Die Werke des größten englischen Dramatikers sind nach wie vor die meistgespielten im deutschen Theater. Auch im Jahr seines 450. Geburtstags haben die Hamburger Staatstheater und das Kino sie im Programm.
Hamburg. William Shakespeares Stücke sind nach wie vor die meistgespielten, nicht nur im englischen, sondern auch im deutschen Theater. Deshalb darf der Shakespeare-Freund davon ausgehen, dass er in allen Metropolen fast immer Shakespeare-Inszenierungen erleben kann – nicht nur zur Feier des 450. Geburtstags. Das gilt natürlich auch für Hamburg, wo die drei großen Staatstheater derzeit jeweils mindestens ein großes Shakespeare-Werk im Programm haben. Zudem lässt sich auch immer wieder eine Dramenverfilmung im Kino neu erleben oder wiederentdecken.
So wird die seltener gezeigte, legendäre Verfilmung von Shakespeares „The Tempest – Der Sturm“ des Kunstfilmers Derek Jarman aus dem Jahre 1979 an diesem Sonnabend im B-Movie (19. April, 22 Uhr) über die Leinwand flimmern – in all ihrer konzentrierten Kraft.
Jarmans eigenwillige Arbeit findet ihr energiegeladenes theatrales Gegenstück in der aktuellen „Sturm“-Inszenierung von Maja Kleszewska am Deutschen Schauspielhaus (21. April, 18 Uhr), die einen dunklen, tiefgründigen Sturm auf der Bühne entfesselt. Kleszewska wirft einen Blick bis in tiefste, mitunter zutiefst menschliche Abgründe. Dank eines turbulenten Stilmix sämtlicher modern entfesselter Spielelemente – Nackte, Blut und Video – kommt keine Langeweile auf, wenn Josef Ostendorf in der Rolle des Zauberers Prospero inmitten eines starken Ensembles eine zauberhafte Vorstellung hinlegt.
Ähnlich ungesittet, doch entspannter geht es in der gleichfalls die dunkle Seite der Macht in den Blick nehmenden „Sommernachtstraum“-Sause von Stefan Pucher am Thalia Theater (23.April und 30. Mai, jeweils 20 Uhr) zur Sache. Per Film wird hier die Vorgeschichte beziehungsweise der Einstieg in die Rahmenhandlung erzählt, bevor das Ensemble zur Travestie-Schau im dunklen Elfenwald schreitet. Jens Harzer schlüpft im schwarzen Anzug in die Rolle des Spaßmachers Puck, Bruno Cathomas gibt den handlungsbeschleunigenden Herzog. Pucher deutet das Stück konsequent als erotischen Sommernachtsalbtraum und geht damit in die gleiche Richtung wie Kleszewska im stürmischen Schauspielhaus.
Da die Shakespeare-Expertin Karin Beier das Schauspielhaus erst vor wenigen Monaten übernommen hat, ist aktuell die Staatsoper der Shakespeare-Musentempel Hamburgs. So wird hier Aribert Reimanns „Lear“ in der Inszenierung von Karoline Gruber gezeigt (4., 10., 15., 17. Mai, jeweils 19.30 Uhr).
Das Hamburger Abendblatt schrieb nach der Premiere: „Wann hat es das zuletzt gegeben?: Simone Young betritt nach einer von ihr musikalisch geleiteten Opernpremiere die Bühne und wird einhellig gefeiert. Und ganz zu Recht: Aribert Reimanns gewaltige ,Lear‘-Partitur befand sich bei ihr und den Musikern des Philharmonischen Staatsorchesters in sehr guten Händen.“
Intendantin Simone Young schwärmte: „Als englische Muttersprachlerin bin ich natürlich mit Shakespeare aufgewachsen. Und mich hat sofort fasziniert, wie es Reimann gelungen ist, die ungeheure Wucht und Größe dieses Stoffs in eine kompromisslose und unglaublich dichte Musiksprache zu übertragen. Es ist alles aus Shakespeares Drama da, aber eben auf eine höchst operngerechte Weise.“ Nicht ohne Grund ist also diese Shakespeare-Adaption eine der meistgespielten tragischen Opern der Gegenwart, ein Klassiker der Moderne.
Diese Auszeichnung verdienen auch auf viele Ballette von John Neumeier, sein „Othello“ nach William Shakespeare aus dem Jahre 1985 (6.Juli, 19.30 Uhr) wird sogar oft als „legendär“ oder „Geniestreich“ bezeichnet. Belinda Grace Gardner schrieb 2008 in der „Welt“: „Alles beginnt und endet mit einem schimmernden Tuch. Es kommt bei der symbolischen Entkleidung des Helden ebenso zum Tragen wie bei den Gefühlsverwicklungen zwischen ihm und seiner Gefährtin und wird schließlich zum tödlichen Vehikel seiner Selbststrangulation. John Neumeiers Ballett-Adaption von William Shakespeares Tragödie ‚Othello‘ überträgt das Drama um emotionales Verlangen, Verrat und Täuschung in die feinstoffliche Sphäre getanzter Poesie.“
Auch Neumeiers gefeierten „Shakespeare Dances“ werden im Sommer einmalig in der Staatsoper zu sehen sein (8. Juni, 14 Uhr).
„Was haben wir für Spiel und Tänze?“:
aus „Ein Sommernachtstraum“