Derbysieger FC St. Pauli sollte demütig bleiben und aus der Vergangenheit lernen. Dennoch ist Luhukays Arbeit beachtlich.
Robin Himmelmann hatte den Blick für die nüchterne Realität schon eine halbe Stunde nach dem Abpfiff des Stadtderbys wiedererlangt. Womöglich hatte der Torwart des FC St. Pauli diesen sogar trotz des von den Fans und seinen Mitspielern ausgelassen gefeierten 2:0-Triumphes gegen den HSV nie verloren. „Dieses Spiel war für viele ein ganz besonderes, aber leider bringt auch dieser Sieg nur drei Punkte“, sagte er.
Während sich die Anhänger des Kiezclubs nun mindestens bis Ende Februar kommenden Jahres als Fans von Hamburgs Nummer eins titulieren können, sollte St. Paulis Spielern klar sein, dass die 32 Begegnungen mit den außerhalb Hamburgs beheimateten Clubs viel, viel wichtiger für das Abschneiden am Ende der Saison sind. Die negativen Erfahrungen, die St. Pauli 1977 und 2011 nach Siegen über den HSV mit dem direkt folgenden Bundesliga-Abstieg machen musste, sollten ebenso Warnung genug sein wie die Negativserie des HSV nach dem 4:0-Triumph im März, als der sicher geglaubte Aufstieg noch verspielt wurde.
Wo Luhukay St. Pauli verbessert hat
Das Derby am Montagabend offenbarte, dass im Team des FC St. Pauli weit mehr sportliches Potenzial steckt, als es die bis dahin erzielten Ergebnisse erahnen ließen. Es war erstaunlich, dass sich die Mannschaft trotz vieler erst spät verpflichteter Zugänge auf dem Feld als weitgehend funktionierende, aufeinander abgestimmte Einheit präsentierte. Hier hat Trainer Jos Luhukay ganz offenbar gute Arbeit geleistet.
Und doch gibt es noch längst keinen Anlass, euphorisch zu werden. Es wird darauf ankommen, dass das Team auch im grauen Zweitliga-Alltag dieselbe Konzentration und Entschlossenheit wie im emotionalen Stadtderby an den Tag legt. Gelingt dies, ist schon in dieser Saison vieles möglich.