Eine Musiktheater-Kritik von Abendblatt-Kulturredakteur Joachim Mischke, der Parallelen zwischen Alexander Pereira und den Shakespeare-Charakteren sieht.
Für Ärger sorgen, wenn man sich am Arbeitsplatz befindet? Das kann jeder. Aber schon Stress zu machen, bevor man in Amt und Würden ist – das ist eine sehr hohe Kunst, die einige der reizvollsten Shakespeare-Charaktere beherrschen. Auch Alexander Pereira, fast weg aus der Chefetage der Salzburger Festspiele und ab Oktober Boss an der Mailänder Scala, brilliert momentan in dieser Disziplin.
Pereira will für 1,6 Millionen Euro sieben gebrauchte Opernproduktionen aus Salzburg (darunter auch der in Mailand spielende Altersheim-„Falstaff“) für die Scala ankaufen, damit er 2015, wenn in der Stadt die Expo tobt, genügend Vorzeigbares im Spielplan hat. Also: bei sich, noch in Salzburg, für sich, bald in Mailand. Doch darüber gesprochen hat Pereira, wie es seine Art ist, in Italien offenbar mit niemandem. Und jetzt ist der Ärger da.
„Die Scala kauft zu einem Spottpreis. Wo ist der Skandal?“, reagierte Pereira auf die vernichtende Kritik nach dem ersten Akt dieses Musiktheater-Dramas. Der Kulturminister hat einen Bericht bei der Scala bestellt. Mailands Bürgermeister ist sauer, auch weil sich vor seiner Tür Scala-Gewerkschafter formieren, die sich durch die Secondhand-Importware in ihrer Ehre beleidigt fühlen. Und als Zuschauer mit Abstand ist man gespannt, wie die Mailänder Seifenoper wohl endet. Und ob Pereira gegangen wird, bevor er kommt.
„Tu Geld in Deinen Beutel“ aus „Othello“