Die Stadt tut sehr viel, aber es gibt auch Schwachstellen. Zum Beispiel beim Winternotprogramm.

Hamburg. Sechs Obdachlose sind nach Angaben des Straßenmagazins „Hinz & Kunzt“ in diesem Winter in Hamburg gestorben. Auch wenn nicht bei jedem Todesfall ganz klar ist, inwiefern er auf die Temperaturen oder (auch) andere Umstände zurückzuführen ist, bleibt die Erkenntnis: Dass in einer der reichsten Städte Europas Menschen auf offener Straße erfrieren oder elendig krepieren, ist beschämend und nicht hinnehmbar.

Mit dem Finger auf eine vermeintlich herzlose Politik oder Verwaltung zu zeigen ist dennoch völlig fehl am Platze. Was die Stadt in Zusammenarbeit mit sozialen Institutionen mit viel Geld und ehrenamtlichem Engagement tut, um Menschen der Verelendung zu entreißen und ihnen ein festes Dach über dem Kopf zu vermitteln, ist bemerkenswert.

Mehr als 100 Mitarbeiter der Stadt sind nur damit beschäftigt, Menschen vor der Wohnungslosigkeit zu bewahren (übrigens recht erfolgreich), es gibt diverse Beratungsstellen, Tagesaufenthaltsstätten, öffentliche Unterkünfte, Wärmestuben, Gesundheitsangebote, Kältebusse, Mitternachtsbusse und nicht zuletzt das Winternotprogramm.

Obdachlose: Welche Fehler Hamburg macht

Und dennoch reicht es offenkundig nicht. Der Reflex, von allem das Doppelte zu fordern, liegt nahe. Allerdings gibt es auch Grenzen der Leistungsfähigkeit eines Gemeinwesens. Zielführender wäre es daher, gezielt die Schwachstellen des Hilfesystems zu beseitigen. Dass hiesige Firmen osteuropäische Wanderarbeiter mit Hungerlöhnen abspeisen und sie in städtische Unterkünfte schicken, ist nicht mit noch mehr Plätzen zu heilen – das muss schon der Rechtsstaat regeln.

Gegen das Problem, Menschen in eine bezahlbare Wohnung zu vermitteln, hilft unter anderem der Bau von mehr bezahlbaren Wohnungen. Und das Winternotprogramm sollte man weniger nach dem Kalender und mehr nach den Außentemperaturen ausrichten.