Kaum ein Fan erwartet heute einen Sieg in München. Aber alle hoffen, dass die Spieler endlich Lust und Leidenschaft zeigen – und kein Stargehabe.

Heute startet die Bundesliga in ihre 53. Saison, und spätestens jetzt sprechen alle Fans wieder über Fußball. Allerdings weniger über die Eröffnungspartie FC Bayern gegen den HSV. Da scheinen die Verhältnisse schon vorher klar.

Es sei denn, es gibt ein solches Wahnsinnsspiel wie das am Dienstag zwischen dem FC Barcelona und dem FC Sevilla. 4:4 nach 90 Minuten, 5:4 nach Verlängerung für „Barça“. 120 Minuten Zauberfußball. Wobei diese Mannschaften ruhig noch bis heute hätten spielen dürfen, so sehr haben sie beeindruckt. „Supercup“ hieß diese Veranstaltung, und sie hielt, was der Name versprach. Super! Einfach nur super!

Wer es gesehen hat, und zum Glück durfte Fußball-Deutschland mit dem ZDF live dabei sein, wird es so schnell nicht vergessen. Da waren wahre Künstler am Werk, echte Stars – Weltstars. Und die Herren Profis waren nicht in erster Linie darum bemüht, für sich zu glänzen, sondern sie stellten ihre wunderbaren Fähigkeiten nur in den Dienst der Mannschaft. So kann es nicht nur sein, so soll es auch sein.

Vielleicht noch rechtzeitig eine gute Erinnerung für jeden HSV-Spieler, was im Fußball besonders wichtig ist. Nicht irgendein unsinniges Stargehabe, nicht Arroganz, nicht Egoismus, sondern das gemeinschaftliche Miteinander. Ohne die Lust, fußballerisch zusammen Berge versetzen zu wollen, geht es nicht, wenn am Ende Erfolge zu Buche stehen sollen.

Beim HSV haben die Fans eine solche Lust bei ihren Profis schon seit Jahren schmerzlich vermisst. Ohne Leidenschaft, ohne Herz reihte sich Niederlage an Niederlage, Enttäuschung an Enttäuschung.

Jetzt zu Beginn der neuen Spielzeit ist der richtige Zeitpunkt für die Hamburger Spieler gekommen, die Einstellung zum Beruf noch einmal zu überdenken. Jeder für sich. Und bei dieser Überprüfung können sie am heutigen Abend besten Anschauungsunterricht genießen, denn sie stehen „echten“ Stars gegenüber. Die Profis des FC Bayern gehören zu den besten in der Welt, sie eilen von Sieg zu Sieg – und das trotz aller Verehrung, Wertschätzung oder sogar „Vergötterung“ durch die Fans. Immer miteinander. In München funktioniert ein Star-Ensemble ganz wunderbar, ohne Neid, ohne Missgunst.

Selbst wenn es heute beim Rekordmeister für den HSV die vielfach erwartete Niederlage geben sollte, vielleicht nehmen die Hamburger Spieler ja doch etwas mit zurück in den Volkspark. Es wird Zeit, dass sich die HSV-Profis wieder an jene Phase erinnern, als sie noch auf dem Sprung in den bezahlten Fußball waren. Das lief nur mit Lust, Leidenschaft, Herz und Engagement. Ohne Starallüren. Und ohne Arroganz.

Allmählich müsste doch jeder HSV-Spieler einsehen, dass noch ein weiter Weg vor ihm liegt, bis er sich wirklich als Star sehen und geben darf. Wer seit Jahren nur gegen den Sturz in die Zweitklassigkeit kämpfen muss, der sollte vielleicht dann doch einmal seinen eigenen Status überdenken. Star oder nicht Star? Das ist hier eigentlich längst keine Frage mehr.

Nein, ihr verehrten HSV-Profis,, denkt endlich um. Gebt endlich 100 Prozent, und zwar 90 Minuten lang.

Demut ist das Zauberwort. Alle diejenigen, die jetzt im Volkspark spielen dürfen (und dazu eine dicke Marie nach Hause schleppen), sollten endlich einmal wieder von jenem hohen Ross runterkommen, auf dem hier einst Hrubesch, Kaltz, Stein, Jakobs, Hieronymus, Groh, Magath und von Heesen völlig zu Recht saßen.

Nur gemeinsam sind wir stark. Gemeinsam und auf einer Ebene. Ihr dort oben, wir hier unten, das kann nicht funktionieren. Deswegen: Augen auf beim Spiel in München, wie sich echte Stars geben – es gibt ja noch so viel für euch zu lernen.

Die HSV-Kolumne Matz ab erscheint täglich auch im Internet unter www.abendblatt.de/matz-ab