Hamburger Geldhäuser lassen sich die Möglichkeit offen, Sparer zur Kasse zu bitten. Nur die Hamburger Volksbank spricht sich eindeutig dagegen aus
Hamburg. Schon seit Jahren haben sich die Sparer daran gewöhnt, nach Abzug der Inflationsrate einen realen Vermögensverlust zu erleiden. Doch seit wenigen Tagen müssen manche Privatkunden auch nominal einen Strafzins zahlen: Bei der Deutschen Skatbank aus Altenburg werden für vermögende Kunden nun 0,25 Prozent auf das Tagesgeldkonto fällig. Das thüringische Institut verweist darauf, dass auch die Europäische Zentralbank (EZB) von den Geschäftsbanken, die bei ihr Geld parken, einen Strafzins verlangt.
Hamburger Geldhäuser planen zwar derzeit nicht, dem Beispiel der Skatbank zu folgen. Aber man lässt sich ein Hintertürchen offen: „Wegen der Abhängigkeit von der Zinspolitik der EZB können wir Negativzinsen nicht grundsätzlich ausschließen“, sagt Dieter Miloschik, Sprecher der Sparda-Bank Hamburg. „Im Moment“ könne man sich dies aber „wirklich nur schlecht vorstellen“.
Auch die Hamburger Sparkasse mag sich nicht festlegen: „Unter den derzeitigen Rahmenbedingungen können wir uns Negativzinsen für Privatkunden nicht vorstellen“, so Haspa-Sprecherin Stefanie von Carlsburg. Mit den Rahmenbedingungen sind die aktuellen Konditionen der EZB gemeint. Sollte sie ihre Einlagezinsen noch weiter unter die Nulllinie drücken, könnte sich die Einschätzung also ändern.
Ähnlich klingt dies bei der PSD Bank Nord. Weil sie „aufgrund ihres genossenschaftlichen Selbstverständnisses“ den Mitgliedern und Kunden eine „faire Verzinsung der Geldanlagen“ bieten wolle, werde es „auf absehbare Zeit keine Negativzinsen im Hause der PSD Bank Nord geben“. Allerdings gehört auch die Deutsche Skatbank zur Gruppe der genossenschaftlichen Institute.
Lediglich die Hamburger Volksbank – also auch eine Genossenschaftsbank – bezieht im Hinblick auf die Privatkunden eine eindeutige Position: „Negativzinsen wird es bei der Hamburger Volksbank nicht geben.“ Vorstandssprecher Reiner Brüggestrat begründet dies mit der guten Eigenkapitalausstattung. Sie ermögliche es, „den Anlagezins über null Prozent zu halten“.
Dabei machten die Geldhäuser in diesem Geschäft derzeit sicherlich Verluste, erklärt Hans-Peter Burghof, Professor am Lehrstuhl für Bankwirtschaft an der Uni Hohenheim: „Von der Profitabilitätssituation her müssten die Banken eigentlich Negativzinsen erheben.“ Im Unternehmenskundenbereich tun sie das offenbar schon länger. So hatten etwa die Lufthansa und der Energiekonzern E.on berichtet, man habe ihnen Strafzinsen auf kurzfristige Einlagen in Aussicht gestellt.
Allerdings hätten die Bankvorstände offenbar große Angst, Kunden zu vertreiben, wenn sie diese Praxis auf den Privatkundensektor ausweiteten, sagt Burghof. Er sieht die Entscheidung der Skatbank daher als „Versuchsballon“, mit dem man versuche, Meinungen und Reaktionen zu testen.
Der Kreis der Betroffenen ist jedenfalls sehr begrenzt: Das Institut hat nach eigenen Angaben rund 15.000 Kunden. Die Strafzinsen beziehen sich auf Beträge von mehr als 500.000 Euro auf Tagesgeldkonten – allerdings nur, wenn die Gesamteinlagen des Kunden bei der Skatbank unabhängig von der Anlageform drei Millionen Euro überschreiten.
Auch der Branchenexperte Max Herbst, Inhaber der FMH-Finanzberatung, weist auf die von der Skatbank sehr hoch gewählte Schwelle für die Einführung des Negativzinses hin: „Das betrifft 95 Prozent der Kunden nicht.“ Nach Einschätzung von Herbst dürften angesichts des Wettbewerbs zumindest in den nächsten Monaten nur wenige Institute einen solchen Schritt wagen. Seine Begründung: „Menschen, die ohnehin nicht vollständig zufrieden mit ihrer Bank sind, würden sich dann sagen: ‚Jetzt reicht es‘, und zu einem Konkurrenten wechseln.“
Den deutschen Sparern müsse jedoch bewusst sein, dass sie auch ohne Negativzinsen schon heute de facto für das Sparen bestraft werden, merkt Burghof an. Denn die Zinsen, die sie von den Banken auf sichere Geldanlagen geboten bekommen, liegen unterhalb der Inflationsrate von zuletzt 0,8 Prozent.
Bei den vier befragten Hamburger Instituten gibt es – abgesehen von speziellen Angeboten für Kinder oder Auszubildende – keine Sparform mit einer Laufzeit von bis zu drei Jahren, die auch nur annähernd einen Vermögenserhalt ermöglichen würde. Die besten Konditionen bietet die PSD Bank Nord mit einer jährlichen Verzinsung von 0,45 Prozent (PSD WachstumsSparen über drei Jahre). Die Haspa als führende Privatkundenbank in Hamburg nennt für ein ähnliches Produkt nur 0,3 Prozent – was die Kunden offenbar nicht davon abhält, dennoch Geld auf die hohe Kante zu legen: In den ersten sechs Monaten des Jahres haben die Spareinlagen bei der Haspa um 900 Millionen Euro zugenommen.
Doch nach Einschätzung des Experten Max Herbst könnten Negativzinsen auch für einen breiteren Kundenkreis noch zum Thema werden: „Der Druck auf die Banken, die Zinsen zu senken, wird immer größer.“