Hamburg. Die neue MDR-Serie fühlt sich ein bisschen an wie ein Wiedersehen mit alten Freunden von der Uni – hochnotpeinliche Momente inklusive.
„Ich steh auf LSD“, sagt Lennart (Mirko Muhshoff) in seinem Bewerbungsvideo für den Medien- und Kunst-Studiengang an der Bauhaus-Universität in Weimar. „Das steht für: Lesen. Schreiben. Denken“, löst er selbstzufrieden über seinen guten Humor den nicht verstandenen Witz auf.
Trotz irritierender Einlage bekommt er einen Studienplatz, nun heißt es umziehen: aus dem Dorf in die Stadt, weg von seiner Mutter, weg von Freundin Inge, hin zu den Abenteuern des Studentenlebens.
So stellt er es sich auf jeden Fall vor. Dort trifft er allerdings auf den unmotivierten Langzeitstudenten Simon (Jano Kaltenbach), ebenso wie auf einen Haufen Probleme. Passend zu dem Studiengang der Protagonisten trägt die neue MDR-Serie den Namen: „Irgendwas mit Medien“ und ist ab Freitag (14. April) in der Mediathek verfügbar.
MDR-Serie „Irgendwas mit Medien“: Regisseure spielen auch selbst mit
Muhshoff und Kaltenbach sind darin nicht nur spielend, sondern auch als Regisseure vertreten. Die Idee für ihr Debüt-Projekt sei ihnen während der gemeinsamen Uni-Zeit gekommen: „Einerseits, weil uns oft die Frage erreicht hat, was wir in unserem Studium eigentlich machen und andererseits, weil wir Lust hatten, das Mockumentary-Genre mit dem kleinen, verschrobenen Medienkunst-Kosmos zu kombinieren“, sagen sie.
Der Figur Lennart liebt es, vor der Kamera zu stehen, perfekt also, dass er stets ein Film-Team mit dabei hat, das eine Dokumentation über ihn und seinen Studium-Start dreht. In Stromberg-Manier filmt das fiktive Dokumentationspersonal verschiedene Kommilitonen, die im Gegensatz zu Lennart eher etwas verschüchtert daherkommen, ganz vorne mit dabei Simon.
Fremdschäm-Mockumentary mit Herz: Bummeln vs. Pedanterie
Seine Devise ist: Mit möglichst wenig Aufwand das Studium abschließen, was sich schon viel zu lange zieht. Ganz im Gegenteil dazu hat sich Lennart klare Ziele gesetzt, die in pedantisch deutscher Art in Form von Zettel-Aphorismen an der Wand seines Wohnheimzimmers hängen: „Kleine Erfolge feiern, bescheiden bleiben, Semesterbester werden“. Dieser Tatendrang wird Lennart häufig zum Verhängnis.
Mit einer sympathischen Naivität tritt er immer wieder in die größten denkbaren Fettnäpfchen. Mirko Muhshoff spielt dabei meisterhaft mit der fiktiven Kamera, die er teils strahlend (vor Stolz), aber auch nicht selten verzweifelt (vor Scham?) eindringlich anschaut und dabei an sein selbst erklärtes Schauspiel-Vorbild Phoebe Waller-Bridge aus „Fleabag“ erinnert.
Ganz im spielerischen Kontrast dazu, jedoch nicht weniger überzeugend, verkörpert Jano Kaltenbach den lethargischen Simon, der im Laufe der Serie eine besondere Beziehung zu Lennart entwickelt.
Serie „Irgendwas mit Medien“: Gedreht wurde an der alten Universität
Insgesamt wirken die Charaktere der Serie wie ein Klischee beladenes Abbild von Kunst- und Medienstudierenden: „Wir haben versucht, Erfahrungen von uns oder Kommilitonen in die Figuren einzubauen, eine Mischung aus Leuten, die wir kennen, und Dingen, die wir selbst erlebt haben“, erzählt Kaltenbach. Gedreht wurde an ihrer alten Universität: „Für uns war das ein krasser Nostalgietrip, wieder an den Orten zu sein, wo wir studiert haben“, erzählt Muhshoff.
Einige der ehemaligen Mitstudierenden seien im Projekt involviert gewesen, deswegen „hat es sich im besten Sinne teilweise auch studentisch angefühlt“, führt er fort. Darüber hinaus gibt es verschiedene Gastauftritte, wie unter anderem von Dominique Horwitz (bekannt durch „Stalingrad“ oder „Anne Frank“).
Erinnert an „Jerks“: Serie spielt mit Momenten der moralischen Grenzüberschreitung
„Irgendwas mit Medien“ spielt mit unangenehmen Momenten der moralischen Grenzüberschreitung und reiht sich damit in ein Genre ein, was jüngst in der deutschen Serienlandschaft einigen Zuspruch erfährt (man denke an „Jerks“ oder „Die Discounter“).
Eine Besonderheit dieser Produktion ist jedoch, dass die Protagonisten trotz ihrer starken Eigenheiten und teilweise fragwürdigem Verhalten Sympathieträger bleiben.
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Fremdscham, Liebe, Trauer, Freundschaft – in dieser Mockumentary ist alles drin
„Die Identifikation findet sicherlich auch dadurch statt, dass einem die Figuren manchmal leidtun oder weil man sich selbst in einer unangenehmen Situation wiedersieht“, sagt Kaltenbach dazu. Gerade die Kombination von Fremdscham und Momenten der Trauer, Liebe sowie einer unerwarteten Freundschaft lässt die Figuren menschlich und lebendig wirken.