Hamburg. Mehr Transparenz auf dem Wohnungsmarkt: Recherchezentrum Correctiv und Hamburger Abendblatt recherchieren mit Bürgern.
Das Projekt „Wem gehört Hamburg“ startet in seine entscheidende Phase. Am Donnerstagabend stellte das gemeinnützige Recherchezentrum Correctiv das Projekt in der Redaktion des Abendblatts am Großen Burstah vor. Mit dem Projekt wollen Journalisten des Recherchezentrums Correctiv für mehr Transparenz auf dem Immobilienmarkt sorgen.
„Um eine nachhaltige Stadtentwicklung sicherzustellen, ist es wichtig, dass nicht nur die betroffenen Mieter, sondern auch die Entscheidungsträger der Stadt wissen, mit wem sie es zu tun bekommen. Orientierungsmarke dabei sollte das Transparenz- und Geldwäschegesetz sein, mit dem einige in Deutschland operierende Investoren Probleme haben“, sagte Siegmund Chychla, Vorsitzender des Mietervereins zu Hamburg. Die Attraktivität Hamburgs locke auch nicht näher bekannte Investoren nach Hamburg.
„Es gibt kaum ein Thema, das unsere Leser so umtreibt wie die Situation auf dem Wohnungsmarkt“, erklärte Matthias Iken, stellvertretender Chefredakteur des Abendblatts. „Mit der neuen Form der Bürgerrecherche wollen wir nicht Vermieter an sich an den Pranger stellen, sondern bewusst die schwarzen Schafe finden.“
Informationen der Mieter werden vertraulich behandelt
Dafür hat Correctiv einen sogenannten Crowd-Newsroom entwickelt. Auf einer Online-Plattform können Mieter in wenigen Schritten mitteilen, wem ihre Wohnung gehört. Bürger können dort auch eventuelle Probleme mit ihren Vermietern schildern. Die Seite ist unter www.wem-gehoert-hamburg.de erreichbar und bis Anfang Mai offen.
Ganz wichtig: Die Plattform ist ein geschützter Raum. Die Informationen werden vertraulich als Redaktionsgeheimnis behandelt. Daten werden nicht veröffentlicht oder an Dritte weitergegeben.
Mit dem Crowd-Newsroom wird eine neue Form der Recherche möglich. Dort, wo keine Informationen öffentlich zugänglich sind, aber viele einzelne Personen darüber verfügen, kann ein Puzzle aus vielen Teilen zusammengefügt werden. Bürger handeln wie Journalisten: Sie sammeln Informationen, müssen aber auch darlegen, woher sie ihre Informationen haben. Das Recherchezentrum Correctiv hat mit dieser Plattform schon Projekte durchgeführt. Etwa zum Stundenausfall im Schulunterricht in Dortmund: Schüler und Bürger konnten eintragen, wie viele Stunden an ihren Schulen ausfielen. In dem Check wurden Daten zu 4575 Stunden von 57 verschiedenen Schulen zusammengetragen. Das Ergebnis: Es fielen deutlich mehr Stunden aus als zuvor angenommen.
Crowd-Newsroom einen Monat lang geöffnet
Correctiv geht es nicht darum, Daten direkt zu veröffentlichen, sondern aus den Informationen die Fälle herauszufiltern, die für die Öffentlichkeit interessant sind.
Der Crowd-Newsroom wird einen Monat lang geöffnet sein. Im Anschluss werten die Journalisten die Daten aus und werden Ergebnisse ihrer Recherche veröffentlichen. Reporter von Correctiv werden in den kommenden Wochen regelmäßig im Café Kölibri auf St. Pauli (Hein-Köllisch-Platz 11/12) anzutreffen sein. Am 10. April (18:30 Uhr) stellt Correctiv das Projekt beim Mieterverein zu Hamburg (Beim Strohhause 20) vor, Anmeldungen (kostenlos) im Internet über die Adresse wem-gehoert-hamburg.de