Hamburg. Das teuerste Projekt in Hamburgs Geschichte ist umstritten, aber richtig.

Dass Hamburgs neue U5 ein sehr kostspieliges Projekt wird, war ja lange bekannt. Doch spätestens mit den nun erstmals vom Senat genannten Gesamtkosten ist klar, dass es auch ein historisches Projekt wird: 14 bis 16,5 Milliarden Euro soll die knapp 25 Kilometer lange Strecke kosten – damit wird die neue U-Bahn zumindest in absoluten Zahlen das teuerste In­frastrukturvorhaben, das jemals in der Hansestadt realisiert wurde.

Dass der Senat die exakten Kosten noch nicht nennen kann, liegt in der Natur der Sache: Die U5 wird über fast 20 Jahre Abschnitt für Abschnitt gebaut – wer will denn heute vorhersagen, wie sich in dieser langen Zeitspanne Preise und Inflation entwickeln? Ob noch oder schon wieder Krieg in Europa ist? Welche Auswirkungen die geopolitische Lage auf die Energiemärkte, Material-Verfügbarkeit und Lieferketten hat? Selbst wenn man Stahl und Beton lange im Voraus einkauft und sich langfristig mit Baufirmen einigt: Eine gewisse Unsicherheit bleibt immer.

U5 in Hamburg könnte 14 bis 16,5 Milliarden Euro kosten

Daher wirkt das Vorgehen der Stadt auf den ersten Blick schlüssig: Ermittelt wurde zunächst, wie hoch die Gesamtkosten wären, wenn die gesamte Strecke heute in Auftrag gegeben werden würde – das wären 7,7 Milliarden Euro. Dann wurden die mögliche Inflation und Kostenrisiken draufgeschlagen – so kam man auf 14 bis 16,5 Milliarden Euro.

Eine schwindelerregende Summe. Soll man dafür einschlagen oder doch lieber einen Rückzieher machen? Dass Stadt und Bund das Kosten-Nutzen-Verhältnis der U5 so positiv bewerten, spricht für das Projekt. Denn dieser mit 1,23 ungewöhnlich hohe Wert wurde nicht nach dem Motto „Wünsch Dir was“ von Hamburger Behörden ermittelt, sondern nach bundesweit gültigen Kriterien von einem unabhängigen Gutachter.

Dass der Bund auf dieser Basis vermutlich bereit ist, bis zu 75 Prozent der Kosten zu tragen, ist für den Hamburger Haushalt natürlich erfreulich, sollte für die Bewertung des Projekts aber keine Rolle spielen – denn das Geld müssen so oder so die Steuerzahler aufbringen. Linke oder rechte Tasche – das ist unerheblich.

U5 ist nicht alleinige Lösung der Hamburger Verkehrsprobleme

Klar ist: Die U5 ist nicht die alleinige Lösung aller Hamburger Verkehrsprobleme. Ihr Bau sorgt für enorme CO2-Emissionen, die erst nach Jahrzehnten wieder eingespart wären. Sie bindet zwar wichtige Einrichtungen wie UKE, Universität und die Arenen am Volkspark an, erschließt aber letztlich nur kleine Teile der Stadt. Sie quetscht sich wie alle anderen Linien durch die Innenstadt, während woanders ganze Regionen unerschlossen bleiben. Und während eine westliche Elbquerung den Schienenknoten Hamburg und den Hauptbahnhof entlasten könnte, verstopft die U5 ihn weiter.

Die von ihren Kritikern geforderte Stadtbahn wäre dagegen für ein Bruchteil der Kosten und das noch viel schneller zu haben und hätte das Potenzial, als zusätzliches System in der Fläche ausgerollt zu werden. Allerdings würde eine solche Straßenbahn immense oberirdische Konflikte auslösen (das zeigten schon die 2010 gestoppten Planungen), während eine U-Bahn geräuschlos unter der Erde fährt und dabei viel schneller viel mehr Menschen transportiert.

Die Frage, ob Hamburg genau diese U-Bahn braucht, lässt sich also nicht einfach mit Ja oder Nein beantworten. Aber Stadtteile wie Steilshoop brauchen definitiv endlich eine Anbindung, ebenso das UKE und die Arenen. Und die U5 ist nun durchgeplant und finanziert und das bundesweit modernste Projekt dieser Art. Daher sollte es jetzt auch umgesetzt werden.