Bei einer Rückkehr der Zuschauer in die Fußball-Stadien ergeben sich viele Probleme. Was wir jetzt bedenken sollten.
In dieser Woche klang es ein bisschen so, als wäre der Fußball wieder auf dem besten Weg zurück zur alten Normalität. Die Clubs rüsten sich für die Rückkehr der Fans, hieß es. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) hatte ihr 41-seitiges Konzept mit dem Titel „Grundlagen & Leitfaden für die Konzepterstellung zwecks Wiederzulassung von Stadionbesuchern“ für die neue Saison an die 36 Proficlubs der Bundesliga und der Zweiten Liga verschickt.
Wer sich dazu die konstant niedrigen Infektionszahlen in Hamburg anschaut (nur zehn in einer Woche), könnte schlussfolgern, dass bald alles wie früher ist. Aber nur auf den ersten Blick.
Fußball: Von der Normalität sind wir noch weit entfernt
Sich mit seinen Freunden vor dem Spiel zu einem Bier zu treffen, dann mit der Bahn dicht gedrängt zum Stadion zu fahren, um dann auf der Tribüne glückselig die Tore der eigenen Mannschaft zu bejubeln (und zu begießen), davon sind wir nicht nur in Deutschland noch meilenweit entfernt. Schlimmer noch: Das Leiden der Fans dürfte weitergehen.
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Das fängt schon bei einem gerechten Verteilungsschlüssel an, wenn Vereine wie der HSV nur 25.000 oder wie der FC St. Pauli sogar nur 8400 Zuschauer in die Stadien lassen dürfen. Wie schnell sich die Clubs dabei Ärger einhandeln können, zeigte das Beispiel des 1. FC Köln, der die kuriose Idee hatte, im Falle reduzierter Kontingente diejenigen Dauerkarten-Inhaber bei der Ticketvergabe zu bevorzugen, die vorab den vollen Preis für ihre Saisonkarte zahlen und auf eine Erstattung bei Spielausfällen verzichten.
Kontrolle der Fans?
Die aktive Fanszene hat von Anfang an deutlich gemacht, dass bei den Ultras eine große Skepsis bezüglich einer Teilöffnung der Stadien vorherrsche und die Mehrheit fordere: Wenn wieder Menschen in die Arenen dürfen, dann bitte schön alle! Vor allem die Registrierung der Kontaktdaten (Telefonnummer, E-Mail) beim Ticketkauf, um eventuelle Infektionsketten nachvollziehen zu können, wird in diesem Fanbereich äußerst kritisch gesehen.
Die Befürchtung: Dieses Instrument könnte nach der Pandemie zur Kontrolle der Fans missbraucht werden. Wenn es nicht gelingt, die Fangruppen bis zur geplanten Mitgliederversammlung der DFL-Clubs Anfang August mit ins Boot zu holen, dürfte es zu massiven Boykott-Aufrufen im Lager der Fußballanhänger kommen. In dem Punkt eine Einigung zu erzielen dürfte aber schwer werden.
Fußball-Anhänger müssen damit rechnen, wieder ausgeschlossen zu werden
Auf genauso wenig Akzeptanz wird bei Fans die Option stoßen, Stehplatzbereiche zu Sitzplätzen umzurüsten, mal abgesehen davon, dass es utopisch erscheint, dass sich die Fans bei hochkochenden Emotionen noch an Abstandsregeln halten werden. So oder so: Mit einem lockeren Ausflug zu einem Fußballspiel haben die Rahmenbedingungen der DFL sowieso nichts zu tun. Schon allein die Anreise zu den Spielen dürfte sich an vielen Standorten als problematisch erweisen. Die DFL bevorzugt die Anreise mit dem Pkw und rät, öffentliche Verkehrsmittel nicht zu nutzen.
Der Verband empfiehlt außerdem, Zeitfenster für den Einlass der Zuschauer zu definieren. Anfeuern mit Maske, jubeln auf Abstand auf mindestens halb leeren Tribünen, Verkehrschaos bei An- und Abreise – das alles klingt wenig verlockend.
Bei all den Planungen bewegt sich der Fußball auf dünnem Eis. Massenveranstaltungen sind nun mal der perfekte Ort für die Verbreitung des Coronavirus. Da die Zulassung von Fans abhängig vom regionalen Infektionsgeschehen ist, müssen die Fußball-Anhänger je nach Pandemie-Level damit rechnen, wieder komplett draußen bleiben zu müssen, während womöglich in einer anderen Stadt noch Zuschauer erlaubt sind. Nein, mit Normalität hat das alles im Fußball noch lange nichts zu tun.