Bruno Labbadia wusste, dass er sich mit seinem Wunschspieler nicht viele Freunde machen würde. Entsprechend zeugten die ersten Reaktionen vor allem von Empörung und Unverständnis, als der HSV die Verpflichtung des Skandal-Profis Emir Spahic vermeldete. Verständlich. Schließlich geht der Verein mit dem Transfer des 34 Jahre alten Verteidigers ein hohes Risiko ein. Nicht finanziell, denn Spahic kommt ablösefrei. Für den Hamburger Hausfrieden birgt der Deal dagegen logischerweise eine Gefahr.
Auf den zweiten Blick ist der bosnische Neuzugang für den HSV aber vor allem eins: eine Chance für das Transfergeschäft. Mit der Billiglösung Spahic verfügt Labbadia nun über drei gestandene Innenverteidiger, in dessen Rücken sich ein Talent wie Dong-Su Kim in Ruhe entwickeln kann. Einem Verkauf von Jonathan Tah zu Bayer Leverkusen steht nun nichts mehr im Wege. Mit einer Ablöse im oberen siebenstelligen Millionenbereich könnte sich Sportchef Peter Knäbel wiederum um die dringend benötigte Verstärkung in der Offensive kümmern. Bislang reichte das Transferbudget noch nicht einmal für die Verpflichtung von Zweitligastürmer Michael Gregoritsch.
Das dürfte sich nun ändern. Nicht nur der Bochumer dürfte zeitnah zum HSV wechseln. Auch ein Zehner soll noch kommen. Der finanzielle Spielraum ist durch Spahic ein wenig größer geworden. Findet der HSV nun noch einen Abnehmer für Valon Behrami, ergeben sich ungeahnte Möglichkeiten. Und die Wellen der Empörung über das Spahic-Geschäft wären spätestens dann wieder abgeklungen.