Negativzinsen drohen bald auch Privatkunden
Die Deutschen sehen sich gern als Sparweltmeister. Allerdings entspricht das keineswegs den Tatsachen: Während die Sparquote in Deutschland über die vergangenen Jahre auf nur noch gut neun Prozent gesunken ist, liegt sie in Frankreich bei 15 Prozent, in Portugal und Schweden oberhalb von zwölf Prozent.
Die aktuelle Diskussion über Negativzinsen auch für Privatkunden dürfte die Sparneigung der Deutschen weiter schwächen, selbst wenn die Strafzinsen auf Spareinlagen eine Randerscheinung bleiben sollten.
Dabei handelte es sich eigentlich nur um einen psychologischen Effekt, wenn künftig außer bei der thüringischen Skatbank auch bei anderen Instituten ein Minuszeichen vor dem Sparzins auftauchen würde: Weil die Verzinsung sicherer Geldanlagen – die in Deutschland traditionell besonders beliebt sind – unterhalb der Inflationsrate liegt, gehen den Sparern schon seit mehreren Jahren jeweils zweistellige Milliardenbeträge verloren.
Dass Sicherheit nicht kostenlos zu haben ist, wissen Großanleger längst. Bereits im Jahr 2012 waren sie bereit, beim Kauf kurzfristiger deutscher Staatsanleihen negative Zinsen hinzunehmen. Jetzt hat die Europäische Zentralbank (EZB) den Druck erhöht: Seit Juni müssen Banken, die Geld bei der Notenbank parken, ebenfalls Strafzinsen zahlen. Zumindest an Großkunden geben sie dies jetzt weiter.
Wenn man weiß, dass die privaten Haushalte in Deutschland aus Risikoscheu einen Großteil ihres Vermögens bei Banken anlegen, wird verständlich, warum die Entscheidung eines kleinen Instituts aus Thüringen, die nur einen extrem begrenzten Kreis von vermögenden Kunden trifft, so viel Unruhe verbreitet. Darüber sollte man aber nicht vergessen, welches Motiv die EZB veranlasste, eine solche Spirale in Gang zu setzen: Die Banken sollten veranlasst werden, mehr Kredite an Unternehmen zu vergeben, anstatt das Geld auf die Konten der Zentralbank zu legen und dafür risikolos Zinsen einzustreichen. Das sollte die Wirschaft in Europa ankurbeln.
Nur leider geben die bisherigen Erfahrungen, die man zum Beispiel in Japan mit diesem Instrument gemacht hat, wenig Anlass zur Hoffnung, dass es diesmal funktioniert.