Hamburg. Ex-Wirtschaftssenator starb kurz vor dem 77. Geburtstag. Der Nachruf eines Weggefährten und ehemaligen Finanzsenators.
Gunnar Uldall hat die Geschicke der Freien und Hansestadt Hamburg wesentlich mitgeprägt. Er ist am 14. November 2017, kurz vor seinem 77. Geburtstag, an den Folgen einer schweren Krankheit in der Hansestadt gestorben.
Uldall wurde am 17. November 1940 in Hamburg geboren. Nach dem Abitur am Walddörfer-Gymnasium 1960 in Hamburg leistete er von 1960 bis 1962 seinen Wehrdienst, sein letzter Dienstgrad war Oberleutnant der Reserve. Anschließend absolvierte er ein Studium der Volkswirtschaftslehre an der Universität Hamburg, das er 1966 als Diplom-Volkswirt beendete. Seit 1966 war er tätig als selbstständiger Unternehmensberater, von 1983 bis 2001 als Partner der Unternehmensberatung Mummert + Partner.
Gunnar Uldall gestorben – die Reaktionen
Reaktionen auf den Tod Gunnar Uldalls
Uldall war evangelischer Christ und hat als Lektor der Kirche gern und häufig in seiner Kirche in Hamburg-Bergstedt und der Kirche in seinem Ferienhaus in Horsbüll gepredigt. 1962 wurde er Mitglied der CDU. Als Abgeordneter gehörte er von 1966 bis 1983 der Hamburgischen Bürgerschaft an, von 1983 bis 2001 war er Mitglied des Deutschen Bundestages. Dort war er zunächst Obmann der CDU/CSU-Fraktion im Finanzausschuss, von 1996 an ihr Wirtschaftspolitischer Sprecher. 1996 legte er für den Bremer Bundesparteitag der CDU das Stufenmodell einer neuen Einkommensteuer mit drei Tarifstufen vor („Die Steuerwende – Eine neue Einkommensteuer, einfach und gerecht“), das der Parteitag als steuerpolitisches Konzept der CDU mit großer Mehrheit verabschiedete. Für dieses Konzept wurde er mit dem Wolfram-Engels-Preis ausgezeichnet.
Der Vater der "Boomtown Hamburg"
Von Oktober 2001 bis Mai 2008 war er im Senat von Ole von Beust (CDU) Senator für Wirtschaft und Arbeit in Hamburg. Wirtschaft und Arbeit – das war für ihn untrennbar. Er konzipierte die Wirtschaftspolitik im Rahmen der Strategie „Metropole Hamburg – Wachsende Stadt“ und wurde damit Vater der „Boomtown Hamburg“, wie die Hansestadt im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts häufig genannt wurde.
Zu den Schwerpunkten seiner Tätigkeit zählten die Schaffung der Hamburg Port Authority (HPA) und die langfristige Sicherung der Finanzierung der Investitionen in den Hafen durch die Teilprivatisierung der Hamburger Hafen- und Logistik AG (HHLA), die Bildung von Clustern zur Förderung der Schwerpunkte der Hamburger Wirtschaft (Luftfahrtindustrie, Hafen und Logistik, Life Science, IT und Medien, Finanzplatz Hamburg), der Ausbau des Tourismus mit dem neuen Schwerpunkt Kreuzfahrten sowie die Neukonzeption der Arbeitsmarktpolitik: statt Ausgaben für den zweiten Arbeitsmarkt Investitionen in den ersten Arbeitsmarkt. Der Erfolg gab ihm recht: Das Ergebnis war ein deutlicher Zuwachs an sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in Hamburg. Er schuf die Grundlagen für den Ausbau des Airbus-Werks auf Finkenwerder und sicherte den Neubeginn der bereits von den Gesellschaftern aufgegebenen Hamburger Stahlwerke.
Uldalls Leidenschaft für den Tierpark Hagenbeck
Nach seinem Ausscheiden als Senator wählte ihn der Bundesverband Paket und Expresslogistik (BIEK) zu seinem Präsidenten, dieses Amt übte er bis 2014 aus. Er war Mitglied im Aufsichtsrat verschiedener Unternehmen wie der BDO AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, der Logistikunternehmen VTG AG und Hermes Europe GmbH sowie des Gebäudedienstleisters Bogdol GmbH.
Sein besonderes Engagement galt „Hagenbecks Tierpark“, den er als Beirat der Stiftung Hagenbeck aktiv unterstützte.
Im Juni 2015 wählte ihn die Mitgliederversammlung des Landesverbandes Hamburg zum Vorsitzenden des Wirtschaftsrates der CDU. Es gelang ihm in kurzer Zeit, die Streitigkeiten innerhalb der Organisation zu befrieden und den Hamburger Wirtschaftsrat neu auszurichten. Das Amt konnte er bereits 2016 auf einen Nachfolger übertragen.
Gunnar Uldall hinterlässt seine Frau Lore, mit der er seit fast 50 Jahren verheiratet war, drei erwachsene Kinder und sechs Enkelkinder.