Für die populären Mannschaftssportarten in Hamburg geht ein wechselhaftes Jahr zu Ende. Ein Leben neben dem Fußball ist möglich.

Ja, doch. Auch 2018 gab es im Hamburger Sport zahlreiche Titel zu bejubeln. Die Hockeydamen des Clubs an der Alster gewannen das Double in der Halle und auf dem Feld. Die Hockey-Herren des UHC erfüllten sich mit dem nationalen Triumph in der Halle einen lang ersehnten Traum. Das Judoteam Hamburg feierte zum dritten Mal in Folge den Titel, der Norddeutsche Regatta Verein lag in der Segel-Bundesliga ganz vorne – und die Damen des Hamburger Golfclubs Falkenstein siegten nicht nur bei den deutschen Mannschaftsmeisterschaften, sondern räumten sensationell auch im Europapokal ab. Chapeau und großen Respekt, weil gerade dort nur die Leidenschaft für den Sport im Zentrum steht, nicht jedoch das große Geld.

Diese Erfolge bleiben oft unerwähnt, wenn gerade jetzt wieder, da dem Eishockeyteam der Crocodiles Hamburg der totale Absturz droht, über die Schwächen des Hamburger Mannschaftssports philosophiert wird. Weil bei den publikumsträchtigen Mannschaftssportarten die Bilanz schon länger nicht mehr schön strahlt. Ob im Fußball, wo der HSV seinen Dino-Status verlor, im Handball, Basketball, Volleyball oder auch Eishockey – Hamburg ist fast überall nur zweitklassig, wenn überhaupt.

Einzig die Frauen des Buxtehuder SV, die zum Hamburger Verband gehören, halten sich im Mittelfeld der Handball-Bundesliga. Die „Luchse“ von Buchholz 08-Rosengarten dominieren sportlich die 2. Handball-Bundesliga, doch vermutlich werden sie 2019 erneut auf ihr Aufstiegsrecht verzichten, weil sie die zusätzlichen Ausgaben (rund 150.000 Euro) nicht stemmen können.

Darum haben es viele Sportarten in Hamburg schwer

Das Insolvenzverfahren der Crocodiles liefert nun ein weiteres Argument vieler Hamburger, die behaupten: Sport in Hamburg funktioniert neben dem scheinbar allmächtigen Fußball, der Sponsoren und Medienaufmerksamkeit magisch anzieht, einfach nicht.

Ja, es stimmt: Der Kreislauf ist schwer zu durchbrechen. Wir Medien berichten nun mal umfangreicher über Veranstaltungen, die die Massen bewegen. Auf der anderen Seite wollen Unterstützer für ihr Geld auch einen Werbeeffekt sehen, der bei einer Randsportart ohne TV-Präsenz jedoch nur sehr schwer zu erzielen ist.

Wer sich heutzutage durchsetzen will, benötigt eine moderne Spielstätte, eine ordentliche Verkehrsanbindung und vor allem eine eigene Identität, eine eigene Story, die den Zeitgeist trifft, garniert von einer soliden Finanzierung von einer professionellen Clubführung. Dieses komplette Wohlfühlpaket liefern die 2013 gegründeten Hamburg Towers, die im kommenden Jahr erstmals einen Hauptsponsor präsentieren wollen. Egal ob 2019 der Aufstieg gelingt oder nicht: Dass Basketball in Hamburg zukunftsfähig ist, zeigt sich alleine am niedrigen Altersdurchschnitt in der stets ausverkauften Halle. Die Crocodiles hingegen konnten in Farmsen mit ihrer maroden Spielstätte mit dieser Entwicklung nicht annähernd mithalten.

HSV-Handballer dienen als positives Beispiel

Alle Abgesänge durchgestanden haben dagegen bisher die HSV-Handballer. Mal ehrlich: Wer hätte 2016 nach der Insolvenz des HSV Handball darauf gewettet, dass der Handball Sportverein Hamburg (HSVH) 2018 den Aufstieg in die Zweite Liga geschafft hat und das Weihnachtsspiel vor 10.000 Zuschauern in der Barclaycard Arena bestreiten darf?

Klar, der Abstiegskampf wird hart für den HSVH, der Verein wird auch perspektivisch Durchhaltevermögen brauchen, die Altlasten drücken gewaltig. Doch die Treue der Fans ist gewaltig und dokumentiert den unbedingten Willen, dem Handball-Standort Hamburg wieder zu neuem Glanz zu verhelfen. Rund 100 Partner unterstützen den Club in den verschiedenen Sponsoring-Kategorien bei der geplanten Rückkehr in die Bundesliga. Auch dies ist ein gewaltiges positives Statement.

Klar, eine wirtschaftliche Schieflage wie gerade bei den Crocodiles ist bitter. Aber das Ende des Profi-Eishockeys in Hamburg muss dies noch lange nicht bedeuten. Mit einem schlüssigen Konzept ist ein Comeback jederzeit möglich, das Zuschauer-Potenzial ist vorhanden. Ja, doch, ein Leben neben dem Fußball ist möglich.