Erst Beachvolleyball, jetzt Tennis: Der Rothenbaum ist eine Hamburger Perle, bleibt aber zu oft ungenutzt. Dabei gibt es gute Ideen.

Am Dienstag, als der Deutsche Tennis-Bund (DTB) seinen ersteigerten Pokal des Turniers von 1891 stolz präsentierte, durfte natürlich auch Sandra Reichel nicht fehlen. Die neue Turnierdirektorin machte einen erwartungsvollen, aber auch ziemlich angespannten Eindruck wenige Tage vor dem Start der 113. Auflage der traditionsreichen Tennisveranstaltung am Hamburger Rothenbaum. Alles sei neu für sie und ihren Vater Peter-Michael, räumte sie freimütig ein. Mehr als drei, vier Stunden Schlaf pro Nacht habe sie sich seit Wochen nicht gegönnt, der Zeitplan nach dem Ende der Beachvolleyball-Weltmeisterschaft am 7. Juli war doch ambitioniert.

So anstrengend diese Tage für die Familie Reichel persönlich auch sind, so zeigt sich darin das leidenschaftliche Bemühen, für die Besucher eine Erlebniswelt zu schaffen, die zwar vor allem Spitzentennis, aber auch ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm bieten soll, angefangen von einen Kids Court bis hin zu täglichen Talkshows und Livemusik, nicht zu vergessen die Eröffnungsveranstaltung mit der Präsentation der Spieler und den Auftritten von Max Giesinger und den Hamburger Goldkehlchen.

Nur fünf Stunden Tennis gucken – das reicht nicht

Wer heutzutage die Massen anlocken will, der muss attraktive Angebote schaffen. Nur fünf, sechs Stunden Tennis gucken, das reicht nicht mehr als Anreiz, gerade für jüngere Menschen nicht. Kein Wunder, dass sich DTB-Präsident Ulrich Klaus wünscht, dass das Tennisturnier einen „Event-Charakter“ haben soll – und die Veranstaltung ist im positiven Sinne auf dem besten Wege dorthin.

Dass der Verbandschef einige Sätze später auch davon sprach, dass es nun wieder ein DTB-Turnier sei, spricht für das konstruktive, vertrauensvolle und harmonische Verhältnis mit den neuen Lizenznehmern. Die Zusammenarbeit mit Michael Stich sei dagegen „eher sachlich gewesen, nicht so eng wie jetzt“. Hunderte Einladungen hat der DTB an seine Landesverbände geschickt, um den Rothenbaum wieder zu einem Treffpunkt der Tennisszene zu machen.

Nachdem die begeisterten Hamburger vor zwei Wochen den Center Court während der Beachvolleyball-WM zu einer großen Party-Arena umfunktioniert haben, lautet die Frage: Kann das Tennis diesen Schwung und die Aufmerksamkeit für sich nutzen?

Sponsoren am Rothenbaum: Nur ein erster Schritt

Und zweitens: Ist die Wirtschaft bereit, diesen Neustart des Turniers zu unterstützen? Die Engagements von Donner & Reuschel, Edeka, Head, ECE (mit Alexander Otto), edel-optics.de und Home United, beides Unternehmen des Towers-Sponsors Tomislav Karajica, sind ein erster, wichtiger Schritt. Aber eben nur ein erster. Sollen die Reichels auch in Zukunft Top-Leute wie Alexander Zverev verpflichten können, dem ein übliches Startgeld in Höhe von rund 300.000 Euro gezahlt wird, so braucht das Turnier mittelfristig wieder einen Titelsponsor.

Den größten Sieg würden die Veranstalter erringen, wenn die ständigen Vergleiche mit der Vergangenheit aufhörten. Darüber zu klagen, dass früher das Turnier den Masters-Status hatte und früher sowieso alles besser war, ist eine äußerst beliebte Disziplin, gerade nach den Rückschlägen im Hamburger Sport in der jüngeren Vergangenheit, bringt die vielköpfige Fraktion der Jammerer aber keinen Millimeter voran.

Nein, in Wahrheit bewegt sich vieles in die richtige Richtung, auch am Rothenbaum. Oder hätten Sie vor zwei Jahren darauf gewettet, dass die komplette Anlage an der Hallerstraße für zehn Millionen Euro (!) bis 2020 einer Grundrenovierung unterzogen wird?

Warum nicht mal die Towers am Rothenbaum?

Der Rothenbaum ist ein echter Schatz für Hamburg mit unschätzbarem Werbewert, in der Regel jedoch ein verborgener Schatz. Dass die Anlage auch nach ihrer Modernisierung an 343 von 365 Tagen im Jahr nicht für Sport und sonstige Großveranstaltungen genutzt werden darf, wie es der Bebauungsplan Harvestehude 11 vom 13. Juni 2006 unter Paragraf 2 vorschreibt, ist eigentlich unfassbar. Die Politik sollte schnellstmöglich mit allen Parteien – natürlich auch den Bürgern in Harvestehude – ins Gespräch kommen, um zumindest einige Tage mehr Events möglich zu machen.

Warum sollen beispielsweise die Basketballer der Hamburg Towers nicht mal ein Heimspiel dort austragen?