Eine Musikmetropole braucht solche Sternstunden

Einer nölt ja immer. „Sollen diese knittrigen Multimillionäre doch ihr vernebeltes, spätvegetarisches Ego pampern – aber nicht bei uns und nicht so teuer und nicht so laut und nicht so viele und nicht im September, genau da könnte ja die Sonne scheinen, und genau an diesem Tag wollte ich auf genau diese Wiese!“ Genau! Nee – geschenkt. Ehrlich: Wer in einer Metropole leben will, die (na, vielleicht bis zur Eröffnung der Elbphilharmonie) ohnehin nicht im Verdacht stand, zum Beispiel Berlin kulturell überholen zu wollen, der kann nicht ernsthaft reflexartig in den Dagegen-Modus schalten, sobald mal einer mit unverhofften Ideen kopfüber in die stoffelige Alltagsroutine hopst. Und wenn Hamburg das Tor zur Welt sein will, macht es wenig Sinn (und übrigens auch keinen Spaß), ständig abzuschließen und den Schlüssel zu verschlucken. Gegen die Elbphilharmonie, gegen Olympia, gegen G20 (zugegeben, im Einzelfall gibt es Argumente), jetzt also auch gegen das Konzert der Rolling ­Stones im Stadtpark.

Wer sein Gegenüber nach der berühmtesten aktiven Band der Welt fragt, was ist die Antwort? Eben. Halten wir mal fest: Die Rolling Stones hatten ihre besten Zeiten schon vor Jahren hinter sich – kommen andererseits für eine solche Kategorisierung überhaupt nicht infrage. Und diese Band hat sich nun ausgerechnet Hamburg als Auftakt für ihre Europa-Tournee ausgesucht. Das ist nicht nur für all jene fein, die bis zur Zugabe ihrer „Satisfaction“ entgegenfiebern. Sondern auch für die Außenwirkung einer sich gerade neu (er)findenden Musikmetropole, die in diesem Jahr mit gleich zwei international beachteten Kulturereignissen – Elbphilharmonie, „Theater der Welt“ – punktet. Dass das Konzert nicht im Stadion, sondern im Stadtpark stattfindet, macht es nur interessanter. Es könnte, 28 Jahre nach dem letzten Stadtparkwiesen-Konzert, ein legendärer Abend werden. Bisschen schade vielleicht, dass die Stones nicht im kleinen Stadtparkrund spielen, da könnte man Mick Jagger auch von ganz hinten erkennen.

Der Veranstalter haftet für etwaige Schäden, die Stadt verdient was nebenbei, die Anwohner sind rechtzeitig vorgewarnt, wem ein First-Class-Ticket 680 Euro wert ist, hat selbst Schuld – und wer immer noch alles total daneben finden möchte, darf das. Bester Rat in diesem Fall: einfach nicht hingehen.