Um die Fakten herumzureden hat ja noch nie etwas gebracht. Also: Natürlich ist die Ballerei zu Silvester eine große Umweltsauerei. Es gibt Unmengen an Müll, eine nicht zu leugnende Feinstaubbelastung und auch reichlich sonstige Schadstoffe, die in die Luft geblasen werden. Und ja – viele Menschen fühlen sich davon belästigt oder verängstigt. Und die meisten Haustiere sowieso. Und dann wären da noch die vielen Verletzten, zum Teil lebenslang Verstümmelten, die Jahr für Jahr Opfer des unsachgemäßen Umgangs mit den Sprengkörpern werden. All das spricht für ein Verbot. Eine klare Sache also? Nein, keineswegs.
Stellen wir uns doch einmal kurz vor, das „Abbrennen von Feuerwerkskörpern“ wäre untersagt. Bei Zuwiderhandlung würden Geldstrafen verhängt. Was würde passieren? Wer glaubt, dass dann eben nicht geböllert und eben keine Raketen in den Nachthimmel geschossen werden, dem darf man schon Naivität vorwerfen. Natürlich würde es dennoch passieren – und besonders bei Jugendlichen wäre der Reiz sogar noch größer, als er ohnehin schon ist.
Wie bei jedem Verbot stellt sich zuerst die Frage, wie man es durchsetzen will. Soll die (in der Silvesternacht nicht gerade unterbeschäftigte) Polizei mit allen Personalreserven Streife gehen und Jagd auf in der Dunkelheit verschwindende Übeltäter machen und ihnen einen Bußgeldbescheid in die Hand drücken? Das klappt nicht mal theoretisch. Wenn es in einem beengten Raum wie einem Fußballstadion trotz Hundertschaften von Ordnern und Polizei nicht gelingt, den Einsatz von Pyrotechnik zu unterbinden, dann braucht niemand davon zu träumen, dass es in einer Großstadt gelingen könnte.
- Hier geht es zum Bericht: Soll Böllern zu Silvester in Hamburg verboten werden?
- Lesen Sie hier das "Pro" von Insa Gall
Und auch ein Verkaufsverbot würde nichts bringen, selbst wenn es bundesweit gelten würde. Im Gegenteil: Das wäre nur ein Konjunkturprogramm für den Schwarzmarkt – mit dem Ergebnis, dass unkontrolliert massenhaft hochgefährliche Ware verkauft würde.
Nein, ein Verbot wäre kontraproduktiv. Ertragen wir also, dass einmal im Jahr Ausnahmezustand herrscht. Lassen wir denen, die sich am Knallen und am Farbenrausch erfreuen, ihren Spaß. Mein persönliches Budget für Feuerwerk ist übrigens seit Jahrzehnten stabil – bei null Euro. Aber ich habe nicht vergessen, welch immense Bedeutung die Knallerei für mich als Teenager hatte. Seien wir also weise – und tolerant.