Die Trittin-Partei stürzt in der neuen Forsa-Umfrage im Auftrag von RTL und Stern weiter ab. Die Linke zieht vorbei und ist auf einmal drittstärkste Partei. Die Union verliert, die SPD klettert.
Berlin. Eineinhalb Wochen vor der Bundestagswahl hält der Abwärtstrend der Grünen an. In dem am Mittwoch veröffentlichten „stern“-RTL-Wahltrend fällt die Partei erstmals seit Jahren in einer Befragung unter die 10-Prozent-Marke und bleibt damit auch hinter die Linkspartei zurück. Durch das Abrutschen der Grünen kann die schwarz-gelbe Regierungskoalition weiterhin auf einen knappen Vorsprung bei der Bundestagswahl setzen.
In der wöchentlichen Umfrage büßen die Grünen zwei Punkte auf nunmehr neun Prozent ein. Im gleichen Umfang gewann die SPD nach dem TV-Duell der Spitzenkandidaten hinzu und liegt derzeit bei 25 Prozent. Die Linke verbesserte sich um einen Punkt und ist mit zehn Prozent nunmehr drittstärkste Partei. Mit zusammen 44 Prozent liegen die Oppositionsparteien aber weiter einen Punkt hinter Union und FDP, die zusammen auf 45 Prozent kommen. Dabei verliert die Union einen Punkt auf 39 Prozent. Ihr Koalitionspartner FDP gleicht dies mit einem gleichgroßen Gewinn auf sechs Prozent aus.
Nach dem TV-Duell haben sich auch die persönlichen Werte von SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück verbessert. Wenn die Deutschen ihren Kanzler direkt wählen könnten, würden sich 26 Prozent für den Sozialdemokraten entscheiden. Das sind drei Punkte mehr als in der Woche zuvor. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) verliert drei Punkte, erhält mit 52 Prozent aber immer noch doppelt so viel Zustimmung wie ihr Herausforderer.
Grünen-Abwärtstrend klar erkennbar
Der Abwärtstrend der Grünen in den Umfragen zur Bundestagswahl ist seit Wochen erkennbar. Die großen Meinungsforschungsinstitute hatten die Partei noch im Juli bei bis zu 15 Prozent gesehen. Zuletzt lag sie bei Forsa im Jahr 2009 im einstelligen Bereich. Forsa-Chef Manfred Güllner nannte strategische Fehler im Bundestagswahlkampf als Grund für das Abrutschen. So passe das Thema soziale Gerechtigkeit nicht zu der Partei.
Zudem mache ihr die Debatte über Pädophilie, den Vegetarier-Tag und die geplanten Steuererhöhungen zu schaffen. Sie sei nun auf ihre Kernwählerschaft zurückgefallen. Auch mit ihrer jüngsten Forderung nach Aufnahme von 50.000 weiteren Syrien-Flüchtlingen statt der geplanten 5000 hat die Partei die Mehrheit der Deutschen nicht hinter sich.
2011 waren die Grünen angesichts der Fukushima-Katastrophe und der Debatte um die Atomkraft im Höhenflug und konnte in Baden-Württemberg sogar den Ministerpräsidenten stellen.
Trittin appelliert wegen AfD an Merkel
Die eurokritische Partei Alternative für Deutschland (AfD) fällt um einen Punkt auf drei Prozent. Forsa-Chef Güllner sagte dem „Stern“, es sei schwer einzuschätzen, ob die AfD den Sprung ins Parlament schafft – „auch weil viele ihrer Anhänger jegliche Auskunft verweigern“. Doch es spreche viel dafür, dass die AfD unter fünf Prozent bleibt. Drei Prozent erreicht der Umfrage zufolge auch die Piraten-Partei.
Güllner verwies auf Erkenntnisse, wonach 22 Prozent der Deutschen den Einzug der AfD in den Bundestag begrüßen würden. Grünen-Spitzenkandidat Jürgen Trittin wies darauf hin, dass sich viele Menschen in Umfragen nicht zu rechtspopulistischen Parteien bekennen würden, „sie dann aber doch wählen“.
Trittin fordert Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auf, sich klar von der AfD abzugrenzen. Bislang verweigere Merkel jede Antwort auf die Frage, ob sie bereit sei, eine Regierung unter ihrer Führung von der AfD tolerieren zu lassen, warf Trittin in der „Rheinischen Post“ vom Mittwoch der Kanzlerin vor.
„Keiner weiß, ob die Bahama-Koalition vor der Tür steht“, sagte der Grünen-Politiker in Anspielung auf die blau-schwarz-gelbe Flagge des Inselstaats. Die AfD stufte er als rechtspopulistische Partei ein.
FDP-Spitzenkandidat Rainer Brüderle warnte angesichts der knappen Mehrheitsverhältnisse vor einer Stimmabgabe zugunsten der AfD. „Ein-Themen-Parteien mit völlig unrealistischen Überlegungen lösen keine Probleme“, sagte Brüderle der „Stuttgarter Zeitung“.
Das Forsa-Institut befragte zwischen dem 3. und 9. September 2500 repräsentativ ausgesuchte Wahlberechtigte. Die statistische Fehlertoleranz beträgt plus/minus 2,5 Prozentpunkte. 28 Prozent der Bürger wollen laut Forsa nicht an der Wahl teilnehmen oder sind noch unentschlossen.