Berlin. Erst kürzlich gab es eine Trennungskomödie aus Frankreich. Jetzt kommt schon wieder eine. Aber diese ist deutlich besser!

Sandrine (Charlotte Gainsbourg) steht unter Druck, schon lange. Anmerken hat sie es sich bisher kaum. Wenn nur die Coladosen und Limoflaschen nicht wären, die ihr beim Öffnen regelmäßig regelrecht explodieren. Auch in ihr brodelt es, nach mehr als 20 Jahren Ehe mit Christophe (José Garcia) und den unzähligen Sprachnachrichten, die er im Berufsstress regelmäßig ignoriert. Da hat sich bei Sandrine viel Enttäuschungen und Frust aufstaut, aber ein Ausbruch aus der Routine? Lange unvorstellbar!

Wochenende mit der ganzen Familie: Das Gefühlschaos ist vorprogrammiert

Bis sie sich doch durchringt und erstmal ganz vorsichtig ihre fast erwachsenen Kinder Bastien (Hadrien Heaulmé) und Loreleï (Lily Aubry) um Erlaubnis fragt, sich womöglich von deren Vater zu trennen. Kleine Schritte. Christophe fällt aus allen Wolken. Gut, er mag sie vernachlässigt, sich auch mal ruppig im Ton vergriffen haben, aber er liebt sie doch noch immer! Er will die Beziehung retten.

Also plant er über Nacht einen Wochenendtrip zu viert, an all die Orte, die Sandrine und ihm etwas bedeutet und sie zur Familie, zu den Leroys, gemacht haben. Die Parkbank mit dem Liebesschwur, die erste Wohnung und das Restaurant der Hochzeitsfeier sollen Erinnerungen an schönere Zeiten wecken. Ein Roadtrip durch die Provinz, um seine Frau zurückzugewinnen, mit zwei Jugendlichen auf dem Rücksitz, die ihre ganz eigenen Pubertätsprobleme haben.

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Das Gefühlschaos ist vorprogrammiert und die romantische Idee erfüllt sich nicht so, wie es sich Christophe erhofft hatte. Beim Besuch ihrer ersten Mietwohnung, in der sie vor 20 Jahren lebten, entpuppt sich der Nachmieter als Psychopath mit Axt, mit dem Straßenkarikaturisten, der ein Familienporträt zeichnen soll, kommt es gar zur Prügelei.

Der Film überrascht gleich auf mehreren Ebenen

Gerade vier Monate ist es her, dass in der französischen Trennungskomödie „Adieu, Chérie!“ eine eingeschlafene Ehe gerettet werden sollte, das Subgenre ist en vogue. Für den einfallslosen deutschen Titel kann „Es liegt an dir, Chéri“ jedoch nichts, aber die wörtliche Übersetzung es Originals, „Wir, die Leroys“ fand der Verleih offensichtlich nicht charmant genug.

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Mit einem Straßenkarikaturisten kommt es zu einer Prügelei.
Mit einem Straßenkarikaturisten kommt es zu einer Prügelei. © Weltkino | Nolita Cinema

Dabei überrascht der Film gleich auf mehreren Ebenen. Niemand ist so ganz sympathisch und kaum etwas löst sich in Wohlgefallen auf in dieser Familientherapie auf vier Rädern, die zärtlich und gnadenlos zugleich Schwächen seziert und dabei zwischen bösem Witz und berührenden, weil wahrhaftigen Momenten oszilliert.

Die Gratwanderung beherrscht Debütregisseur Florent Bernard mit erstaunlicher Selbstsicherheit. Wie gekonnt er verschiedene Genres zu etwas aufregend Neuem zu verbinden weiß, ist aktuell auch im Horror-Sozialdrama „Spiders – Ihr Biss ist der Tod“ über eine Spinnenplage in den Banlieues von Paris zu sehen. Auch in „Es liegt an dir, Chéri!“ macht Bernard fast alles richtig, nicht zuletzt dank Gainsbourg und Garcia als ungleichem, bittersüßen Krisenpaar. Nur den leidlich komischen Einfall mit den überschäumenden Getränkedosen hätte er etwas weniger oft strapazieren können.

Tragikomödie, Frankreich 2024, 102 min., von Florent Bernard, mit Charlotte Gainsbourg, José Carcia, Lily Aubry, Hadrien