Hamburg erlässt einen Bußgeldkatalog für Verstöße gegen die Coronaregeln.
Die Zahl ist in diesen Tagen erreicht. Etwa 1000 Tote in Deutschland infolge der Coronaepidemie – und das in nur wenigen Wochen. Auch wenn es bei uns erheblich weniger Coronatote gibt als beispielsweise in Italien oder den USA, so zeigt die Zahl dennoch, wie alternativlos es ist, entschlossen und konsequent die weitere Verbreitung des Virus zu verlangsamen.
Es klingt wie ein Mantra, ist aber wichtig zu betonen: Je mehr Zeit die Kliniken gewinnen, sich auf den befürchteten Anstieg auch an Schwersterkrankten vorzubereiten, umso weniger Todesfälle dürften später zu beklagen sein. Zustände wie in Italien, wo Ärzte gezwungen sind, 85-Jährige sterben zu lassen, um 65-Jährige stattdessen beatmen zu können, wo todkranke Menschen auf Klinikfluren herumliegen, dürfen sich bei uns nicht wiederholen.
Jeder Einzelne kann dabei mithelfen. Der beste Schutz sind eben nicht Handschuhe oder Tücher vor dem Mund. Der beste Schutz ist Abstand. Schon wieder, werden jetzt viele von Ihnen denken. Schon wieder diese Leier von 1,5 Meter Abstand. Und ja: Langsam sollte es eigentlich jeder gehört und auch verinnerlicht haben. Aber ganz offensichtlich ist es nicht so.
150 teils gravierende Verstöße gegen Auflagen
Während sich inzwischen wirklich die meisten Hamburgerinnen und Hamburger an die zentrale Empfehlung der Epidemiologen halten, so sind es aber immer noch um die 150 teils auch gravierende Verstöße gegen die Auflagen, die die Polizei täglich registriert. Strafen bis zu 25.000 Euro im Extremfall sind von heute an möglich. Jetzt kann die Polizei nach dem Motto verfahren: Wer nicht hören will, muss zahlen. Das ist gut so.
Spötter könnten und werden vermutlich sagen, dass Deutschland damit zur Normalität zurückkehrt. Erst kommt die behördliche Verfügung, es folgt die Durchführungsverordnung und schließlich der Bußgeldkatalog, typisch deutsch halt. Sollte das typisch deutsch sein – dann gern, wenn es denn hilft, die notorischen Leugner der Krise, diejenigen, die sie kleinreden, die sich nicht sorgen vor einer Ansteckung und sie vielleicht sogar suchen, um „es dann hinter sich zu haben“, zu disziplinieren. Denn sie stecken sich halt eben nicht nur selbst an – sie gefährden auch andere.
Bußgelder in einer Größenordnung, die wehtut, stehen ja auch nicht am Anfang einer Maßnahmenkette in mehreren Schritten. Schritt 1: Seit Beginn der Krise wurden die Menschen aufgeklärt über Corona und die Folgen. Es dürfte noch nie so umfassend auf allen Kanälen berichtet worden sein. Wissenschaftler wie der Berliner Virologe Christian Drosten genießen eine ungekannte Medienpräsenz. Man hört diesen Topstars der Medizin zu, verschlingt beinahe ihre Sendungen und Interviews.
Ein generelles Ausgangsverbot kann niemand wollen
Diese Experten informieren, analysieren, klären auf, nehmen die normalen Menschen in der Krise mit. Schritt 2 neben der Aufklärung: die Regeln. Nach und nach hat die Politik die Maßnahmen in diesem Ausnahmezustand verschärft bis hin zur Kontaktsperre, die noch mindestens zwei Wochen gelten wird. Schritt 3 in diesem schlüssigen Ablauf sind jetzt die Bußgelder. Schritt 4 wird und muss sein, stärker zu kontrollieren und zu sanktionieren.
Wer – um nur ein Beispiel zu nennen – seine Bar weiter öffnet, Snickers und Schokolade auf die Theke packt und so glaubt, als Laden des täglichen Bedarfs durchzugehen, der verhöhnt das System. Wer meint, die Regeln so brechen zu können, mit dem muss niemand Mitleid haben, wenn ein Bußgeld von deutlich mehr als 1000 Euro fällig ist. Denn wer sich jetzt nicht an Maßnahmen wie die Kontaktsperre hält, trägt Verantwortung, wenn sie weiter verschärft werden. Ein generelles Ausgangsverbot und ein noch weitergehendes Arbeitsverbot in vielen Branchen kann niemand wollen.