unter dem Einsatz ihres Lebens.

Um das auszuschließen, seien die Bienenkästen so positioniert, dass die Einflugschneise nicht über einen Weg führten. Beim Stich hinterließen die Insekten einen Botenstoff, der andere Bienen aus der Umgebung zur Hilfe rufe, erklärt Tadler. Wieso die Bienenkästen in diesem Fall so nahe am Wegesrand standen, soll nun geklärt werden. Letztlich sei jeder Imker jedoch selbst für den Aufstellungsort verantwortlich.