Bei den Profis zählt nicht nur Spielpraxis, sondern auch das Image in den sozialen Medien. Passt alles, kommen Unsummen zusammen.

Am vergangenen Sonntag stand ich zum ersten Mal seit Langem wieder auf einem Fußballplatz, für die zweite Herren des TSV Trittau in der Kreisklasse A. Es war eine umkämpfte Partie auf holprigem Rasen: wenig Ästhetik, dafür aber viel Fußballromantik.

Das Spiel konnten wir zwar gewinnen, mein Trainer analysierte im Nachgang aber, dass wir an meiner Rückwärtsbewegung „auf jeden Fall noch arbeiten“ müssten. An meinem Status als Einwechselspieler wird sich also vorerst wohl nicht so viel ändern.

Einen Marktwert haben Spieler sogar in der Kreisklasse

Mit Stolz kann ich allerdings behaupten, ab sofort einen Marktwert zu besitzen. Laut der App „Prematch“ bin ich als Fußballer 2020 Euro wert. Meine lethargische Defensivarbeit hatte darauf zum Glück keinerlei Einfluss, denn der Marktwert setzt sich aus einem Algorithmus zusammen, der sich an Spielklasse, Einsatzminuten, Ergebnis und Toren orientiert.

Den Marktwert eines Freundes, der in der C-Klasse spielt (Marktwert: 610 Euro), konnte ich deshalb bereits überbieten. Einem anderen Freund, der in der Oberliga Schleswig-Holstein aufläuft (Marktwert: 43.370 Euro), werde ich so schnell hingegen keine Konkurrenz machen. Ob man es für Blödsinn hält oder wirklich etwas darauf gibt – eine lustige Spielerei sind die Werte für Amateurkicker allemal. Auf den Profibereich bezogen, dürfte Fußballromantikern bei diesem Thema das Lachen aber ganz schnell vergehen.

Kylian Mbappé hat einen Marktwert von 223 Millionen Euro

Das Portal „Transfermarkt.de“ vergibt in Deutschland Marktwerte bis zur Regionalliga, wo der Basiswert bei 50.000 Euro liegt. In den europäischen Top-Ligen sind die Dimensionen aber ganz andere. Den höchsten Marktwert der gesamten Transfermarkt-Datenbank hat mit 160 Millionen Euro der Franzose Kylian Mbappé. Der 23 Jahre alte Angreifer von Paris Saint-Germain ist auch nach Einschätzung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KMPG der weltweit wertvollste Spieler.

Wie „Sky Sport“ Anfang Oktober berichtete, ist Mbappé laut KPMG zurzeit sogar 222,9 Millionen Euro wert. Die Zahl kommt dadurch zustande, dass KPMG für die Berechnung des Marktwertes nicht nur Leistungsdaten, Alter und Spielkasse, sondern auch Faktoren wie die restliche Vertragslaufzeit oder das Vermarktungspotenzial, zum Beispiel durch Social-Media-Abonnenten, erfasst. Ein Marktwert soll schließlich möglichst genau wiedergeben, wie hoch die Ablösesumme im Falle eines Transfers ausfallen könnte.

Zwei Milliarden Euro für Transfers – in nur einem Sommer

Kylian Mbappé gilt aber nicht nur als wertvollster Spieler, sondern auch als bestbezahlter. Sein aktueller Drei-Jahres-Vertrag beschert ihm Berichten zufolge 630 Millionen Euro, was den größten Kontrakt in der Geschichte des Sports bedeutet. Seit dem 222 Millionen Euro teuren Transfer seines Teamkollegen Neymar im Jahr 2017 scheint im Fußballgeschäft ohnehin alles möglich zu sein.

In der englischen Premier League etwa lagen die Transferausgaben im vergangenen Sommer bei rund zwei Milliarden Euro. Das ist fast viermal so viel wie im Transferfenster vor zehn Jahren. Bei diesen irrwitzigen Summen stellt sich die Frage: Wie viel kann und darf ein Spieler in einem Mannschaftssport wert sein? Und sind diese Investitionen überhaupt mit maximalem sportlichen Erfolg aufzuwiegen?

Wo das Geld für Paris Saint Germain und Manchester City herkommt

Die traurige Antwort: Vereine wie Paris Saint Germain oder Manchester City, das laut „Transfermarkt.de“ mit einem Kaderwert von 1,06 Milliarden Euro die teuerste Mannschaft der Welt stellt, müssen sich mit diesen Fragen überhaupt nicht befassen. PSG ist Teil des katarischen Staatsfonds, während ManCity der Herrscherfamilie des arabischen Emirates Abu Dhabi gehört.

Gute PR dürfte den Geldgebern sicher sein, als Fußballfan hat man sich schließlich daran gewöhnt, dass ein solches Sponsoring offenbar normal ist. Ein letzter Hoffnungsschimmer für die Fußballromantiker: Die Champions League gewonnen haben beide Vereine noch nie. Sie werden es in dieser Saison wieder versuchen.

Marktwert: Den Volontärskollegen einholen – ein ehrgeiziges Ziel

Die sportlichen Ambitionen meiner Mannschaft beschränken sich hingegen auf den Klassenerhalt in der Kreisklasse A. Ein persönliches Ziel habe ich aber auch. Mein Volontärskollege Maximilian Bronner ist 110 Euro mehr wert als ich. Das kann ich nur schwer auf mir sitzen lassen. Und für meinen Trainer: An meiner Rückwärtsbewegung werde ich natürlich auch intensiv arbeiten.