Hamburg. Per Crowdfunding sollen bis 15. Januar 200.000 Euro für die insolvente Spielbetriebs GmbH gesammelt werden.

Nach einem Wochenende voller Schreckensmeldungen – vom sportlichen Doppelsieg einmal abgesehen – gab es am Montag eine gute Nachricht für die Crocodiles. Das Amtsgericht Hamburg gab dem Ansinnen des Eishockey-Oberligisten statt, die am Freitag beantragte Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung durchzuführen. Wäre dem nicht stattgegeben worden, hätte der Lizenzentzug gedroht. Nun kann der mit der Sanierung beauftragte Spezialist Michael Busching von der Kanzlei Ecovis Grieger Mallison die Arbeit aufnehmen. Der Rechtsanwalt saß am Montag bereits mit dem eingesetzten Sachwalter Matthias Wolgast, Geschäftsführer Christian Schuldt von der zahlungsunfähigen Spielbetriebs GmbH und Solveig Marxen vom Förderverein zusammen, um nächste Schritte abzustimmen.

Der wichtigste ist der Start einer Crowdfunding-Aktion, die über den Förderverein laufen wird und bis zum 15. Januar mindestens 200.000 Euro bringen soll. Am Montagabend wurden Interessierte im VIP-Raum der Eissporthalle Farmsen auf Initiative von Sportchef Sven Gösch über die Einzelheiten (siehe Textende) informiert. „Die Gehälter sind bis Ende Januar durch die Vorfinanzierung des Insolvenzausfallgeldes gesichert. Die erste Hürde ist, die Gehälter bis zum Hauptrundenende Anfang März zu sichern, damit die Saison zu Ende gespielt werden kann. Ohne breite Resonanz auf das Crowdfunding wird das nicht möglich sein“, sagte Busching.

Gespräche mit Gläubigern

Parallel dazu sollen in den kommenden Wochen Gespräche mit Gläubigern, Dienstleistern, der Stadt und dem Deutschen Eishockey-Bund geführt werden, um alle vom Insolvenzplan zu überzeugen und Einsparpotenzial zu eruieren. „Die Insolvenz bietet die Chance, durch einen Schuldenschnitt Schlechtes über Bord zu werfen und Gutes zu bewahren. Wenn das gelingt, könnten wir zum 1. April eine nachhaltig entschuldete GmbH haben“, sagte Busching. Das Insolvenzverfahren soll zum 1. Februar eröffnet werden.

Wie es zu der kurzfristigen finanziellen Schieflage kam und wer für die Etatlücke von 250.000 Euro verantwortlich ist, blieb auch am Montag unklar. Das Gerücht, der langjährige Gönner und Gesellschafter Klaus-Peter Jebens habe seine Zusage zurückgezogen, hält sich hartnäckig. Klar ist, dass es sich bei dem Posten nicht um Sponsoringgeld handelt, das vertraglich zugesichert und mit Gegenleistungen verbunden ist. Eine rechtliche Grundlage, die Zahlung einzuklagen, gibt es entsprechend nicht.

„Weitere Gesellschafter wären willkommen"

Tatsächlich geht es um eine Spende an den Förderverein, da eine GmbH keine steuerrechtlich relevanten Spendenquittungen ausstellen darf. Der e. V. setzt Zuwendungen sachbezogen, beispielsweise als Wohn-, Essens- oder Reisekostenzuschuss, ein. Der Fördervereinsvorsitzende Carl-Heinz Götz sagte: „Uns hat der Vorgang total überrascht. Ich weiß nicht, wer es war, kann mir aber nicht vorstellen, dass Herr Jebens nicht zu seinen Zusagen steht.“

Geschäftsführer Christian Schuldt (34) setzt bei der Rettung der Crocodiles auf die Fans.
Geschäftsführer Christian Schuldt (34) setzt bei der Rettung der Crocodiles auf die Fans. © Witters

Dass, wie gestern bekannt wurde, im Mai mit dem Allianz-Generalvertreter Steffen Leist ein dritter Gesellschafter neben Jebens und dem Notar Alexander Bowien aufgenommen wurde und dieser 25 Prozent der Anteile Jebens’ übernahm, ist laut Geschäftsführer Schuldt Zufall. „Die GmbH braucht breite Expertise, es wären auch noch weitere Gesellschafter willkommen“, sagte er. Aufatmen darf der Stammverein Farmsener TV, dem als Inhaber der Oberligalizenz kein Ungemach droht. „Wegen solcher Fälle wird der Spielbetrieb doch ausgegliedert. Der FTV ist an der GmbH nicht beteiligt und haftet nicht für deren Verbindlichkeiten“, sagte Busching.

Spendenkonto Crowdfunding: Förderverein EHC Hamburg e. V., Commerzbank AG Hamburg. IBAN: DE79200400000462625500. BIC: COBADEFFXXX. Verwendungszweck: „Rettet die Crocos“.