Seit einigen Wochen wird über die angeblich zu harte Zweikampfführung des HSV und der Freezers diskutiert. Ein Kommentar.

Wir Hamburger müssen uns mit vielen Klischees herumärgern. Wir sind unterkühlt, gehen zum Lachen in den Keller, und es regnet an 300 Tagen im Jahr. Seit einigen Wochen werden auch unsere Sportteams in eine Schublade gesteckt, auf der in großen roten Lettern stehen müsste: „Vorsicht, böse Hamburger. Öffnen auf eigene Gefahr!“

Markus Gisdol, äußerst erfolgreicher und eigentlich sehr sympathischer Trainer von 1899 Hoffenheim, warnte in der Pressekonferenz vor dem Duell mit dem HSV am Sonnabend vor der überharten Spielweise der Hamburger. Allen voran Valon Behrami wurde als Staatsfeind Nummer eins ausgemacht. „Ich habe ja Verständnis, dass es um viel geht. Aber ich glaube, dass da schon Grenzen überschritten wurden beim HSV, und ich habe schon meine Befürchtungen“, so Gisdol. „Wie Behrami um sich geschlagen hat, dürfte der Spieler normal diese Woche nicht spielen, sondern müsste gesperrt sein. Es ist nicht das erste Mal, dass der HSV so aufgetreten ist. Deswegen hoffe ich auf einen guten Schiedsrichter. Was zu viel ist, ist zu viel, und das war deutlich über der Schmerzgrenze.“

Behrami als Treter zu stigmatisieren ist übertrieben

Gut, es ist ein Stück weit verständlich, dass man als künstlerisch veranlagte Mannschaft gerne ohne großen Körperkontakt spielen möchte. Es macht ja auch viel mehr Freude, die Kabinettstückchen ohne Gegenwehr auszuführen und sich den verdienten Applaus im „Hexenkessel“ des Kraichgaus abzuholen. Mit dem HSV kommt jedoch eine Mannschaft, die sich im akuten Abstiegskampf befindet. Und in dem Wort Abstiegskampf befindet sich welches Wort? Richtig! Kampf!

Häufig musste man der Elf von Joe Zinnbauer in der Vergangenheit vorwerfen, nicht alles aus sich herauszuholen. Mittlerweile haben sich die HSV-Profis aber immer öfter der sportlichen Situation angepasst. Dass man im Kampf um die Existenz vielleicht auch mal die Grenzen des Erlaubten ausdehnt, ist normal und sicher kein hamburgspezifisches Problem. Natürlich kann man über die Zweikampfführung von Behrami gegen Borussia Dortmund diskutieren, ihn aber als Treter der Liga zu stigmatisieren ist schlichtweg übertrieben.

Kein Fan will körperloses Herumgedaddel sehen

Das Problem mit den „harten Hamburgern“ gibt es in diesen Tagen aber auch „on the rocks“. Im deutschen Eishockey wird gerade versucht, ein Bild der bösen Hamburg Freezers zu manifestieren. So war in einigen Düsseldorfer Medien vor dem Beginn des Play-off-Viertelfinals von „brutalen Kühlschränken“ zu lesen. Auch Trainer Christoph Kreutzer und einige Spieler der DEG echauffierten sich öffentlich über die Gangart der Hamburger. Dass sich im letzten Hauptrunden-Duell Spieler der DEG nach vermeintlichen Fouls der Freezers-Profis Mathieu Roy und Duvie Westcott verletzt haben, ist bedauernswert. Vorsatz war aber in keiner der Aktionen zu erkennen. In der schnellsten Mannschaftssportart der Welt können Unfälle nun einmal passieren. Und seien wir doch mal ehrlich: Kein Fan dieser Sportart will körperloses Herumgedaddel sehen.

Zur Faszination Eishockey gehören eben auch knackige Zweikämpfe, harte Bodychecks, und hin und wieder auch ein Fight. Mit Schönspielerei wird man nicht Deutscher Meister. Nur mit Hingabe, Wille, Leidenschaft und Emotionen.

Also, liebe Leute: Es ist doch alles halb so wild. Wir Hamburger sind ein ziemlich nettes Völkchen, das eben etwas „tougher“ ist. Eigentlich wollen wir doch wirklich nur spielen!

Freezers gelingt Traumstart in Play-offs

Ken Andre Olimb und Nico Krämmer gehen aufeinander los
Ken Andre Olimb und Nico Krämmer gehen aufeinander los © WITTERS | TayDucLam
Garrett Festerling (r.) und die  Freezers hatten beim 4:0-Erfolg gegen die DEG nur selten das Nachsehen
Garrett Festerling (r.) und die Freezers hatten beim 4:0-Erfolg gegen die DEG nur selten das Nachsehen © WITTERS | TayDucLam
Julian Jakobsen liegt verletzt am Boden
Julian Jakobsen liegt verletzt am Boden © WITTERS | TayDucLam
Torwart Sebastien Caron blieb ohne Gegentreffer
Torwart Sebastien Caron blieb ohne Gegentreffer © WITTERS | TayDucLam
Duvie Westcott (v.l.) und Garrett Festerling feiern mit dem Torschützen Matt Pettinger das 2:0
Duvie Westcott (v.l.) und Garrett Festerling feiern mit dem Torschützen Matt Pettinger das 2:0 © WITTERS | TayDucLam
Garrett Festerling verteidigt den Puck
Garrett Festerling verteidigt den Puck © WITTERS | TayDucLam
Torwart Tyler Beskorowany bleibt hier im Duell mit Thomas Oppenheimer der Sieger
Torwart Tyler Beskorowany bleibt hier im Duell mit Thomas Oppenheimer der Sieger © WITTERS | TayDucLam
Garrett Festerling ist nicht zu bremsen
Garrett Festerling ist nicht zu bremsen © WITTERS | TayDucLam
Bandenduell zwischen Kevin Clark (l.) und Daniel Fischbuch
Bandenduell zwischen Kevin Clark (l.) und Daniel Fischbuch © WITTERS | TayDucLam
Thomas Oppenheimer ist nicht vom Puck zu trennen
Thomas Oppenheimer ist nicht vom Puck zu trennen © WITTERS | TayDucLam
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