Bönningstedt. In der HSV-Jugend überzeugten andere. Lenny Glissmann trifft nun als Stürmer für die Oberliga-Fußballer des SV Rugenbergen.

„Auf deiner Position haben wir zwei Bessere als dich.“ Noch heute klingen Lenny Glissmann die Worte in den Ohren, mit denen ihm der frühere Nationalspieler Horst Hrubesch den Abschied von den Bundesliga-A-Junioren des HSV und einen Vereinswechsel nahelegte. „Da war ich enttäuscht. Enttäuscht von mir, dass ich es nicht geschafft hatte“, sagt der Berufsschüler. Ein Junge aus dem beschaulichen Kiebitzreihe nördlich von Elmshorn, gescheitert in der großen Stadt?

Vielleicht ja doch nicht. Erst 17 Jahre alt hat Glissmann damit begonnen, die Fußball-Welt der Erwachsenen aufzumischen. Beim 2:0 auswärts gegen den TuS Osdorf schoss er seine Oberligatreffer vier und fünf für den SV Rugenbergen, nachdem er die ersten drei Partien wegen eines lange geplanten Urlaubs in der Türkei und einer Erkrankung verpasst hatte. Der Osdorfer Teammanager Cemil Yavas stufte ihn nach diesen 90 Minuten als „Toptalent des Hamburger Fußballs, das wir eines Tages vielleicht in der Herren-Bundesliga wiedersehen werden“, ein. „So ein Kompliment freut mich, aber es verändert mich nicht. Es ist keineswegs so, dass ich mich jetzt für den Größten halte“, versichert der hochgelobte Stürmer.

Andere Talente empfanden Vorschusslorbeeren als Ballast

Wie das ist, als „Rohdiamant“ gepriesen zu werden, merkte ein Anderer während der Saison 2017/18, als er mit 17 beim VfL Pinneberg in der Oberliga debütierte. „Diese Vorschusslorbeeren waren für mich eher ein Rucksack als Ansporn“, erinnert sich Offensivspieler Marcel Uitz (23), der letztlich nur in der Landesliga (SSV Rantzau) sportlich zur Geltung kam und mittlerweile in Innsbruck Sport-Management studiert.

Kleiner, aber feiner Unterschied: Für Uitz gab es weder in Pinneberg noch anschließend beim Wedeler TSV die ideale Position. In Bönningstedt hat sich Nils Hachmann inzwischen für Glissmann als echte Sturmspitze entschieden. Vorgänger Michael Fischer hatte die Nachwuchshoffnung eher im offensiven Mittelfeld favorisiert. Die latent schwache Chancenverwertung nahm Hachmann zum Anlass, das zu ändern. Nicht erst in Osdorf stellte Glissmann Handlungsschnelligkeit, Tordrang und gute Schusstechnik sowohl mit links als auch mit rechts unter Beweis. Dabei darf der gebürtige Elmshorner wegen seiner Jugend nur mit einer Sondergenehmigung für den SVR antreten. Ein einziges Spiel für die Landesauswahl von Schleswig-Holstein öffnete ihm das Tor zum Spielbetrieb der Herren.

Für die Party auf dem Kiez brauchte er eine schriftliche Erlaubnis der Eltern

In seiner Konversation und dem Auftreten in den Punktspielen schon sehr reif merkte Glissmann am vergangenen Sonnabend, wie blutjung er noch ist. Den Mannschaftsabend durfte er nur mit einer anderen Sondergenehmigung auf dem Kiez ausklingen lassen. Die Eltern stellten ihm schriftlich die Erlaubnis aus, einige Zeit in Begleitung Erwachsener im Party- und Rotlichtviertel verbringen zu dürfen. Aber nur bis 2.30 Uhr. Dann setzte sich Glissmann ins Taxi und teilte sich die nicht geringen Kosten mit Zweitkeeper Christopher Knapp, der in Uetersen ausstieg. „Man kann mit Lenny nicht nur gut zusammenspielen sondern auch entspannt feiern“, berichtete Kapitän Sven Worthmann hinterher. Er werde persönlich ein Auge darauf haben, dass es so bleibt. Eine Ausnahme gibt’s auch für Toptalente nicht. Worthmann: „Als Jüngster muss Lenny beim Training die Bälle einsammeln und die Tore schleppen.“

Die Kraft dafür ist vorhanden. Glissmann besucht zwei- bis dreimal pro Woche das Fitnessstudio. Aus gutem Grund. „Durchsetzen kann ich mich nur mit einem starken Oberkörper.“ Vor dem Heimtreffen gegen Hamm United riskiert der Himmelsstürmer mit den Füßen auf der Erde, dem sein Vater Kai einst als Nachwuchs-Trainer bei Rot-Weiß Kiebitzreihe das kleine Fußball-ABC beibrachte, eine Prognose: „Wir können viele Teams schlagen und schaffen den Klassenerhalt.“

Bei Union Tornesch drohen vier Spieler angeschlagen auszufallen

Diesem Saisonziel will sich auch Union Tornesch mit einem Heimerfolg über Buchholz 08 annähern. Fragezeichen stehen aber hinter dem Einsatz der angeschlagenen Björn Dohrn, Jean-Patrice Meyer, Maik Stahnke und Adrian Ghadimi. In der Landesliga ist der SSV Rantzau neuer Tabellenführer – wenn die Barmstedter gegen den SC Nienstetden gewinnen und die SV Halstenbek-Rellingen beim aktuellen Spitzenreiter FC Alsterbrüder punktet.

Oberliga Hamburg, 16. Spieltag