Hamburg. Von Jahr zu Jahr gibt es mehr Angriffe auf Beamte in Uniform - eine gefährliche Entwicklung zeichnet sich ab.

Im Internet kursiert ein Video, das extrem verstört und empört. Zu sehen ist ein Mann, der auf dem Boden liegt. Ein Bundespolizist schlägt ihm erst mehrfach wuchtig in die Nierengegend. Dabei kniet der Polizist auf dem Hals des Mannes. Es folgen Schläge mit dem Ellenbogen in den Nacken.

Brutales Video ging auf den Sozialen Medien viral

Das Video ging nach dem Derby zwischen dem HSV und dem FC St. Pauli viral. Der Fall ist längst ein Politikum und der prügelnde Bundespolizist identifiziert. Gegen ihn wird ermittelt. Die Identität des Mannes am Boden stand genauso schnell fest: Er ist St.-Pauli-„Fan“, gehört einer Gruppierung namens „Rotsport“ an, die auf Schlägereien aus ist.

Das soll diesen Vorgang nicht relativieren. Gegen den Polizisten muss, wie es auch schon unmittelbar nach dem Derby an dieser Stelle kommentiert wurde, mit aller Klarheit und Konsequenz vorgegangen werden.

Rassismus, Rechtsextremismus: Ausnahmen bei der Polizei

Beamte in Uniform, die sich so verhalten, ruinieren den Ruf einer überwiegend besonnen und deeskalierend vorgehenden Polizei. Es sind Einzelfälle wie dieser, die Polizisten unter Generalverdacht stellen. Von „Polizeigewalt“ ist gern die Rede, wenn sich solche Videos wie ein Lauffeuer im Internet verbreiten. Polizisten, die auf am Boden liegende Menschen einprügeln, passen ins Bild, wenn man der Polizei eh schon Brutalität, Rassismus oder Korpsgeist unterstellt.

Ja, es gibt rassistische Polizisten, prügelnde, stramm rechte. Aber das ist, nach allem, was man weiß, in Deutschland die Ausnahme. Und klar: Diese Ausnahmen haben nichts bei Schutzpolizei oder Kripo zu suchen.

Täglich Gewalt gegen Polizisten in Deutschland

Aber die allermeisten Polizisten gehen ihrem Job rechtskonform nach – und machen unser Leben sicherer. Prügelpolizisten sind ein Problem, das größere aber ist der gesellschaftliche Umgang mit der Staatsmacht in Uniform. Die Kurve der Gewalt gegenüber Polizisten steigt von Jahr zu Jahr. Beleidigungen, Bedrohungen, Körperverletzungen, sexuelle Nötigung – all das erleben Polizisten nahezu täglich.

Und dabei ist es, wie eine Recherche des Abendblatts zeigt, egal, ob sie in einer Millionenmetropole wie Hamburg oder in einem Dorf wie Klein Nordende bei Elmshorn im Einsatz sind.

Gefährliche Entwicklung: Polizei als Lückenbüßer?

Wenn ein junger Hamburger Polizeimeister erzählt, dass ihm gegenüber als Streifenpolizisten die „Menschlichkeit nachgelassen“ habe, nur weil er Uniform trägt, wirft das Fragen über die Verfasstheit der Gesellschaft auf. Wenn dieser junge Beamte schon nach vier Jahren im Einsatz in Hamm davon spricht, dass er versuche, die Anfeindungen nicht allzu dicht an sich heranzulassen, sollten wir uns sorgen um Anstand, Respekt und würdevollen Umgang.

Wenn Polizisten des Rahlstedter Kommissariats erleben, dass sie von einem Unbekannten aufgefordert werden, ihn mitzunehmen, ohne dass eine Straftat vorliegt, und er dann einem der beiden Beamten den Wangenknochen bricht, nur um einen Grund für die Festnahme geliefert zu haben, zeigt das, dass sich Polizisten zunehmend mit psychisch Auffälligen auseinandersetzen müssen, die eigentlich medizinische Hilfe benötigen. Die Polizei ist zum Lückenbüßer für gesellschaftliche Fehlentwicklungen geworden.

Polizeibeamten verdienen Respekt

An diesem Wochenende irrte ein Mann, von dem man zunächst nicht wusste, wer er war und was er wollte, mit einer Machete durch Jenfeld. Plante er einen Amoklauf? Die eingesetzten Beamten kannten weder Ziel noch Motiv. Auch wussten sie nicht, ob der Mann mit der Machete sie damit angreifen würde. Was sie wussten: Sie mussten den Mann (im Drogenwahn, wie sich dann herausstellte) stoppen. Und das haben sie getan. Dafür verdienen Polizisten wie sie Respekt und Anerkennung.