Hamburg. Kaum ein Fall hat die Polizei so beschäftigt wie das Verschwinden der zehnjährigen Hilal aus Lurup. Nun gibt einen neuen Zeuenaufruf.

20 Jahre nach dem Verschwinden des Mädchens Hilal Ercan aus Hamburg-Lurup hat die Polizei einen neuen Zeugenaufruf gestartet. „Wir bitten mögliche Zeugen, die sich bislang nicht bei uns gemeldet haben, weiterhin ausdrücklich darum, sich mit uns in Verbindung zu setzen“, sagte die zuständige Abteilungsleiterin im Landeskriminalamt, Inge Pape. „Wir gehen weiterhin davon aus, dass es Menschen gibt, die etwas Merkwürdiges oder Auffälliges beobachtet haben, bei dem es sich möglicherweise um ein wichtiges Puzzleteil zur Aufklärung des Falls handelt.“

Das damals zehnjährige türkische Mädchen wird seit dem 27. Januar 1999 vermisst. Hilal hatte an jenem Tag ein gutes Halbjahreszeugnis nach Hause gebracht. Der Vater erlaubte der Tochter, sich Süßigkeiten im benachbarten Einkaufszentrum „Elbgaupassage“ zu kaufen. Seitdem ist Hilal verschwunden. Vor einem Jahr brachte die Polizei eine Tafel mit einer Fahndungserinnerung an dem Einkaufszentrum an. Die Staatsanwaltschaft setzte für den entscheidenden Hinweis zur Aufklärung des Falles eine Belohnung von 5000 Euro aus.

Suche im Altonaer Volkspark

Im September vergangenen Jahres hatten die Ermittler im Altonaer Volkspark nach Überresten des Kindes gesucht, dabei aber nichts entdeckt. Ein Zeuge hatte nach Angaben der Polizei auf eine Örtlichkeit verwiesen, die bereits 2005 als möglicher Ablageort der Leiche des Kindes galt. Damals hatte ein Tatverdächtiger gestanden, Hilal entführt und getötet zu haben. Er widerrief jedoch sein Geständnis.

Die Polizei hat seit dem Verschwinden von Hilal 671 Spurenakten erstellt. 21 davon kamen nach den jüngsten Grabungen im Volkspark hinzu und werden zum Teil noch abgearbeitet. Der Fall stelle für alle beteiligten Ermittler eine Besonderheit dar und berühre sie emotional, erklärte die LKA-Abteilungsleiterin. „Es handelt sich um den einzigen Fall in Hamburg, bei dem ein Kind verschwunden ist und dessen Verbleib bislang ungeklärt ist.“

Täter könnte sich jemandem anvertraut haben

Pape hält es für möglich, dass sich der Täter inzwischen jemandem anvertraut haben könnte. Beziehungen könnten sich verändert haben. „Wer vor Jahren vielleicht noch nicht bereit war, Informationen weiterzugeben, kann heute vielleicht den entscheidenden Hinweis liefern“, meinte die Kriminalistin.

Für einen Hinweisgeber interessiert sich die Polizei besonders. Er habe sich am 3. Februar 1999 mit Hilals Familie an der Christuskirche in Hamburg-Eimsbüttel treffen wollen. Die Familie wartete stundenlang, aber der Hinweisgeber kam nicht, möglicherweise weil wegen eines anderen Einsatzes mehrere Polizeiwagen mit Blaulicht und Martinshorn an der Kirche vorbeifuhren. Der Hinweisgeber konnte bis heute nicht ermittelt werden. „Wir bitten ihn, sich mit uns in Verbindung zu setzen“, sagte Pape.