Hamburg. Dem seit vier Monaten insolventen Unternehmen laufen die Fachkräfte davon; die, die bleiben, leiden unter der täglichen Unsicherheit.
Langsam wird die Hängepartie um den Hamburger Windkraftspezialisten Senvion unerträglich – vor allem für die Beschäftigten. Seit fast vier Monaten befindet sich ihr Unternehmen in der Insolvenz, beinahe täglich müssen sie mit dem Schlimmsten rechnen, nämlich mit dem Verlust ihres Arbeitsplatzes. Bisher hat das Geld ausgereicht, um zumindest die Gehälter zu bezahlen. Doch ob die Überweisungen auch im August noch auf den Konten landen werden? Bisher gibt es nicht einmal darauf eine Antwort für die rund 2000 Arbeitnehmer bundesweit, davon knapp 400 in Hamburg.
Die Geschäftsführung hält sich offiziell bedeckt. Nur dann und wann werden – von wem auch immer – Gerüchte öffentlich gestreut, die wenig hilfreich sind und die Unsicherheit in der Belegschaft vergrößern. So kann es nicht verwundern, dass immer mehr Beschäftigte sich nach einem anderen Arbeitgeber umschauen.
Senvion kommen die Fachkräfte abhanden
Allein in Hamburg sollen bereits rund 100 zum Teil bestens ausgebildete Fachkräfte Senvion verlassen haben – eine gefährliche Entwicklung. Denn sollte der Betrieb des Windanlagenbauers unter neuer Führung fortgesetzt werden können, würde wichtiges Know-how fehlen. Diese Abwanderung lässt sich nur aufhalten, wenn die Geschäftsführung offen und ehrlich mit den Beschäftigten umgeht.
Bei den Betriebsversammlungen am Dienstag müssen Namen und Fakten genannt werden. Welche Unternehmen haben Interesse an Senvion? Gibt es einen Konkurrenten, der die frühere Repower AG komplett kaufen möchte? Oder soll das angeschlagene Unternehmen womöglich filetiert werden? Die Antworten sind womöglich nicht die von der Belegschaft erhofften. Doch nur Klartext kann den Personal-Aderlass noch aufhalten. Es muss Schluss sein mit den gefährlichen Gerüchten.