Nach der Hollerbach-Entlassung muss sich der Verein Zeit lassen mit Personalien, die dann von Dauer sein müssen.

Heiko Maas könnte ein zufriedener, ja ein glücklicher Mann sein. Bald ist er Außenminister und damit einer der mächtigsten und beliebtesten Politiker Deutschlands, seine SPD bleibt zudem nach einigem Hin und Her an der Regierung. Läuft für Maas, könnte man denken. Aber die Politik ist eben nur ein Teil seines Lebens. Der andere Teil ist der Sport. Maas ist nicht nur begeisterter Triathlet, sondern auch Fan eines ganz besonderen Fußballvereins - und für den könnte es kaum schlechter laufen. Ja, der designierte Außenminister schwärmt für den HSV. Oder, besser gesagt: Er leidet wie Hunderttausende Fans darunter, was aus dem Club geworden ist.

Am Montag mussten Maas und all die anderen die nächste schlechte Nachricht vom HSV registrieren, die Entlassung eines Trainers, der erst vor wenigen Wochen eingestellt worden war, um den Verein doch noch zu retten. Mit dem Rauswurf hat sich der HSV ein weiteres Mal übertroffen, wenn es um die Geschwindigkeit bei Trennungen geht, hat er ein weiteres Mal unrühmliche Schlagzeilen gemacht. Das wäre allein nichts, worüber sich ein Leitartikel lohnte, weil so eine Entlassung, auf welcher Ebene auch immer, für den HSV so normal geworden ist.

Was den Abschied von Hollerbach besonders macht, ist etwas anderes: Nun sollte der HSV wirklich am Tief- und hoffentlich am Wendepunkt seiner Geschichte angekommen sein. Ja, der erste Abstieg in der Vereins- und in der gesamten Bundesliga-Geschichte kommt noch hinzu, aber das ist zu diesem Zeitpunkt in der Saison und angesichts der erreichten Punkte eingepreist.

HSV-Entlassungen waren alternativlos

Von heute an muss es beim HSV wieder aufwärtsgehen, und das heißt zu allererst: Es darf keine weiteren falschen Personalentscheidungen mehr geben. Die neue Aufstellung muss eine von Dauer sein, sie muss nicht Wochen oder Monate, sondern Jahre tragen. Der HSV ist am Punkt Null seiner Entwicklung angekommen – allein schon, weil es so gut wie niemanden mehr in verantwortlicher Position gibt, von dem man sich trennen könnte. Das ist schneller gegangen, als man es sich vorstellen konnte, nachdem Bernd Hoffmann die Wahl zum Vereinsvorsitzenden gewonnen hat.

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Aber wahrscheinlich war diese Schnelligkeit ein letztes Mal alternativlos. Nun sollte der Hamburger SV in ein anderes Tempo schalten. Angesichts der aussichtslosen sportlichen Situation und der Erfahrungen der vergangenen Jahre muss der Verein sich Zeit lassen. Ganz offensichtlich hat er sich nie wirklich genügend davon genommen, um über die Zukunft des HSV nachzudenken. Wie bei keinem anderen Club war das Geschehen hier von hektischen, von vorschnellen und unüberlegten Entscheidungen geprägt, unabhängig davon, wer sie am Ende getroffen hat.

Der Druck resultierte aus der aus heutiger Sicht irren Idee, dass der HSV in einer vernünftigen neuen Struktur schnell wieder zum oberen Drittel der Bundesliga aufschließen könnte. Davon darf, davon wird man sich unter der neuen Führung nicht leiten lassen. Es geht nicht mehr um das eine große Ziel, das sich am Ende jeder Spielzeit auf den Klassenerhalt reduzierte. Es geht darum, den HSV behutsam wieder aufzubauen und sich auf das zu besinnen, was einen Club aus einer Stadt wie Hamburg ausmachen sollte. Stichworte: Maß halten, seriös planen, Ruhe bewahren. Und, wenn es geht: Bitte ab sofort. Damit nicht nur der Außenminister wieder Spaß am Fußball hat ...

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