Hamburg. Mädchen attackieren in Altonaer Klinik kleine Patienten und Altern. Beteiligte müssen nun viele Fragen beantworten.
Es ist traurig genug, dass in Deutschland immer häufiger Wachleute in öffentlichen Einrichtungen für Sicherheit sorgen müssen – etwa in den Bahnen. Am Altonaer Kinderkrankenhaus (AKK) rächte es sich jetzt, dass die Klinik auf private Sicherheitsdienste verzichtet und sich auf die Polizei verlässt.
Der Übergriff, bei dem drei Mädchen die Notaufnahme verwüsteten, eine Mutter gewalttätig angriffen und ihren Sohn bedrohten, wirft aber noch ganz andere, dringliche Fragen auf:
- Wie kann es sein, dass die zwölf- und 13-jährigen (!) Mädchen nachts mutmaßlich betrunken auf dem Kiez unterwegs waren
- Wurde ihre Abwesenheit nach Mitternacht in der Kinder- und Jugendeinrichtung (KJND) bemerkt?
- Und wenn das häufiger vorkommt: Reichen da routinemäßige Vermisstenmeldungen, denen die Polizei irgendwann nicht mehr groß nachgeht?
- Liegt es an der Überlastung der Mitarbeiter an der Feuerbergstraße, dass da nicht mehr passiert?
- Und vor allem: Wie geht Hamburg mit öffentlich untergebrachten Kindern und Jugendlichen um, die zur Gefahr für andere werden?
- Was tun mit jungen Menschen, die für Pädagogik kaum noch erreichbar sind?
Früherer Fall begünstigte Aufstieg von Ronald Schill
Diese Fragen müssen beantwortet, der Vorfall gründlich aufgearbeitet werden. Denn er weckt ungute Erinnerungen an einen Fall, der noch weitaus schlimmere Folgen hatte: 1998 erstachen zwei 16- und 17-Jährige mit dicker Polizeiakte den Tonndorfer Lebensmittelhändler Willi Dabelstein – für 220 Mark aus der Ladenkasse.
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Sie waren in einer offenen Betreuungseinrichtung für jugendliche Straftäter untergebracht. Der Fall befeuerte damals das Erstarken des Rechtspopulisten Ronald Schill. Drei Jahre später verlor Rot-Grün die Macht in Hamburg.